Bayer-Chef: Zunahme nationalistischer Tendenzen ist Gefahr für Europa
Bayer-Chef Werner Baumann sorgt sich wegen der Zunahme nationalistischer Tendenzen in Europa. „Ich sehe die Fliehkräfte in Europa mit großer Sorge“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Immer weniger Menschen könnten die enormen Errungenschaften eines gemeinsamen Europa noch wertschätzen.
Im Vorfeld der anstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland sei das eine Gefahr. „Die Freizügigkeit, der Euro – all das wird nun von einigen Gruppen in Frage gestellt“, so Baumann. In den USA dürfte es hingegen politisch eine „gewisse Stabilisierung“ geben, sobald sich die neue Regierung eingearbeitet habe. Besorgt äußerte sich Baumann außerdem über die von US-Präsident Donald Trump angestoßene Debatte über die Einführung von Strafzöllen auf US-Importe. „In unserem Geschäft kann man grundsätzlich auf solche Änderungen nicht kurzfristig reagieren.“ Bayer könne nicht einfach neue Fabriken bauen, um dadurch Strafzöllen auf Importe zu entgehen. „Das würde Jahre dauern. Deshalb hätten solche Maßnahmen für uns, aber auch für andere globale Unternehmen, sicherlich negative Auswirkungen – zumal vermutlich auch andere Länder auf den Zug aufspringen und ihrerseits mit Strafzöllen reagieren würden.“ Für Deutschland als Exportland sei das von entscheidender Bedeutung: „Ich gehe davon aus, dass die Bundesregierung auch in Zukunft die Bedürfnisse der deutschen Unternehmen im Blick hat“, so Baumann weiter. In der kommenden Woche wird Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrem ersten Besuch seit dem US-Regierungswechsel nach Washington reisen. Die geplante Außen- und Handelspolitik der Trump Administration dürfte eines der zentralen Themen auf der Agenda sein. Bei der geplanten milliardenschweren Übernahme des US-Konzerns Monsanto sind die auseinanderklaffenden Gehaltsniveaus beider Unternehmen aus Sicht des Managers „kein Stolperstein“. Er habe kein Problem damit, „wenn andere Leute mehr Geld verdienen“, so Baumann. „Dass in den USA traditionell die Vergütung deutlich höher ausfällt, ist so und wird auch in Zukunft so sein. An unseren Vergütungsstrukturen ändert das nichts“, so Baumann. Der Bayer-Chef versprach, dass es auch nach der Übernahme keine Gentechnik durch die Hintertür in Europa geben werde. „Wir haben kein gentechnisch verändertes Saatgut für den Anbau in Europa in der Entwicklung. Das wird sich nicht ändern, solange es keine Akzeptanz gibt.“ Allerdings gebe es mittlerweile einige gentechnisch veränderte Pflanzen, bei denen man sich durchaus die Frage stellen müsse, wie man überhaupt dagegen sein könne. So gebe es einen mit Provitamin A angereicherten Reis, der das Vitamindefizit in der Ernährung vieler Entwicklungsländern verbessern helfe. Jährlich erblindeten dort tausende Kinder wegen der Mangelversorgung mit Vitamin A. „Wer da trotzdem sagt, er will mit Gentechnik nichts zu tun haben, der muss schon auf einem sehr hohen Ross sitzen“, sagte Baumann. „Derart kompromisslos gegen Gentechnik zu sein, halte ich für ethisch fragwürdig.“ Kritisch äußerte sich der Bayer-Vorstandschef über die Hängepartie beim Einsatz von Glyphosat in Europa. Die Wiederzulassung des ursprünglich von Monsanto entwickelten Pflanzenschutzmittels war von der EU-Kommission nur bis Ende 2017 verlängert worden. Eine Entscheidung über eine erneute Zulassung steht damit in Kürze erneut aus. „Dass die Zulassung für Glyphosat nicht für mehrere Jahre erteilt wurde, wie sonst üblich, sondern nur für 18 Monate, war eine hochgradig politische Entscheidung. Es gibt für diese Hängepartie überhaupt keinen inhaltlichen, wissenschaftlichen Grund“, so der Bayer-Chef. Bayer habe im Vorfeld der Übernahme eine Risikobewertung vorgenommen: „Wir sind zuversichtlich, dass es zu einer Wiederzulassung kommen wird.“ (dts)
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