Gegen Bargeld-Abschaffung: Sicher und praktisch, so lieben die Deutschen das Bargeld
Demnach würden es drei von vier Befragten (74 Prozent) ablehnen, wenn in Deutschland der Annahmezwang für Bargeld wegfallen würde. In Dänemark ist genau das geplant: Dort müssen kleine Geschäfte und Cafés voraussichtlich ab dem kommenden Jahr keine Scheine und Münzen mehr annehmen. Immerhin jeder Fünfte (21 Prozent) in Deutschland würde ein solches Gesetz allerdings befürworten.
Top-Ökonomen hatten sich zuletzt für eine Abschaffung des Bargelds ausgesprochen und damit eine heftige Debatte ausgelöst. So hatte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger argumentiert, dass die Märkte für Schwarzarbeit und Drogen ohne Bares ausgetrocknet werden könnten. Geldwäsche oder Steuerhinterziehung würden deutlich schwieriger.
Unterstützt wird dieser Vorstoß auch aus einem anderen Grund: Die Geldpolitik der Notenbanken wirkt über Buchgeld, nicht über Bares. „Vor allem hätten die Bürger ohne Bargeld keine Möglichkeit, einem negativen Zinssatz auf Einlagen durch das vermehrte Halten von Bargeld auszuweichen“, erklärt der Bankenverband.
Gleichzeitig stellt der Bankenverband aber fest: „Auch wenn sich die Forderung nach Abschaffung des Bargeldes ökonomisch begründen lässt, geht sie doch weitgehend an der Realität vorbei.“ Und das nicht nur, weil findige Kriminelle Ausweichmöglichkeiten hätten und etwa auf andere Währungen oder gar auf Güter umsteigen könnten.
Sondern auch, weil die Bevölkerung die Abschaffung schlicht ablehnt. Nach der YouGov-Umfrage sind fast drei von vier Deutschen überzeugt, dass Bargeld grundsätzlich sicherer ist als Kartenzahlung. Zudem helfe der Bareinkauf, die Übersicht über die eigenen Finanzen zu behalten. Der Bankenverband weist aber noch auf ein weiteres sehr akutes Problem hin: Massive Datenschutzprobleme. Ohne die Möglichkeit, bar zu bezahlen, würde jede Transaktion vom Bier in der Stammkneipe bis zum Einkauf der Sonntagsbrötchen beim Bäcker erfasst.
Das ist gut bei der Verfolgung von Kriminellen, ermöglicht aber auch die Überwachung normaler Verbraucher. Daher ist laut Umfrage in der Bevölkerung umstritten, ob die fehlende Verfolgbarkeit von Bargeld gut oder schlecht ist: 23 Prozent halten sie für einen Vorteil gegenüber Überweisungen & Co., 22 Prozent für einen Nachteil – fast die Hälfte der Befragten ist unschlüssig.
So oder so: Noch ist Bargeld das „Zahlungsmittel Nummer 1“ in Deutschland, wie die Deutsche Bundesbank festgestellt hat. Demnach werden mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Umsätze an der Ladenkasse bar abgewickelt, bei vier von fünf Transaktionen wird der Einkauf mit Scheinen und Münzen beglichen. Das heißt: Je höher der Preis, umso eher wird mit Plastikgeld bezahlt. Hingegen werden kleinere Beträge beim Kauf von Lebensmitteln, Drogerieartikeln oder in Bekleidungsketten bar beglichen, sagt der Vorsitzende der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste, Michael Mewes.
Allerdings: Der Trend geht langsam aber stetig hin zum bargeldlosen Einkauf. Nicht nur, weil im boomenden Internetgeschäft unbar bezahlt wird. Auch im stationären Einzelhandel werden inzwischen 43,7 Prozent des Umsatzes per Karte abgewickelt, wie das EHI Retail Institute vorrechnet: „Der kartengestützte Umsatz des Einzelhandels hat sich damit in den letzten 20 Jahren mehr als verachtfacht.“
Daher räumt auch Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele ein:
„Mittelfristig ist zu erwarten, dass der Bargeldanteil am Umsatz
unter 50 Prozent sinken wird.“ Für einen Abgesang auf Bares sei es
aber zu früh: „Bargeld wird trotzdem die wichtigste Zahlungsart
bleiben.“ Dabei verhalte sich die Notenbank neutral und werde niemanden bei der Wahl der Bezahlform beeinflussen, betont Thiele: „Verbraucher und Händler entscheiden letztlich selbst, welche Zahlungsinstrumente sie nutzen und anbieten wollen.“
(dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion