Sechs weitere Fälle von Afrikanische Schweinepest: Welcher Schaden kommt auf uns zu?

Dass die Afrikanische Schweinepest aus Osteuropa kommend in Deutschland ausbrechen würde, haben Virologen, Tierärzte und Tierhalter erwartet. Wie lange die Seuche bleibt, ist jedoch offen.
Titelbild
Wildschwein verstarb an Anfrikanischer Schweinepest.Foto: SEBASTIAN WILLNOW/dpa/AFP via Getty Images
Epoch Times19. September 2020

In Brandenburg ist die Zahl der an der Afrikanischen Schweinepest verendeten Wildschweine auf 13 gestiegen. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Loeffler-Institut, habe sechs weitere Fälle bestätigt, teilte das  Verbraucherschutzministerium in Potsdam am Freitag mit. Die Fundorte der Wildschwein-Kadaver lagen demnach in dem bereits als gefährdet eingestuften Gebiet um den ersten Fundort im Landkreis Spree-Neiße.

„Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere infizierte Wildschweine finden“, erklärte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Bei der Suche nach Kadavern sind demnach geschulte Such- und Bergungsteams sowie Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Drohnen im Einsatz. Ab Montag kommen Hundestaffeln aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz hinzu.

Um das gefährdete Gebiet herum haben die betroffenen Landkreise nach Angaben des Ministeriums inzwischen eine rund 2300 Quadratkilometer große Pufferzone eingerichtet, die als seuchenfrei gilt. In dieser Pufferzone soll nun unter anderem verstärkt nach Kadavern gesucht werden.

Wie lange wird die Seuche bleiben?

Nach dem ersten Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland ist nach Auskunft des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) offen, wie lange die Tierseuche Wild- und Hausschweine im Land gefährden wird.

„Es gibt die ganze Bandbreite“, sagte der Präsident des Bundesforschungsinstituts bei Greifswald, Thomas Mettenleiter, der Deutschen Presse-Agentur.

Als Beispiele nannte er Sardinien, wo die Seuche 1978 eingeschleppt worden sei und sie bis heute existiere. Spanien und Portugal hätten 30 Jahre lang bis Mitte der 1990er Jahre mit der Krankheit zu tun gehabt, Tschechien hingegen nur etwa ein Jahr. In Belgien seien nach den ersten Fällen 2018 im Frühjahr 2020 Virusgenome nur noch in alten Kadavern nachgewiesen worden. Während mehr als 90 Prozent der infizierten Schweine sterben, ist der Erreger für Menschen ungefährlich.

Wie kam sie nach Deutschland?

Wie die Afrikanische Schweinepest (ASP) in den Landkreis Oder-Spree in Brandenburg kam, ist noch ungeklärt. „Es sieht nach einer Westwärts-Ausdehnung des westpolnischen Geschehens aus“, sagte Mettenleiter. Der erste Fund sei etwa sieben Kilometer von der polnischen Grenze entfernt gemacht worden.

Der Eintrag könne jedoch auch auf andere Weise erfolgt sein. „Ich will im Moment nichts ausschließen“, sagte der Virologe. Es gebe zwischen den Ausbrüchen in Westpolen und der betroffenen Region in Brandenburg Gebiete, in denen bisher keine ASP nachgewiesen worden sei. Es könne jedoch auch sein, dass Kadaver dort nicht gefunden wurden.

Das Virus kann Mettenleiter zufolge sehr lange überleben, über Wochen und Monate. Bei kälteren Temperaturen bleibe der Erreger länger infektiös als bei wärmeren. „Deshalb ist die Kadaversuche so wichtig“, sagte er. Das Virus befindet sich in großen Mengen im Blut infizierter Tiere, so dass Kontakt mit Blut ein hohes Risiko birgt, wie Mettenleiter erklärte.

Erreger kann in Rohwurst überdauern

Auch in rohem Schweinefleisch, Rohwürsten und Rohschinken kann der Erreger überdauern. Dies gelte auch für die Oberflächen kontaminierter Futtermittel, Werkzeuge und Kleidung, mit denen das Virus in Schweineställe eingeschleppt werden könne. Die beste Prävention sei es, die Ställe sicher zu machen.

Mit einem Impfstoff rechnet Mettenleiter in überschaubarer Zeit nicht. Es werde an Impfstoffen gearbeitet, die Wildschweinen über Köder verabreicht werden könnten. Der Stoff müsste schnell zu einer so guten Immunität führen, dass die Tiere nicht infiziert werden können.

Während der Erreger in Afrika auch von Lederzecken übertragen wird, erfolgt die Übertragung in Europa über Sekrete direkt von Tier zu Tier. Die Reduzierung der Wildschweindichte sei daher eine Maßnahme des Seuchenschutzes, sagte Mettenleiter. So seien die Fallzahlen im Baltikum zwar durch verstärkte Jagd gesunken, die Restpopulationen hätten sich aber schnell wieder vermehrt.

Dass die Seuche in einer Region eine größere Wildschweinpopulation ausgerottet habe, sei noch nicht passiert. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir da auch nur in die Nähe kommen“, sagte Mettenleiter. „Die Population ist schneller als das Virus.“

Landwirte fürchten Schäden

Für Menschen ist die Schweinepest ungefährlich, für Haus- und Wildschweine hingegen ist die Seuche tödlich. Landwirte fürchten bei einer Ausbreitung große wirtschaftliche Schäden. Unter anderem China verbot bereits als Reaktion auf den ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland in der vergangenen Woche den Import von Schweinefleisch aus Deutschland. (afp/dpa/nh)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion