Kritische Rohstoffe: Südkorea setzt auf Diversifizierung und reduziert Abhängigkeit von China
Kürzlich verkündete POSCO International, ein zentraler Akteur im südkoreanischen Raum für Batteriebauteile für Elektrofahrzeuge (EV) und Teil der POSCO-Gruppe, dass es einen Meilenstein erreicht habe. Das Unternehmen hat Verträge im Wert von über 800 Millionen Euro abgeschlossen, um führende Automobilhersteller in Nordamerika und Europa mit Neodym-Eisen-Bor-Magneten (NdFeB) zu beliefern, die für Elektromotoren unerlässlich sind.
Konkret unterzeichneten die amerikanische und die deutsche Tochtergesellschaft des Unternehmens einen Vertrag über rund 620 Millionen Euro mit einem großen nordamerikanischen Automobilhersteller und einen Vertrag über rund 180 Millionen Euro mit einer renommierten europäischen Automarke. Diese Vereinbarungen erstrecken sich von Mitte der 2020er bis Anfang der 2030er-Jahre und markieren eine deutliche Verlagerung hin zur Diversifizierung der Lieferketten weg von China.
POSCO hat Seltene Erden für NdFeB-Magnete aus den Vereinigten Staaten, Australien und Vietnam bezogen und damit den chinesischen Markt umgangen, der die weltweite Produktion und Verarbeitung dominiert. Dieser Schritt stellt nicht nur eine Herausforderung für Chinas Vormachtstellung in der Seltenerdindustrie dar, sondern unterstreicht auch Südkoreas Engagement für den Aufbau eines widerstandsfähigeren und diversifizierten Versorgungsnetzes. Die Magnete werden von der Star Group hergestellt, Südkoreas einzigem Hersteller von Seltenerd-Permanentmagneten.
Seltene Erden sind unverzichtbar für die Herstellung von Halbleitern, Batterien für Elektrofahrzeuge und anderen Spitzentechnologien. Trotz der Dominanz Chinas, das rund 60 Prozent dieser Metalle produziert und fast 90 Prozent der weltweiten Raffineriekapazitäten kontrolliert, signalisieren die jüngsten Vereinbarungen Südkoreas eine potenzielle Verschiebung in der Dynamik der globalen Lieferkette.
NdFeB-Magnete sind für Elektrofahrzeuge, Windturbinen und verschiedene Haushaltsgeräte von entscheidender Bedeutung, da mehr als 80 Prozent der Elektrofahrzeuge auf diese Magnete für ihre Motoren angewiesen sind. Die Bedeutung dieser Abkommen geht über den kommerziellen Bereich hinaus; sie stellen eine strategische Abkopplung von Chinas überwältigendem Einfluss auf dem Markt für seltene Erden dar.
Strategische Verschiebung
Der jüngste Erfolg von POSCO bei der Sicherung der Verträge über die Lieferung von NdFeB-Magneten ist Teil einer umfassenderen Initiative südkoreanischer Unternehmen, ihre Abhängigkeit von chinesischen kritischen Rohstoffen zu verringern. Dieses Bestreben ist Ausdruck einer konzertierten Aktion zur Diversifizierung der Bezugsquellen, ein entscheidender Schritt für den technologischen und industriellen Sektor des Landes.
Ein zentraler Schwerpunkt ist die Lithium-Lieferkette, ein Eckpfeiler der aufstrebenden EV-Batterieindustrie. POSCO stand bei diesen Bemühungen an vorderster Front, hauptsächlich durch die Errichtung einer Lithiumhydroxid-Produktionsanlage in der Provinz Süd-Jeolla.
Die im vergangenen Jahr fertiggestellte Anlage hat eine jährliche Produktionskapazität von 19.504 Tonnen und stellt einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zur Selbstversorgung mit Lithiumhydroxid dar – einem Rohstoff, der zuvor vollständig importiert werden musste und einen erheblichen Teil der Materialkosten für die Kathoden von Elektrofahrzeugbatterien ausmacht.
Die strategische Beschaffung von Rohlithium aus Australien, die durch ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten erleichtert wird, steht im Einklang mit den Anforderungen des amerikanischen Inflation Reduction Act (ein staatliches Subventionsprogramm für „grüne“ Technologien) und ermöglicht es POSCO, von EV-Subventionen zu profitieren. Ferner umfasst POSCOs Expansionsplan die Entwicklung einer Lithiumkarbonat-Produktionsanlage in Argentinien, um seine Lieferbasis weiter zu diversifizieren und seine Position auf dem Weltmarkt zu stärken.
LG Energy Solution, der führende südkoreanische Batteriehersteller, hat durch den Abschluss einer Liefervereinbarung mit WesCEF, einem australischen Lithiumbergbauunternehmen, ebenfalls wichtige Schritte zur Sicherung seiner Lithiumversorgung unternommen. Dieser Vertrag über die Lieferung von circa 77.000 Tonnen Lithiumkonzentrat unterstreicht die Dringlichkeit, mit der südkoreanische Unternehmen versuchen, stabile und diversifizierte Quellen für kritische Materialien sicherzustellen.
Die Handelsdaten der Korea Trade Association weisen auf einen erheblichen Anstieg der südkoreanischen Lithiumhydroxid-Importe hin, die im Jahr 2023 um 69 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro stiegen. Bemerkenswert ist, dass der Anteil dieser Importe aus China von 87,9 Prozent im Vorjahr auf 79,6 Prozent gesunken ist. Im gleichen Zeitraum nahmen Einfuhren aus Chile – der zweitgrößten Quelle – zu, was auf eine bewusste Strategie zur Erweiterung der Lieferbasis hindeutet.
Das Wachstum des E-Autosektors in Südkorea hat zu einer erhöhten Abhängigkeit von China bei Lithiumhydroxid geführt – ein Trend, der sich im Jahr 2023 zum ersten Mal umkehrte. Darüber hinaus ist die Diversifizierung der Einfuhren von NdFeB-Magneten mit einem leichten Rückgang der Einfuhren aus China und einem Anstieg der Einfuhren von den Philippinen offensichtlich, was eine breitere Strategie zur Abschwächung von Schwachstellen in der Lieferkette widerspiegelt.
Schwachstellen in der Lieferkette meistern
Trotz konzertierter Bemühungen, seine kritischen Rohstoffquellen zu diversifizieren, blieb Südkoreas Abhängigkeit von China bei Grafit, einer Schlüsselkomponente für Anoden von EV-Autobatterien, im vergangenen Jahr mit etwa 90 Prozent hoch. Diese Abhängigkeit ist besonders besorgniserregend angesichts der jüngsten strategischen und regulatorischen Veränderungen im globalen Handel und im Ressourcenmanagement.
Die US-Regierung hat im Rahmen des Inflation Reduction Act Maßnahmen angekündigt, die sich direkt auf internationale Lieferketten auswirken. Ab 2025 werden EV-Hersteller, die Schlüsselrohstoffe von Unternehmen kaufen, die als „Foreign Entities of Concern“ (besorgniserregende ausländische Unternehmen) eingestuft sind – zu denen auch chinesische Unternehmen gehören –, keine Steuervergünstigungen mehr erhalten.
Diese Entwicklung geht einher mit der Entscheidung Chinas, seit letztem Dezember Exportkontrollen für Naturgrafit einzuführen, was es für Südkorea noch dringlicher macht, alternative Quellen für dieses wichtige Mineral zu sichern.
POsCO FutureM, eine Tochtergesellschaft der renommierten Pohang Iron and Steel Group und Südkoreas einziger Hersteller von Anodenbauteilen, hat sich dieser Herausforderung gestellt und einen proaktiven Schritt unternommen. Das Unternehmen schloss eine Vereinbarung mit Syrah Resources, einem australischen Bergbauunternehmen, über den Import von jährlich bis zu 54.000 Tonnen Naturgrafit aus Mosambik. Diese Vereinbarung ist ein entscheidender Schritt zur Verringerung der Risiken, die mit der Abhängigkeit von einer einzigen Quelle verbunden sind, insbesondere in Anbetracht der bisherigen völligen Abhängigkeit von chinesischem Grafit.
Die Reaktion der südkoreanischen Regierung auf diese Schwachstellen in der Lieferkette ist sowohl strategisch als auch umfassend. Im Februar stellte sie die „Sicherheitsstrategie für kritische Mineralien“ vor, die darauf abzielt, die Abhängigkeit des Landes von China bei 33 kritischen Rohstoffen, die für die Weiterentwicklung der Hightechindustrie unerlässlich sind, bis 2030 auf 50 Prozent zu reduzieren.
Die Strategie unterstreicht die Bedeutung der Sicherung einer stabilen Versorgung mit zehn strategischen Kernmineralien, darunter Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan, Grafit und Seltene Erden. Obwohl diese Mineralien weltweit abgebaut werden, findet die Aufarbeitung und Weiterverarbeitung hauptsächlich in China statt, was einen Engpass in der Lieferkette darstellt, den Südkorea beheben will.
Prognostizierter Anstieg der Nachfrage nach kritischen Rohstoffen bis 2040
Ein umfassender Bericht, der im März vom Korea Energy Economics Institute veröffentlicht wurde, enthält eine vorausschauende Analyse des erwarteten Anstiegs der Nachfrage nach wichtigen Rohstoffen in Südkorea. Diese Prognose, die durch die erwartete Expansion des Marktes für Elektrofahrzeuge und der Windenergie vorangetrieben wird, unterstreicht eine zentrale Herausforderung für die Lieferkette und die strategische Ressourcenplanung des Landes.
Den Prognosen des Instituts zufolge wird die Nachfrage nach Schlüsselrohstoffen, die für die Herstellung von Kathodenbauteilen in südkoreanischen EV-Batterien entscheidend sind, bis 2040 erheblich steigen. Insbesondere wird erwartet, dass die Nachfrage nach Lithium um das 15-Fache, nach Nickel um das 12-Fache, nach Mangan um das 19-Fache und nach Kobalt um das Vierfache im Vergleich zu den Zahlen von 2021 steigen wird. Darüber hinaus wird erwartet, dass sich der Bedarf an Mineralien, die in EV-Motoren verwendet werden, verzehnfachen wird, was das beträchtliche Wachstum im EV-Sektor verdeutlicht.
Der Windenergiesektor ist mit seinem steigenden Bedarf an wichtigen Mineralien nicht weit davon entfernt. Der Bericht prognostiziert einen Anstieg des Bedarfs an Neodym um das 2,6-Fache, an Praseodym um das 3,1-Fache und an Dysprosium um das 21,6-Fache bis 2040 im Vergleich zu den Zahlen von 2022. Diese Mineralien sind für die Herstellung von Windturbinen von entscheidender Bedeutung, was darauf hindeutet, dass Südkorea in seinem künftigen Energiemix verstärkt auf sogenannte erneuerbare Energiequellen setzt.
Die starke Abhängigkeit Südkoreas von China bei diesen wichtigen Mineralien birgt jedoch ein erhebliches Versorgungsrisiko, insbesondere angesichts der dominanten Stellung Chinas in der globalen Lieferkette für diese Rohstoffe. Besonders prekär ist diese Abhängigkeit bei Rohstoffen, die nicht nur für den technologischen Fortschritt Südkoreas, sondern auch für die Ziele der Energiewende wichtig sind.
Um dieser drohenden Herausforderung zu begegnen, hat sich das Korea Economic Research Institute für einen doppelten Ansatz ausgesprochen: Diversifizierung der Importquellen und Verstärkung der Bemühungen um das Recycling von Ressourcen. Das Institut unterstreicht die Bedeutung des Ressourcenrecyclings als strategische Maßnahme zur Verringerung der Abhängigkeit von Primärrohstoffen – hauptsächlich aus China.
Durch das Recycling von Ressourcen aus verbrauchten Elektroautobatterien kann Südkorea nicht nur seine Abhängigkeit von importierten Rohstoffen verringern, sondern sich auch an internationalen Regelwerken wie dem U.S. Inflation Reduction Act und der Batterierichtlinie der Europäischen Union orientieren.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „South Korea’s Strategy for Critical Mineral Diversification and Reduced China Dependency“. (deutsche Bearbeitung nh)
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