Solarcarport: Netzunabhängiges Laden für E-Autos – auch nachts
Deutschlands Stromnetze sind an der Kapazitätsgrenze. Im April hat die Bundesregierung die letzten Kernkraftwerke abgestellt. Seitdem müssen die Netzbetreiber verstärkt Strom importieren, um den steigenden Bedarf zu decken. Da ist es eigentlich widersprüchlich, dass sich E-Autos von dem Strom im öffentlichen Netz bedienen sollen.
Die schwäbische Firma Soloport GmbH (auch TOPREGAL GmbH) bietet nun eine netzunabhängige Carport-Lösung an. Auf dem Dach des Carports befinden sich zwölf PV-Module mit jeweils 420 Watt Maximalleistung – insgesamt 5,04 kW. Ein zusätzlicher Energiespeicher speichert den tagsüber gewonnenen Strom. So kann der Besitzer sein Auto auch abends und nachts aufladen. Der Carport kann aufgrund seines Speichersystems fast überall aufgebaut werden.
Im Vergleich sehr günstig
Der Pauschalpreis für das Modell ist dabei verhältnismäßig günstig, wie „Inside Digital“ berichtet. Normalerweise kosten Lithium-Ionen-Akkus oder Lithium-Eisenphosphat-Akkus zwischen 800 und 1.400 Euro pro Kilowattstunde (kWh) Speicherkapazität. Der Solarcarport stellt als Insellösung einen Akkuschrank mit 40 kWh Speicherkapazität vor. Solch eine Speicherkapazität würde zu genanntem Preis 32.000 bis 56.000 Euro kosten. Soloport bietet sein Produkt aber für lediglich 10.999 Euro an.
Im Preis enthalten sind auch das Aluminiumgestell und zwölf PV-Module. Die zugehörige Wallbox kann E-Autos mit einer Ladeleistung von 1,8 bis 7 kW aufladen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Carport keine Genehmigung der Bundesnetzagentur braucht.
In den dunklen Wintermonaten kann es dennoch notwendig sein, dass der Fahrer sein Fahrzeug gelegentlich am Hausstrom laden muss. Hinzu kommt, dass von den 40 kWh nur 30 kWh nutzbar sind, da ein interner Schutzmechanismus die restlichen 10 kWh beansprucht. Dieser stellt sicher, dass es nie zu einer Tiefenentladung im System kommen kann. Es handelt sich um ein Blei-Gel-Akkupack, das 800 Kilogramm wiegt und deshalb einen stabilen Untergrund benötigt.
Jürgen Effner, Geschäftsführer von TOPREGAL, erklärt, wie es zu dem günstigen Preis kommt: „Statt moderner, aber teurer Lithium-Akkus setzen wir auf klassische Blei-Gel-Batterien.“ Die kämen schließlich auch bei Solarbooten, Gabelstaplern oder großen Campern zum Einsatz, berichtet „Auto Motor Sport“. „Und sie reagieren nicht so empfindlich auf Kälte“, fügte Effner hinzu.
Deshalb verspricht der Hersteller auch nur rund 800 vollständige Lade- und Entladevorgänge. Zum Vergleich: Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus verkraften je nach Hersteller im Schnitt 5.000 bis 10.000 komplette Zyklen.
Ein weiterer Grund für den niedrigen Preis ist, dass das Unternehmen Wallbox, Wechselrichter, Solarmodule und Batterien aus China bezieht. Diese Produkte sind derzeit generell günstiger als in den meisten anderen Ländern der Welt.
Solarcarport für E-Autos ist Nebenprodukt
TOPREGAL ist normalerweise auf den Bau von Industrieregalen, Hubwagen sowie Transport- und Reinigungsgeräte spezialisiert. Effner äußerte sich am norddeutschen Produktionsstandort Pasewalk/Mecklenburg-Vorpommern zu dem Produkt. „Mit unserem Soloport wollten wir eine einfache, bezahlbare Komplettlösung ohne Schnickschnack entwickeln.“
Ganz auf Schnickschnack verzichtete Effner dann doch nicht. Der vier mal sieben Meter große Carport für E-Autos ist mit einer LED-Leuchte samt Bewegungsmelder ausgerüstet. Zudem hat er zwei Schutzkontaktsteckdosen (Schuko) für andere Elektrogeräte und lässt sich per App überwachen.
Der Solarcarport kann modular an den Kundenwunsch angepasst werden. So lässt sich etwa die Höhe des Aluminiumgestells anpassen, dass auch ein Wohnwagen Platz findet. Zudem kann der Kunde mehrere Dächer oder auch mehrere Speicherschränke ordern. Auch eine Bestellung ohne Speichersystem ist möglich, wenn der Kunde den Solarstrom beispielsweise doch ins öffentliche Stromnetz einspeisen möchte.
Als Insellösung ineffizient?
Da der Solarcarport keinen Netzanschluss hat, kann er zwar fast überall aufgebaut werden, ist dafür aber komplett vom Sonnenschein abhängig. Über das Jahr gesehen variiert dieser deutlich. Laut „E-Fahrer“ ist der Sonnenertrag im Winter zu gering und der Soloport bringt dem E-Autofahrer kaum etwas.
Im Sommer ist hingegen genau das Gegenteil der Fall. Die Tage sind länger und die PV-Anlage produziert viel mehr Energie – mehr, als das E-Auto benötigt. Die restliche Energie wird zwar im Akku gespeichert, aber auch der ist irgendwann voll. Schließlich wird die Energie nicht gebraucht und kann nirgends gespeichert werden. Statt sie in den Hausstrom fließen zu lassen, verpufft die überschüssige Energie.
Autofahrer müssen also wie überall zwischen den Vor- und Nachteilen abwägen. Der Soloport ist eine preisgünstige, autarke Lade- und Unterstellmöglichkeit für E-Autos. Für sonnenarme Zeiten empfiehlt es sich jedoch, einen Plan B zu haben.
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