EZB-Chef Draghi verteidigt Nullzinspolitik – Chefökonom der Deutschen Bank übt heftige Kritik

Europa müsse sich fragen, inwieweit die „aggressive, unkonventionelle und völlig unerprobte Geldpolitik der EZB – bis hin zu negativen Zinsen – zur Verschärfung der Probleme Europas beiträgt“, kritisierte ein Chefökonom der Deutschen Bank die Nullzinspolitik der EZB. Mario Draghi hingegen verteidigte seinen Kurs.
Titelbild
EZB-Chef Mario DraghiFoto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times28. September 2016

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat die Nullzinspolitik der EZB vor dem Europa-Ausschuss im Bundestag verteidigt. „Unsere Maßnahmen greifen: Sie tragen dazu bei, dass sich die Erholung fortsetzt und Arbeitsplätze entstehen; sie sorgen also für einen Aufschwung, von dem letztlich auch die Sparer und Rentner in Deutschland und im Euroraum insgesamt profitieren“, sagte Draghi am Mittwoch. Die derzeit niedrigen Zinsen seien nötig, „um künftig zu höheren Zinsen zurückzukehren“.

Zunächst müssten die Maßnahmen der EZB „jedoch ihre volle Wirkung entfalten können“. Auch den deutschen Sparern würde es aufgrund der Maßnahmen besser gehen.

Obwohl im derzeitigen Niedrigzinsumfeld die nominale Rendite auf Sparguthaben sinke, würde für Sparer aber „der reale Zinssatz, also der inflationsbereinigte Nominalzins“ zählen. Draghi merkte an, dass die EZB „mögliche Risiken für die Finanzstabilität, die beispielsweise von den nationalen Immobilienmärkten ausgehen könnten, genau im Auge“ behalte. Es sei aber derzeit „weder im Euroraum noch in der deutschen Wirtschaft insgesamt eine Überhitzung“ festzustellen.

„EZB trägt zur Verschärfung der Probleme Europas bei“

Kurz vor Draghis Aufritt im Deutschen Bundestag übte der Chefökonom der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, heftige Kritik am Kurs der Europäischen Zentralbank.

Europa müsse sich fragen, inwieweit die „aggressive, unkonventionelle und völlig unerprobte Geldpolitik der EZB – bis hin zu negativen Zinsen – zur Verschärfung der Probleme Europas beiträgt“, moniert der ökonomische Vordenker der Deutschen Bank in einem Gastkommentar in der „Welt“.

Europas Zukunft stehe auf dem Spiel, so Folkerts-Landau weiter: „Noch nie war eine Region so abhängig von dogmatischen Entscheidungen nicht direkt gewählter Technokraten. Wollen wir wirklich das Scheitern des wichtigsten wirtschaftspolitischen Projekts der Geschichte riskieren? Zukünftige Generationen würden uns das naive Vertrauen in die Geldpolitik nicht verzeihen.“

(dts/dpa)

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion