„Harter Schlag“ für Bayern: Papierkonzern UPM plant Werkschließung in Plattling
Im niederbayerischen Plattling will der Konzern UPM Communication Papers zum Jahresende seine Papierfabrik schließen. Das Werk stellt verschiedene Papier- und Druckerzeugnisse wie Kataloge, Zeitungen oder Magazine her. Mit der Schließung sinkt die jährliche Produktionskapazität für Publikationspapiere um 595.000 Tonnen in Europa.
Das finnische Unternehmen macht diesen Schritt, um selbst weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Durch die Werksschließung müssten sich 401 Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt neu orientieren. Überdies kann es zu Auswirkungen für die Dienstleister vor Ort kommen.
Die geplante Schließung der beiden Papiermaschinen in Plattling würde die jährlichen Produktionskapazitäten von Publikationspapieren um 380.000 beziehungsweise 215.000 Tonnen dauerhaft reduzieren. In Deutschland werden laut dem Umweltbundesamt pro Jahr 5,9 Millionen Tonnen grafische Papiere produziert.
Neben dem Werk in Plattling hat der Marktführer der Papierbranche UPM noch fünf weitere Produktionsstandorte für Papierprodukte in Deutschland. Auch in anderen europäischen und nicht europäischen Ländern besitzt der Konzern Niederlassungen mit insgesamt knapp 19.000 Mitarbeitern.
Gesunkene Nachfrage
Wie das Unternehmen mitteilte, habe es in den letzten 15 Jahren eine stetig sinkende Nachfrage nach grafischen Papieren beobachtet. UPM geht davon aus, dass sich dieser Trend auch weiterhin fortsetzt. Insbesondere im Laufe dieses Jahres habe sich der Nachfragerückgang deutlich beschleunigt.
Der leitende Vizepräsident von UPM, Massimo Reynaudo begründet den Schritt wie folgt: „Der rückläufige Markt für grafische Papiere erfordert beständige und unermüdliche Anstrengungen, um wettbewerbsfähig zu sein und gleichzeitig der künftigen Kundennachfrage zu entsprechen. UPM steht zum Papiergeschäft und als Marktführer betreiben wir dieses verantwortungsbewusst.“
Die Mitteilung über die Werksschließung sei eine „schwierige Nachricht“ für die Mitarbeiter in Plattling. Gemeinsam mit dem Betriebsrat wolle die Geschäftsführung Lösungen für das Personal erarbeiten. Die Pläne würden die allgemeine Kostenwettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken. Das wäre eine Grundvoraussetzung für eine langfristig nachhaltige Papierproduktion.
„Schwierigste Kostenstruktur“ in Plattling
Die Entscheidung gegen die Produktionsstätte in Plattling sei gefallen, weil die dortige Fabrik im Vergleich zu den anderen Standorten in Deutschland, Finnland und Großbritannien die „schwierigste Kostenstruktur“ aufweise. Das teilte der für die Werkschließung zuständige Manager Gerhard Mayer dem BR mit.
Für die geplante Schließung wird UPM Schulden in Höhe von 122 Millionen Euro sowie eine weitere Wertberichtigung in Höhe von 100 Millionen Euro für das geleaste Kraft-Wärme-Kopplung-Kraftwerk buchen. So soll die Vergleichbarkeit des Quartalsergebnisses in Q3 2023 gewährleistet werden. Die geplanten Maßnahmen würden jährlich 60 Millionen Euro an Kosten einsparen.
Was ab kommendem Jahr mit der riesigen Fabrikanlage im Industriegebiet nahe der Autobahn A 92 geschehen soll, dazu machte Mayer keine Angaben.
„Atombombe in Plattling“
Auf die Schließungsankündigung reagierte der Betriebsratschef von UPM am Standort Plattling, Helmut Faber, fassungslos. „Das ist ein schwerer Schock, eine Atombombe in Plattling.“ Die Gespräche mit der Firmenleitung würden bereits laufen, der Betriebsrat habe aber noch keine Strategie, wie man mit dem drohenden Aus für die Papierfabrik umgehen soll, räumte Faber ein.
Die Papierproduktion in Plattling nahm ihren Betrieb im Jahr 1982 auf. „Jetzt geht eine Tradition verloren“, bedauerte Faber. Bis heute würden oft Familienangehörige aus drei Generationen in dem Werk arbeiten. Er kündigte an, dass ab dem 1. August die internen Vorbereitungen zu Beratungen über einen Sozialplan beginnen sollen.
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) äußerte sich bereits zu der Ankündigung. Die Schließung der Papierfabrik sei ein „harter Schlag“. Er wolle die Fabrik baldmöglichst besuchen.
Verkleinerung auch in Finnland
Erst im Juni gab der Konzern die endgültige Stilllegung eines Werks in Schongau (Bayern) und einer Fabrik bei Steyrermühl in Österreich bekannt, wie das Portal „Print.de“ berichtet.
Auch an den insgesamt sieben finnischen Standorten fährt der Konzern die Produktion zurück. Hier will UPM die vorübergehenden Freistellungen von Mitarbeitern fortsetzen. Die Maßnahme könnte in mehreren Phasen erfolgen und würde maximal 90 Tage dauern. Hiervon wären rund 1.100 Mitarbeiter betroffen.
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