Deutsche-Bank-Chefvolkswirt mahnt konstruktive Brexit-Gespräche an
David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, spricht sich nach dem Brexit-Referendum für möglichst einvernehmliche Gespräche zwischen der EU und Großbritannien aus: „Ich plädiere für konstruktive Verhandlungen, die eine positive Botschaft senden an die Märkte, an den Rest der EU und die Welt. Nun wird sich zeigen, ob Europa die Größe hat, um Streitigkeiten mustergültig zu lösen“, sagte er im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ (Mittwochsausgabe). Natürlich werde Großbritannien nicht umhin kommen, gewisse Einschränkungen beim Binnenmarkt hinzunehmen.
Aber es wäre falsch, jetzt ein Exempel zu statuieren und Großbritannien den Austritt aus der Staatengemeinschaft möglichst schwer zu machen, so Folkerts-Landau. „Von konstruktiven Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien profitiert auch die europäische Wirtschaft“, betonte er. „Letztlich geht es doch darum: Europa ist eine ungeheure politische und wirtschaftliche Errungenschaft, von der die Mitgliedstaaten enorm profitieren können. Wir sollten daran arbeiten, die EU wieder attraktiver zu machen statt darüber nachzudenken, wie wir diejenigen exkommunizieren, die daran zweifeln.“ Insgesamt gibt sich der Deutsche-Bank-Chefvolkswirt eher optimistisch, was die Brexit-Folgen für Großbritannien angeht. Es könne zwar Anfang nächsten Jahres zu einer Rezession auf der Insel kommen. Doch das dürfte „nur von kurzer Dauer sein, denn die britische Wirtschaft ist im Großen und Ganzen in einer guten Verfassung.“ Zudem dürften die Exportunternehmen von dem tiefen Fall der britischen Währung profitieren. Für die Eurozone ist er dagegen nicht gar so zuversichtlich: „Die Eurozone ist in einer heiklen Situation. Die Wirtschaft wächst zwar, aber das Wachstum ist sehr fragil“, sagte Folkerts-Landau. „Das letzte, was die Eurozone braucht, ist neue Unsicherheit durch den Brexit-Schock. Schon jetzt hängt die Eurozone am Tropf einer Zentralbank, deren Instrumente weitestgehend ausgeschöpft sind. Deshalb könnte die Eurozone letztlich stärker unter einem Brexit leiden als Großbritannien.“
(dts Nachrichtenagentur)
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