Gewinn von Daimler schrumpft um 64 Prozent – Elektroflotte verschlingt Milliarden

Zum ersten Mal legt Ola Källenius als Daimler-Chef die Bilanz des Autobauers vor. Der Schwede spart an allen Ecken und Enden, um den Konzern wieder profitabler zu machen. Doch womöglich reicht auch das noch nicht. BMW hingegen plant den Umstieg auf E-Mobilität ohne Stellenabbau.
Epoch Times11. Februar 2020

Schlechte Nachrichten in Serie haben Ola Källenius den Start an der Daimler-Spitze gründlich verdorben. Am heutigen Dienstag (11.30 Uhr) kann der seit Mai amtierende Vorstandschef des Auto- und Lastwagenbauers offiziell einen Strich unter das Jahr 2019 machen.

In Stuttgart legt Daimler die Jahresbilanz vor. Dass die nicht sonderlich gut ausfallen wird, hat der Konzern schon angekündigt. Der Gewinn dürfte nach dem ohnehin schon herben Einbruch von 2018 im vergangenen Jahr noch weiter nach unten gegangen sein.

Mehrfach hatte Källenius die Erwartungen in den Monaten seit seinem Amtsantritt nach unten korrigiert und zudem im November ein Sparpaket auf den Weg gebracht, das unter anderem die Streichung Tausender Arbeitsplätze vorsieht – und laut einem „Handelsblatt“-Bericht vom Montag auch nochmals verschärft werden könnte.

Einem Absatzrekord im Pkw-Geschäft bei Mercedes-Benz mit rund 2,34 Millionen verkauften Autos im vergangenen Jahr steht bei Daimler nicht nur eine nachlassende Konjunktur im Lastwagengeschäft gegenüber.

Ein enormer Kostenberg drückt auf den Gewinn

Der Konzern muss Milliarden investieren, um seine Elektroflotte auf die Straße zu bringen – vor allem, um die verschärften CO2-Grenzwerte einhalten und Strafzahlungen vermeiden zu können. Gleich beim ersten Modell EQC sorgten Probleme mit einem Bauteil aber dafür, dass nicht so viele Fahrzeuge ausgeliefert werden konnten wie geplant.

Auch die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie dem automatisierten Fahren kostet trotz Partnerschaften mit anderen Branchenriesen wie BMW und Bosch Milliarden. Källenius hält an den Projekten fest.

Besonders teure Visionen wie das „Robotaxi“, die seiner Ansicht nach auf absehbare Zeit deutlich mehr Geld verschlingen werden als sie einbringen können, hat der Schwede auf der Prioritätenliste aber weit nach hinten geschoben.

Und dann sind da noch die Altlasten aus der Dieselaffäre. Für Rückrufe und Verfahren weltweit hatte Daimler schon im vergangenen Sommer rund 1,6 Milliarden Euro auf die Seite gelegt. Erst vor knapp drei Wochen hatte der Konzern dann aber einräumen müssen, dass die Rechnung nochmal um 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro länger werden wird.

Die Behörden werfen Daimler vor, in diversen Diesel-Modellen eine unzulässige Abschalteinrichtung in die Steuerung der Abgasreinigung eingebaut zu haben. Der Konzern bestreitet das, hält sich aber an die Rückrufe und hat schon bei Hunderttausenden Fahrzeugen Software-Updates installiert.

Selbst ohne diese neuen zusätzlichen Kosten geht Daimler auf Basis vorläufiger, schon bekannter Zahlen für 2019 von einem operativen Ergebnis von nur 5,6 Milliarden Euro aus. Das ist gerade einmal halb so viel wie 2018 – und schon da war das Ergebnis deutlich nach unten gerauscht. Von seinen langfristigen Profitabilitätszielen ist der Autobauer damit weit entfernt.

Sparprogramm wird weiter verschärft

Laut „Handelsblatt“ plant Källenius deshalb, sein im November angekündigtes Sparprogramm noch zu verschärfen und beim Personal deutlich mehr als die bisher genannten 1,4 Milliarden Euro bis Ende 2022 einzusparen. Bis zu 15.000 Stellen sollten weltweit gestrichen werden.

Bislang war immer von mindestens 10.000 die Rede gewesen. Allerdings hatte Daimler selbst diese Zahl nie genannt, sondern nur einmal von einer „niedrigen fünfstelligen Zahl“ gesprochen. Auch die neue Zahl wollten weder der Konzern noch der Betriebsrat kommentieren.

Außer den Personalkosten will Källenius auch die Materialkosten deutlich senken und zudem die Investitionen deckeln, die teure Modellpalette ausdünnen und sich in den einzelnen Segmenten stärker auf die Fahrzeuge mit den höchsten Gewinnspannen konzentrieren.

Laut „Handelsblatt“ ist das Aus für einige Modelle, unter anderem in der S-Klasse, nun bereits beschlossen. Das Ende der X-Klasse, eines erst 2017 auf den Markt gebrachten, aber hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Pick-up-Modells, war schon bekanntgeworden.

Zudem hat sich der Vorstandschef den Analysten und Branchenexperten Max Warburton als Berater an die Seite geholt. „Ich habe ihn beauftragt, Wege zu finden, um unseren Fokus zu schärfen, unsere Entscheidungsfindung zu beschleunigen, unsere Strategie zur Elektrifizierung zu beschleunigen und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern“, sagte Källenius. Der Brite Warburton soll im März bei Daimler beginnen.

BMW-Chef: Umstieg auf E-Autos geht ohne Stellenabbau

BMW-Chef Oliver Zipse hat bekräftigt, im Zuge des Umstiegs auf Elektroantriebe keine Stellen abbauen zu wollen. „Ich kann nicht für Wettbewerber sprechen, aber wir brauchen unsere Mannschaft für unseren Wachstumskurs und halten das Personalniveau stabil“, sagte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Dienstagsausgabe).

Der Umstieg geschehe „nicht über Nacht und es ist eine unternehmerische Aufgabe, diesen Übergang erfolgreich zu gestalten. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagte Zipse.

An die Konkurrenz richtete der BMW-Chef eine Kampfansage: „Weltweit haben wir bereits über eine halbe Million elektrifizierte Fahrzeuge auf der Straße, während sich die meisten Wettbewerber nur mit Ankündigungen überboten haben. Deswegen haben wir in diesem Bereich auch einen höheren Marktanteil als alle anderen deutschen Premiumhersteller zusammen“, sagte Zipse der WAZ.

In diesem Zusammenhang verwies er auch auf die von den deutschen Herstellern gefürchteten neuen CO2-Grenzwerte für die Flotten der Hersteller, die ab 2021 gelten und bei Nichteinhaltung hohe Strafzahlungen vorsehen. „Wir werden ja sehen, wer die Werte erreicht und wer nicht“, sagte Zipse.

BMW bekenne sich klar zu den CO2-Zielen. Der BMW-Chef sprach sich zudem gegen ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen aus, was inzwischen von der Mehrheit der Bürger befürwortet und selbst vom ADAC nicht mehr abgelehnt wird.

„Die Effekte für Sicherheit oder Klimaschutz sind äußerst gering. Und die Hauptunfallursache auf Bundesautobahnen sind eine nicht angepasste Geschwindigkeit, etwa bei Regen oder Glatteis, und zu geringer Abstand. In beiden Fällen ist ein starres Tempolimit unwirksam“, sagte Zipse. (dpa/nh)



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