Arbeitskosten: Deutsche Industrie verliert stark an Wettbewerbsfähigkeit
Schon vor den Belastungen durch das Coronavirus hat Deutschlands Verarbeitendes Gewerbe stark an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, die Arbeitskosten sind relativ hoch. Das zeigt eine bisher unveröffentlichte Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, über welche die „Welt“ berichtet.
Allein in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 haben die deutschen Arbeitskosten zum Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent zugenommen.
Arbeitskosten recht hoch
Lohnstückkosten sind durch das Verhältnis von Arbeitskosten (vor allem Löhne und Sozialabgaben) und Produktivität bestimmt. „Die überdurchschnittlich hohe Produktivität hierzulande hat zuletzt nicht mehr ausgereicht, um den Nachteil der hohen Arbeitskosten zu kompensieren“, sagte Christoph Schröder, Arbeits- und Tarifexperte beim IW.
Zwar entwickelt sich die Produktivität auch in anderen Ländern nicht dynamisch, doch die Verteuerung der Produktion ist in kaum einer anderen Volkswirtschaft so stark ausgeprägt wie in Deutschland. In den 27 Ländern, die das arbeitgebernahe Institut analysiert hat, betrug der Anstieg in dem Zeitraum knapp drei Prozent.
Euro verschafft Deutschland keinen Vorsprung
Nach Schröders Einschätzungen ist der deutsche Vorteil bei den Lohnstückkosten gegenüber den übrigen Euro-Ländern jetzt so gering wie zuletzt 2002. Anders als oft angenommen, verschafft der Euro Deutschland also keinen Vorsprung. „Seit 1999 ist die deutsche Lohnstückkostenposition gegenüber dem Ausland insgesamt annähernd konstant geblieben“, so der Experte.
Teurer ist die Fertigung insgesamt nur in fünf Staaten, darunter Großbritannien und Frankreich. Allerdings spielt das Verarbeitende Gewerbe für beide Volkswirtschaften eine deutlich geringere Rolle als für die deutsche.
Teure Lohnstückkosten in Deutschland
Die US-Industrie kann auf den Weltmärkten dagegen mit Lohnstückkosten aufwarten, die ein Fünftel niedriger sind als die hiesigen. Die japanische Fertigung ist sogar rund ein Viertel günstiger. In fast allen Ländern des Euro-Raums lassen sich Güter billiger herstellen als in der Bundesrepublik: Im Schnitt liegen die Lohnstückkosten in Europa acht Prozent niedriger.
Der Spielraum für Arbeitnehmer, mehr Lohn zu verlangen, ohne den eigenen Betrieb international in die Defensive zu bringen, dürfte durch die Verschlechterung der Wettbewerbsposition 2020 kleiner ausfallen, als bisher bekannt. (dts/so)
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