Corona-Krise: IG Metall pocht auf Lohnzuschüsse für Arbeitnehmer
Die IG Metall drängt unmittelbar vor einem Krisentreffen im Kanzleramt an diesem Freitag auf zusätzliche Hilfe für Arbeitnehmer, die von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen sind. „Es kann nicht sein, dass Beschäftigte beim Bezug von Kurzarbeitergeld massive Einkommensverluste hinnehmen müssen. Kurzarbeitergeld bedeutet 60 Prozent vom Netto-Einkommen. Ein Arbeitnehmerhaushalt hat dann nach der Mietzahlung und anderen laufenden Verbindlichkeiten kaum etwas über“, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
In der Krise 2008/2009 seien mit den Arbeitgebern Zuschüsse vereinbart worden, sodass das Nettoentgelt der Beschäftigten einigermaßen gesichert geblieben sei. Das müsse auch jetzt wieder so geregelt werden. „Die Menschen sind schon jetzt über Corona höchst verunsichert“, so der Gewerkschaftschef weiter. Komme nun noch die Unsicherheit über das Einkommen dazu, dann wirke dies „wie ein Brandbeschleuniger für eine tiefe Rezession, der private Konsum als stabile Stütze der Konjunktur stürzt ab“.
Insofern sei das Hilfepaket in der Corona-Krise noch nicht vollständig. „Da muss noch mehr kommen“, sagte Hofmann, der an diesem Freitag mit anderen Spitzenvertretern von Gewerkschaften und Arbeitgebern an einem Krisengipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin teilnimmt.
„Da, wo es nicht schon Zuschussregelungen in den Tarifverträgen gibt, reden wir mit den Arbeitgebern. Aber da höre ich im Moment noch sehr gemischte Töne. Es ist schade, dass sich hier offensichtlich einige Arbeitgeberverbände unserer gemeinsamen Verantwortung für Arbeit und Wirtschaft entziehen“, so der IG-Metall-Chef weiter.
Die in Berlin und Brüssel angekündigten Investitions- und Konjunkturprogramme lobte er als „psychologisch wichtiges Signal, dass die Regierungen handeln“. Der Gewerkschaftschef kritisierte zugleich aber auch: „Solche Maßnahmen wirken nicht unmittelbar, sondern entfalten ihre Wirkung erst im Lauf der Jahre.“
Ökonomen rieten „schon seit Langem, in den nächsten zehn Jahren insgesamt 450 Milliarden Euro zusätzlich zu investieren, etwa in Infrastruktur und Bildung. Davon müsste die öffentliche Hand 140 Milliarden übernehmen. Die Bundesregierung geht also einen Schritt in die richtige Richtung, doch müsste dieser eigentlich größer sein“, sagte Hofmann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Zudem müsse geklärt werden, „wie wir Planungsverfahren in Deutschland deutlich verkürzen können“. (dts)
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