Trumps Triumph: Wirtschaftliche Gewinner und Verlierer im Überblick – was Anleger wissen sollten

Der Wahlsieg von Donald Trump stellt die Weichen für eine veränderte Wirtschaftspolitik, die Gewinner und Verlierer unter den Unternehmen hervorbringt. Während einige Branchen von seinen Plänen zur Stärkung der heimischen Wirtschaft profitieren, könnten andere durch neue Handelshemmnisse und Regulierungen beeinträchtigt werden. Was Anleger nun wissen sollten.
Donald Trump hat die Wahl zum US-Präsidenten überraschend eindeutig gewonnen.
Am Dienstag hat Donald Trump die US-Wahl eindeutig gewonnen. Das hat Auswirkungen auf die Wirtschaft.Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Von 10. November 2024

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In den USA ist eine klare Wahlentscheidung gefallen. Diese Klarheit hatten sich vor allem Börsianer und Investoren gewünscht. Wäre die Wahl knapp ausgegangen, befürchteten Investoren lange Debatten um die Auszählung in den einen oder anderen Bundesstaaten. Für Investoren keine gute Perspektive, da Unsicherheit im Markt zu keinen klaren Vorgaben führt. Genau darauf sind Anleger und Investoren aber angewiesen. Mit dem klaren Sieg von Donald Trump am vergangenen Dienstag, verbunden mit den deutlichen Mehrheiten im US-Senat und dem Repräsentantenhaus, ist klar, dass der 47. US-Präsident in den kommenden vier Jahren seine Agenda durchsetzen kann. Vor allem die Wirtschaft möchte er nun voranbringen.

So schlecht geht es der US-Wirtschaft aktuell allerdings überhaupt nicht. Laut „Statista“ betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA im vergangenen Jahr 27,72 Billionen US-Dollar. Damit ist das Land mit Abstand nach wie vor die weltweit größte Volkswirtschaft. Weit abgeschlagen folgt auf dem zweiten Platz China. Dort betrug das BIP im vergangenen Jahr 17,75 Billionen US-Dollar.

Preisschock hinterließ tiefe Spuren

Das BIP pro Kopf ist in den USA seit 1990 jedes Jahr, mit Ausnahme 2009, als die Finanzkrise das Land fest im Griff hatte, gestiegen. Im vergangenen Jahr lag es laut Daten der Weltbank bei mehr als 81.000 Dollar (74.700 Euro). Damit liegt es dreimal höher als das in China (12.600 Dollar) und achtmal höher als das Pro-Kopf-BIP in Indien (rund 2.500 Dollar). 

Trotzdem fühlen sich viele Menschen in den USA wirtschaftlich abgehängt. Die Inflation der vergangenen Jahre hat für Verunsicherung gesorgt. Gestiegene Lebensmittelpreise, Mangel an bezahlbarem Wohnraum und hohe Ausgaben für Gesundheitsversorgung und Medikamente sorgten für Unzufriedenheit mit der Regierung unter Joe Biden. Donald Trump konnte daher bei den US-Wählern vor allem mit dem Thema Inflation punkten. 

Es seien vor allem die langfristigen „Scaring Effekte“, also die tiefen Spuren, die solche Preisschocks hinterlassen, erklärte vor wenigen Tagen die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier im „Deutschlandfunk“. „Es sind diese langfristigen Effekte, dass man diesen Schock durchlebt hat, dass die Preise so hoch gegangen sind“, sagt sie. Solche Erfahrungen prägten wirtschaftliche Wahrnehmung nachhaltig. Die Inflationserfahrung habe sich in vielen Köpfen sehr festgesetzt.

„Feuerring um die USA“ legen

Donald Trump möchte die eigene Wirtschaft nun wieder „great again“ machen. Das hatte er im Wahlkampf immer wieder betont. Er möchte pauschal Strafzölle von mindestens 10 Prozent auf alle in die USA importierte Waren erheben. Er wolle einen „Feuerring um die USA“ legen, begründete Trump im vergangenen Jahr laut „Washington Post“ diese Maßnahme.

Derzeit liegt die Zollrate bei durchschnittlich drei Prozent, im Fall von China bei 19 Prozent. Das „Handelsblatt“ zitiert einen nicht näher genannten Berater Trumps mit den Worten:

„Jeder einzelne Dollar der Zolleinnahmen fließt in Form von Steuersenkungen an das amerikanische Volk zurück. Das Letzte, was wir wollen, ist, Preise zu erhöhen.“

Trump wolle Zölle gegen „praktisch jedes Land“ erheben, mit dem die USA kein Freihandelsabkommen habe. Die Zölle sollen auch als Druckmittel dienen, „damit am Ende beide Seiten ihre Zölle stark senken oder abschaffen“. 

Der Berater betont, dass Trump in der bevorstehenden Wahlperiode strategischer als in seiner ersten Amtszeit vorgehen wolle. „Indien zum Beispiel ist ein großer geopolitischer Partner für uns in Abgrenzung zu China. Wir würden sofort Zölle einführen, aber es uns trotzdem nicht ganz mit Indien verscherzen wollen“, zitiert das „Handelsblatt“ den Berater. 

Mit einem Präsidenten Trump muss sich Europa im Hinblick auf Handel warm anziehen. Bereits im Vorfeld hatten viele Dax-Anleger eine Wahl Trumps kritisch beäugt, da sie dessen Wirtschaftspolitik fürchten. Als sich am Mittwoch die Wahl in den USA immer stärker auf Donald Trump zubewegte, gab der Dax bis zum Börsenschluss um über 1 Prozent nach.

„Europa dürfte mit einem Präsidenten Trump wenig zu lachen haben“, resümiert Christian Henke vom Broker IG im „Standard“ im Hinblick auf die Strafzölle. 

Tesla profitiert von der Wahl

Bei den Autobauern ist die Angst offensichtlich schon angekommen. Die Aktien von BMW, Porsche, Mercedes-Benz und Volkswagen verlieren im Dax zwischen 6,7 und 3,6 Prozent. Der europäische Autoindex notiert bis zu 2,1 Prozent schwächer. Die deutschen Autobauer, die ohnehin schon in einer Krise stecken, müssen sich mit der Wahl Trumps auf noch härtere Zeiten einstellen. 

Es gibt aber auch Autobauer, die offenbar von der Wahl Trumps profitieren: allen voran der amerikanische Elektroautohersteller Tesla. Als sich Donald Trump am Mittwoch in einer Rede an die Nation zum Wahlsieger erklärt, verkündete er: „Ein neuer Stern ist geboren: Elon Musk.“

Tech-Milliardär Musk hatte im Wahlkampf die Wahlkampagne Trumps unterstützt. Dass sich das positiv auf die Aktien seines Unternehmens Tesla auswirken würde, war nur eine Frage der Zeit. 

Am Freitag schloss die Tesla-Aktie mit 319,99 Dollar, was einem Plus von 8,18 Prozent im Vergleich zum Wochenbeginn entspricht. Das ist der höchste Stand seit Mitte 2023. Zudem näherte sich Tesla damit erneut einer Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar.

Elon Musk sollen insgesamt 13 Prozent aller Tesla-Aktien gehören, wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ im Juni letzten Jahres berichtete. Das Vermögen des 53-Jährigen dürfte sich entsprechend in der Wahlnacht um einige Milliarden US-Dollar vermehrt haben. Es gibt aber noch andere Unternehmen, die vom Wahlsieg Trumps profitieren. 

Zum Börsenschluss schossen gestern die Aktien der Trump Media & Technology Group 15,22 Prozent in die Höhe und lagen bei 31,91 US-Dollar. Donald Trump besitzt eine Mehrheitsbeteiligung an der Muttergesellschaft der Plattform Truth Social. 

Auch europäische Unternehmen setzen auf Trump

Nicht nur US-Unternehmen konnten Zugewinne durch den Wahlsieg Trumps einfahren. Die Aktien der in Wien notierten Raiffeisen Bank International (RBI) schnellten nach dem Sieg Trumps von 16,57 Euro Anfang November auf 18,47 Euro hoch. Die österreichische Bank ist die größte westliche Bank in Russland und steht wegen ihrer Wirtschaftsaktivität unter der Beobachtung der US-Sanktionsbehörde Ofac. Am Markt wird darüber spekuliert, dass die RBI von einer von Trump angekündigten russlandfreundlichen Politik profitieren könnte.

Positive Effekte für seine Geschäfte erwartet auch der in den USA stark aufgestellte Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo). Zwar wird das Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich rote Zahlen schreiben, sagte Vorstandschef Guido Kerkhoff am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten, wie das „Handelsblatt“ schreibt. 

Im Hinblick auf den Wahlsieg Trumps erwartet das Unternehmen laut Kerkhoff, dass der Konsum und damit das verfügbare Haushaltseinkommen wächst. „Wir sind sehr stark in Nordamerika“. KlöCo baue dort seine Marktanteile aus, betont der Vorstandschef. „Ich würde davon ausgehen, dass ein Trump-Sieg für uns wirtschaftlich kurzfristig erfolgreich und positiv ist“, so Kerkhoff. 

Gold gerät unter Druck

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump gerät der Goldpreis unter Druck. Zum Handelsschluss am Freitag lag er bei 2.685,08 Dollar, ein Minus von 18,57 Dollar. 

Experten führen den Kurseinbruch hauptsächlich auf den erstarkten US-Dollar zurück. Ein Anstieg des Wertes der US-Währung beeinflusst den Goldpreis negativ, da es für ausländische Investoren kostspieliger wird, Gold zu erwerben, das in US-Dollar notiert ist. 

Das führt zu einem Rückgang der Nachfrage und damit des Preises. Zudem diente Gold vor der US-Wahl als Sicherheitsinvestition gegen mögliche Unruhen, die im Falle einer tagelangen Entscheidungsfindung hätten auftreten können. Diese Unsicherheit hat sich jedoch mit dem deutlichen Wahlsieg von Trump gelegt.

Der Wahlsieg von Donald Trump hat auch Auswirkungen auf Europas Windkraftkonzerne: Anleger schlägt das Wahlergebnis offensichtlich in die Flucht. Die dänischen Unternehmen Orsted, ein Windenergiebetreiber, und Vestas, ein Hersteller von Windturbinen, verzeichnen jeweils einen Kursrückgang von mehr als 9 Prozent. Der deutsche Konkurrent Nordex erleidet einen Rückgang von etwa 4 Prozent. 

Diese Entwicklung folgt auf die Ankündigung von Trump, Offshore-Windkraftprojekte am ersten Tag seiner Amtszeit per Dekret zu beenden. Analysten der Jyske Bank äußerten zudem Bedenken, dass mögliche Zölle die Erträge von Vestas beeinträchtigen könnten. Auch die Aktien des deutschen Energieversorgers RWE, der Windkraftanlagen betreibt, fielen um 2,5 Prozent.

Erstarkter Dollar macht Öl zu schaffen

Im Wahlkampf hat sich Donald Trump immer wieder hinter die Ölindustrie gestellt. Zuletzt sagte er bei seiner Rede zum Wahlsieg am Mittwoch unmissverständlich: „Finger weg von der Ölindustrie.“ Der nach der US-Wahl stärkere Dollar macht dem Ölpreis aber ebenso zu schaffen wie dem Kupferpreis. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl verbilligen sich jeweils um bis zu 2,5 Prozent auf 73,64 und 70,23 US-Dollar je Fass.

Auch der Kupferpreis rutscht um bis zu 2,1 Prozent auf 9.537 Dollar je Tonne ab. Eine stärkere US-Währung macht in Dollar gehandelte Rohstoffe für Besitzer anderer Währungen teurer, was wiederum zu einer gedämpften Nachfrage führt.



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