Unternehmen schlagen Alarm: Wo 2025 Hoffnung bleibt – und wo der Absturz droht

Deutschlands Wirtschaft steht vor massiven Herausforderungen: Hohe Energiepreise, fehlende Investitionen und eine zunehmende Abwanderung von Unternehmen prägen das Bild. Verbände warnen vor einem Teufelskreis aus Insolvenzen, Jobabbau und sinkender Kaufkraft. Doch es gibt auch Branchen, die für 2025 Zuversicht ausstrahlen.
Titelbild
Die Anzahl der Insolvenzen nimmt weiterhin zu.Foto: franconiaphoto/iStock
Von 30. Dezember 2024

Nicht mehr konkurrenzfähige Energiepreise, eine bröckelnde Infrastruktur, Rückstände bei der Digitalisierung und eine überbordende Bürokratie: Das sind nur einige der Faktoren, die Deutschlands Wirtschaft in Agonie halten. Die Stimmung ist eingetrübt, und mit Blick auf 2025 überwiegt die Einschätzung, dass es keine signifikante Verbesserung geben werde.

Zum Ende des Jahres haben erneut mehrere Wirtschaftsverbände vor einer anhaltenden Abwanderung von Unternehmen im kommenden Jahr gewarnt. Gegenüber „Reuters“ haben sich unter anderem die Chefs des Groß- und Außenhandelsverbandes BGA sowie des DIHK und des Familienunternehmerverbandes geäußert.

Verbände mahnen umgehende „Wirtschaftswende“ nach der Bundestagswahl 2025 an

BGA-Präsident Dirk Jandura erklärt, die Großunternehmen verlagerten bereits jetzt ihre Produktionsstätten ins Ausland. Der Mittelstand leide oder schließe seine Unternehmen. Es handele sich bei der Krise nicht um ein vorübergehendes konjunkturelles, sondern um ein strukturelles Problem.

Die Höhe der Kosten vertreibe energieintensive Branchen wie Chemie, Metall oder Maschinenbau. Das Niveau der Investitionen liege 6 Prozent unter jenem vor der Corona-Zeit – mit weiter sinkender Tendenz.

Die Vorsitzende des Verbandes der Familienunternehmer, Marie-Christine Ostermann, mahnt eine „sofortige Wirtschaftswende“ nach der Bundestagswahl an. Andernfalls sei mit einer noch weiter verstärkten Abwanderung zu rechnen:

„Besonders betroffen wären vom weiteren Stillstand die energieintensiven Branchen und das verarbeitende Gewerbe, die bereits jetzt mit hohen Kosten und regulatorischen Hürden kämpfen.“

In weiterer Folge käme es zu Jobabbau und Einbußen bei den Einkommen der Beschäftigten – was den Teufelskreis über einen noch stärker rückläufigen Konsum verschärfen würde.

Deutlicher Zuwachs bei Unternehmenspleiten im Jahr 2024

DIHK-Chef Peter Adrian diagnostiziert, das Vertrauen der Unternehmen in den Standort sei „auf einem Tiefpunkt“. Auch er spricht von einer strukturellen Krise, weil es diesem an Wettbewerbsfähigkeit mangele. Die stetig zunehmenden Belastungen und staatlichen Eingriffe seien für die Unternehmen in Deutschland nicht mehr tragbar. Ein Drittel plane, die Investitionen zu reduzieren – und bis dato kämen 90 Prozent von diesen aus der Privatwirtschaft.

Zu den am stärksten von der Krise betroffenen Sektoren gehören unter anderem Industrie und verarbeitendes Gewerbe. So rechnet der Maschinenbau der Branchenumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge für 2025 mit dem dritten Rückgang seiner Jahresproduktion in Folge. Auch die Elektrotechnik und die Autoindustrie rechnen mit einer weiterhin schwachen Entwicklung im kommenden Jahr. Insgesamt ist die Zahl der Insolvenzen im verarbeitenden Gewerbe seit 2021 um mehr als 80 Prozent gestiegen, meldet die Auskunftei Creditreform.

Dort befürchtet man einen weiteren Anstieg im Jahr 2025 – obwohl es bereits 2024 ein Plus von 24,3 Prozent bei den Insolvenzen gegeben hatte. Dazu hätten späte Effekte der Corona- und der Energiekrise beigetragen. Nun jedoch machten sich wirtschaftspolitische Schwäche und rückläufige Innovationskraft bemerkbar. Der Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, Patrik-Ludwig Hantzsch, äußerte gegenüber „agrarheute“:

Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen.“

Setzt sich die Dynamik bei den Insolvenzen auch 2025 fort?

Mit 97 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen weise derzeit die Baubranche die höchste Insolvenzquote auf. Eine überdurchschnittliche Dynamik mit einem Plus von 27,1 Prozent gab es zuletzt auch im Dienstleistungssektor.

Was besonders besorgniserregend ist: Mit einem Plus von 44 Prozent gibt es einen besonders starken Anstieg bei den Insolvenzen von Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten. Jede sechste Großinsolvenz im Jahr 2024 betraf einen Autozulieferer. Bei der Papierwarenproduktion gab es sogar einen Zuwachs um 200 Prozent.

Der Gesamtschaden durch die Unternehmenspleiten sei gegenüber dem Vorjahr von 31,2 auf 56 Milliarden Euro gestiegen. Auch die Auswirkungen auf die Beschäftigung sind laut Creditreform gravierender geworden. Waren 2023 noch rund 205.000 Arbeitsplätze insolvenzbedingt weggefallen, stieg die Zahl im ausgehenden Jahr auf etwa 320.000. Für 2025 rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit durchschnittlich 2,9 Millionen Arbeitslosen, das wäre der höchste Stand seit etwa zehn Jahren.

Versicherungen und Immobilienbranche hoffen auf Zinssenkungen

Dennoch ist nicht jede Branche in gleicher Weise von der Krisenstimmung betroffen. Einige Branchen erwarten für 2025 sogar ein Plus bei Produktion und Beschäftigung. Das betrifft unter anderem die Pharmaindustrie und den Gesundheitssektor. Auch Energie-, Wasser- und Entsorgungswirtschaft zeigen sich derzeit krisenresilient. Einige davon sind in öffentlicher Hand.

Zuversicht äußerte auch die Versicherungswirtschaft. Dort hofft man, von einer Normalisierung des Inflationsgeschehens und möglichen weiteren Zinssenkungen durch die Notenbanken zu profitieren. Diese könnten zu mehr Kreditvergaben und Versicherungslösungen zu deren Absicherung führen. Die Immobilienbranche hofft ebenfalls auf ein Ende der Talfahrt, nachdem die Zinsen ihren Zenit überschritten zu haben scheinen. Die Messewirtschaft wiederum hofft auf Belebung aufgrund von Nachholeffekten nach dem Ende der Corona-Pandemie.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion