RWE setzt auf grünen Strom – vor allem im Ausland
Mit steigenden Gewinnen im Rücken will der Braunkohleverstromer RWE seinen geplanten Umbau zum Ökostromriesen vorantreiben. Für große Investitionsprojekte in die erneuerbaren Energien in Deutschland sieht Konzernchef Rolf Martin Schmitz wegen fehlender Rahmenbedingungen derzeit allerdings wenig Chancen: Wenn man in Deutschland nicht bauen könne, „dann wird da eben auch nicht gebaut“, sagte er am Mittwoch bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen.
Schmitz verwies dabei auf die aus seiner Sicht viel zu langen Planungs- und Bauzeiten für Windenergieanlagen in Deutschland. „Davor schrecken Investoren zurück“, sagte er. In den USA seien solche Vorhaben deutlich einfacher.
Dort sind große Windparks im Bau, die RWE künftig betreiben will. Die erneuerbaren Energien, seien ein globales Geschäft, in dem Geld dorthin fließe, wo sich die beste Profitabilität biete, betonte der RWE-Chef.
RWE baut sich um
RWE steht vor einem großen Umbruch seines Geschäftsmodells. Der Konzern will das Netz- und Vertriebsgeschäft seiner bisherigen Tochter Innogy an den Konkurrenten Eon abgeben.
Im Gegenzug sollen alle erneuerbaren Energien von Eon und Innogy an RWE gehen. Der Kraftwerksbetreiber würde dadurch zu einem der größten Produzenten von grünem Strom in Europa. Bei der Windkraft auf See werde „die neue RWE“ direkt als weitweite Nummer zwei starten, sagte Schmitz. Noch hat die EU-Kommission diesen Milliardendeal aber nicht komplett genehmigt.
An der Börse kommt der neue Kurs von RWE gut an. Mit einem Anstieg von mehr als 30 Prozent seit Jahresbeginn gehört die RWE-Aktie zu den erfolgreichsten Dax-Werten. Auch am Mittwoch gehörte die Aktie zu den Gewinnern im Dax. Damit hat sich RWE deutlich besser entwickelt als Noch-Konkurrent Eon, der unter Problemen in seinem britischen Vertriebsgeschäft leidet.
Den Abschied von der Braunkohle will sich RWE teuer bezahlen lassen. Schmitz erneuerte seine Forderung nach einer Entschädigung von bis zu 1,5 Milliarden Euro pro Gigawatt abgeschalteter Leistung und der daran hängenden Braunkohleförderung. Rund 3 Gigawatt Braunkohlekapazität soll RWE bis Ende 2022 vom Netz nehmen.
Gut 3000 Arbeitsplätze müssten deshalb abgebaut werden, sagte der RWE-Chef. Über die Bedingungen verhandelt der Konzern derzeit mit der Bundesregierung. Die Gespräche verliefen „sachlich-nüchtern“, sagte Schmitz. RWE erwarte Ergebnisse im Laufe dieses Jahres.
Schmitz ließ offen, wie stark ein Verzicht auf die Rodung des Hambacher Forsts dabei zu Buche schlagen würde. „Wir wissen, was der Tagebau mehr kostet, wenn man ihn jetzt anders macht und den Wald möglicherweise stehen lassen wird“, sagte er. Der RWE-Chef hatte im Juni der „Rheinischen Post“ gesagt, bei einer komplett neuen Braunkohleplanung „könnte der Wald dauerhaft erhalten bleiben“.
Im Sommer produzierten Gaskraftwerke zeitweise billiger als Braunkohlekraftwerke
Die Braunkohlemeiler von RWE sind in diesem Jahr mit deutlich reduzierter Leistung gelaufen. Die Stromproduktion sank im Vergleich zum gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres um mehr als ein Viertel. Neben dem Rodungsstopp für den Hambacher Forst hat diese Entwicklung auch Preisgründe.
Im Sommer produzierten Gaskraftwerke zeitweise billiger als Braunkohlekraftwerke. Das sei aber nur „eine Momentaufnahme“, sagte RWE-Finanzchef Markus Krebber. „Im nächsten Winter sieht das wieder anders aus.“ RWE erwarte mittelfristig steigende Preise.
Dass der Essener Versorger dennoch seinen Gewinn im ersten Halbjahr steigern konnte, lag an ungewöhnlich guten Geschäften im Handel mit Strom, Gas, Kohle und Öl. Dort habe alles gepasst, sagte Krebber. Das bereinigte Nettoergebnis für RWE ohne die bisherige Tochter Innogy erreichte 914 Millionen Euro nach 683 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2018. Der Konzern hatte deshalb bereits Ende Juli seine Prognosen erhöht. (dpa)
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