Strom und Gas auf dem Weg zum Niveau von 2021 – doch nur Neukunden profitieren

Die Preise für Strom und Gas auf den Märkten nähern sich dem Niveau von 2021. Neukunden profitieren davon. Experten raten, mit Blick auf 2024 zu vergleichen – da enden die Hilfsmaßnahmen.
Verbraucher, aber auch Unternehmen sind durch hohe Energiepreise deutlich stärker zur Kasse geben worden.
Die Preisbremsen für Strom und Gas enden voraussichtlich zum Ende des Jahres. Die Mehrwertsteuerermäßigung auf Gas spätestens mit April 2024.Foto: Monika Skolimowska/dpa
Von 18. Juli 2023

Nach ihrem explosionsartigen Anstieg im Vorjahr haben sich die Preise für Strom und Gas auf den Weltmärkten wieder weitgehend normalisiert. Gemessen am Oktober 2021 hatten die Preise infolge des Ukrainekrieges Steigerungen um bis zu 540 Prozent erfahren. Wer auf Strom und Gas von den Spotmärkten angewiesen war, musste im Sommer 2022 zu diesen Preisen kaufen.

Das galt auch für öffentlich-rechtliche Gesellschaften wie die Trading Hub Europe. Diese musste beispielsweise aufgrund ihres gesetzlichen Auftrages Gas zu jedem Preis an den Spotmärkten erwerben. Um eine drohende Knappheit zu verhindern, bezahlte sie im Spätsommer des Vorjahres für die Megawattstunde an der niederländischen TTF-Börse bis zu 300 Euro.

Strom und Gas bleiben in der Grundversorgung teuer

Auch Stadtwerke mussten an den Spotmärkten einkaufen, um Neukunden versorgen zu können. Viele kündigten ihren bisherigen Billiganbietern infolge der explodierenden Preise. In einigen Fällen wurden Anbieter, die primär auf kurzfristige Käufe angewiesen waren, sogar insolvent.

Kunden für Strom und Gas, die davon betroffen waren, mussten zu entsprechend höheren Preisen in die Grundversorgung wechseln. Gegen Ende des Jahres erhöhten gerade in der Grundversorgung viele Anbieter jedoch auch für Bestandskunden ihre Preise. Zum Teil geschah dies sogar in einem drastischen Ausmaß. Die Hamsterkäufe an den Strom- und Gasbörsen hatten auch einige von ihnen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht.

Die Preise bei Grundversorgern sind im Allgemeinen stabiler, weil die Einkaufspolitik durch längerfristige Verträge abgesichert ist. Im Fall extremer Preissteigerungen wie im Vorjahr gewährleistet dies, dass Bestandskunden weniger starke Aufschläge zu befürchten haben.

Neukundenpreise fast wieder auf Ausgangsniveau

Im Gegenzug wirkt dieses Trägheitsmoment jedoch auch bei Preisrückgängen – sodass diese nicht umgehend weitergegeben werden. Wie Vergleichsportale bereits zu Beginn der Preisbremsen im März festgestellt hatten, nahmen Anbieter diese zum Anlass, ihre Preise teuer zu halten.

Für den Kunden, so das Kalkül, würde dies keinen Unterschied machen, da er für Beiträge oberhalb der Preisbremsen mit einer Erstattung rechnen könne. Die Versorger könnten sich jedoch, so argwöhnten Experten, auf diese Weise zusätzliche Gewinne sichern.

Nun ist, wie Verivox verkündet, der Strompreis für Neukunden im Schnitt bei 28,28 Cent pro Kilowattstunde angekommen. Das ist nur noch ein Prozent oberhalb des Niveaus vom Herbst 2021, wo er bei 28,04 Cent gelegen hatte.

Beim Gas ist der Rückgang nicht ganz so drastisch, jedoch immer noch deutlich. Im Oktober 2021 kostete die Kilowattstunde 6,28 Cent. Nach einem Sprung auf bis zu 33,99 Cent im Herbst 2022 bezahlen Neukunden mittlerweile wieder 8,63 Cent.

Mehrwertsteuerrabatt auf Gas endet – Preisbremse für Strom läuft aus

Bestandskunden bezahlen hingegen fast 40 Prozent mehr. Im Schnitt liegt der Gaspreis dem Vergleichsportal zufolge immer noch bei 12 Cent pro Kilowattstunde – und läuft damit der Marktentwicklung deutlich hinterher.

Die Vergleichsportale mahnen Strom- und Gaskunden mit Blick auf das Jahresende eindringlich dazu, Preise zu vergleichen und einen möglichen Anbieterwechsel zu erwägen. Nach derzeitigem Stand enden mit Jahresende die Preisbremsen für Gas und Strom. Außerdem wird es keine Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung auf Gas geben, die ebenfalls Teil des Pakets war.

Das „Gesetz zur temporären Senkung des Umsatzsteuersatzes auf Gaslieferungen über das Erdgasnetz“ hatte diese rückwirkend zum 1. Oktober 2022 veranlasst. Statt 19 fallen derzeit in diesem Bereich nur sieben Prozent an. Die Regelung soll noch bis Ende März 2024 gelten.

Photovoltaik als Alternative für Strombezug?

Stromkunden wiederum könnten die Installation einer eigenen Photovoltaikanlage erwägen. Die Anschaffungskosten einer Photovoltaikanlage umfassen regelmäßig Solarmodule, Wechselrichter, Montagesysteme, Verkabelung und Installation. Zusätzlich können Kosten für Planung, Genehmigungen und eventuell erforderliche Anpassungen am Gebäude anfallen.

Die Preise für Photovoltaikanlagen sind in den vergangenen Jahren gesunken. Vattenfall bietet beispielsweise für ein Einfamilienhaus mit Schrägdach und vier Personen eine Anlage für 16.180 Euro. Diese soll 7.144 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr erzeugen und damit 41 Prozent des Bedarfs decken. Mit Batterie läge der Anschaffungspreis bei 24.090 Euro. Der Output liege hier bei 6.764 Kilowatt oder 70 Prozent des durchschnittlichen Stromverbrauchs.

Die laufenden Kosten einer Photovoltaikanlage sind im Vergleich zu den Anschaffungskosten relativ gering. Sie umfassen in der Regel Wartungskosten für die Reinigung der Module und gegebenenfalls den Austausch von Komponenten. Darüber hinaus können Kosten für Versicherung und gegebenenfalls die Netzanbindung anfallen. In den meisten Fällen ist von einer Amortisationsdauer zwischen 8 und 15 Jahren auszugehen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion