Affäre um Ausspähung Assanges in Ecuadors Botschaft – NDR stellt Strafanzeige
In der Affäre um die mutmaßliche Ausspähung von Wikileaks-Gründer Julian Assange und dessen Besuchern in der ecuadorianischen Botschaft in London hat der NDR Strafanzeige gestellt. Von der Überwachung seien neben Ärzten und Anwälten Assanges auch deutsche Journalisten betroffen gewesen, darunter drei Mitarbeiter des NDR, erklärte der Sender am Donnerstag. Dies gehe aus Dokumenten und Videoaufnahmen hervor, die NDR und WDR vorliegen.
Die Überwachung sei durch das spanische Sicherheitsunternehmen UC Global erfolgt, berichtete der NDR. Gegen die Firma stellte der Sender nach eigenen Angaben am Donnerstag Strafanzeige wegen Verstoßes gegen datenschutz- und persönlichkeitsrechtliche Bestimmungen.
Interne E-Mails von UC Global sowie Ton- und Videoaufnahmen von Assange mit seinen Besuchern zeigen demnach, wie die Überwachungsmaßnahmen nach und nach ausgebaut wurden. Sicherheitsbedienstete sollen demnach Seriennummern von Mobiltelefonen erfasst, Vermerke über Besucher angelegt, Pässe kopiert, elektronische Geräte zerlegt und versteckte Mikrofone im Botschaftsgebäude angebracht haben.
Das gesammelte Material soll laut Aussagen von früheren Mitarbeitern auch Auftraggebern in den USA bereitgestellt worden sein – mutmaßlich einem Nachrichtendienst, wie der NDR berichtete. UC Global und dessen Anwälte wiesen die Anschuldigungen, über die zuerst die spanische Tageszeitung „El País“ berichtet hatte, zurück und betonten, das Unternehmen habe stets nur im Auftrag der Regierung von Ecuador gehandelt.
Einjährige Gefängnisstrafe – Auslieferung droht ab Februar
Assange war im April in London verhaftet worden und sitzt in Großbritannien nun eine fast einjährige Gefängnisstrafe wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen ab. Zuvor hatte er sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt, um einer Auslieferung nach Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen aus dem Jahr 2010 zu entgehen. Inzwischen hat die schwedische Justiz die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Assange fallenlassen.
Ab Ende Februar wird ein britisches Gericht über Assanges mögliche Auslieferung an die USA verhandeln. Der Australier ist in den USA wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz angeklagt. Sollte er in allen 18 Anklagepunkten für schuldig befunden werden, so müsste er mit einer lebenslangen Gefängnisstrafe rechnen. (afp)
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