Stromsteuer: Wie stark eine Maximalsenkung unsere Stromkosten wirklich verringert
Kurz vor der Bundestagswahl versuchen die konkurrierenden Parteien, die Gunst der Wähler zu gewinnen. Eine Strategie ist die Umsetzung von Steuersenkungen. Spielraum dafür gibt es beispielsweise bei der Stromsteuer.
Diese beträgt seit 2003 für private Verbraucher unverändert 2,05 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Der in der EU erlaubte Mindestwert liegt bei 0,1 Cent pro kWh. Das Reduktionspotenzial liegt demnach bei mehr als 95 Prozent.
7 oder 5 Prozent?
Senkt die Bundesregierung die Stromsteuer auf diesen Mindestwert, könnten sich die Stromkosten der deutschen Privathaushalte um knapp 7 Prozent verringern. Zu diesem Ergebnis kam das Vergleichsportal Verivox.
Das entspricht in etwa der Angabe des Bundesfinanzministeriums, wonach die Stromsteuer weniger als 7 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsstrompreises ausmacht.
Doch gemessen am durchschnittlichen Haushaltsstrompreis des vergangenen Jahres, der laut „Statista“ und anderen Quellen bei 40,92 Cent pro kWh lag, stimmt dieser Wert nicht ganz. Denn hiervon bilden die 2,05 Cent gerade einmal 5 Prozent. Beim Gewebe ist der Anteil mit 6,5 Prozent etwas höher, da der durchschnittliche Gewerbestrompreis nur 31,87 Cent pro kWh beträgt.
Allerdings ist zu erwähnen, dass unklar ist, mit welchen Zahlen Verivox tatsächlich gerechnet hat. Da der Redaktion die Auswertung nicht vorliegt, kann keine klare Schlussfolgerung hierzu gezogen werden.
Differenz auch bei der Ersparnis
Eine Differenz herrscht ebenfalls bei der Frage nach der Ersparnis für die Stromkunden. Laut Verivox hätten die Verbraucher in Deutschland mit dieser Kostensenkung insgesamt rund 3 Milliarden Euro pro Jahr mehr in der Tasche. Demnach sollte die Einnahme des Bundes durch die Stromsteuer nur leicht über diesem Betrag liegen.
Das Bundesfinanzministerium gibt jedoch auf seiner Website an, dass diese Steuer dem Bund im Jahr 2023 rund 6,8 Milliarden Euro eingebracht hat. Diesen Wert bestätigt das Portal der Energie-Einkaufsgemeinschaft „Wattline“. Demnach liegt das jährliche Aufkommen durch die Stromsteuer bei rund 6,5 bis 7 Milliarden Euro. Verivox selbst spricht ebenfalls von rund 7 Milliarden Euro pro Jahr, die die Stromsteuer in die Kasse des Bundes spült.
Gemessen an der Angabe des Ministeriums liegt die jährliche Ersparnis der Stromkunden bei einer Senkung der Stromsteuer auf 0,1 Cent bei insgesamt 6,46 Milliarden Euro.
In ihren Programmen zur Bundestagswahl treten Grüne, FDP und AfD dafür ein, die Stromsteuer auf das europäische Minimum zu senken. Bei der Union heißt es, die Stromsteuer solle gesenkt werden. Allerdings ist unklar, wie stark diese Senkung ausfallen soll. Ebenso plant die SPD hier Entlastungen für die Stromkunden.
So setzt sich der Strompreis zusammen
Der Strompreis für die Endkunden in Deutschland setzt sich aus mehreren Einzelposten zusammen. Im Jahr 2024 entfiel der größte Anteil von 42,5 Prozent auf Strombeschaffung, Vertrieb und Gewinnmarge.
Der zweitgrößte Anteil mit 28 Prozent machen die Netznutzungsentgelte aus. Hinzu kommen neben der Stromsteuer von 5,5 Prozent noch die Umsatzsteuer mit einem Anteil von 16 Prozent. Ebenso erhöhen Umlagen wie die §19-NEV-Umlage, die Offshore-Netzumlage, die Konzessionsabgabe und die Abgabe für das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) den Preis weiter. Anfang 2025 machen Steuern, Abgaben und Umlagen mit 33,4 Prozent rund ein Drittel des Strompreises aus.
Starke Belastung durch Steuern und Abgaben
Verivox stellte für die Senkung der Stromsteuer auf den EU-Mindestwert eine Beispielrechnung auf. Demnach müsste eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh 93 Euro weniger bezahlen. Denn neben der Stromsteuer würde sich auch der Mehrwertsteuerbetrag reduzieren, der am Ende abermals auf alles erhoben wird.
Ein Zweipersonenhaushalt mit einem Verbrauch von 2.800 kWh könnte mit einer jährlichen Entlastung von 65 Euro rechnen. Bei einem Einpersonenhaushalt mit einem Verbrauch von 1.500 kWh pro Jahr liege die Ersparnis bei 35 Euro.
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, sagte: „Die horrenden Strompreise im Energiekrisenjahr 2022 gehören inzwischen der Vergangenheit an. Dennoch ist das Strompreisniveau aktuell noch rund 5 Prozent höher als vor der Energiekrise.“
Zudem würden Haushalte in Deutschland beim Strompreis stark durch Steuern und Abgaben belastet. „Eine Reduzierung der Stromsteuer wäre daher ein sinnvoller Schritt, die Haushaltskosten dauerhaft zu senken.“
(Mit Material der Nachrichtenagenturen)
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