Rekordpreise locken: Warum massenhaft Gold von Europa nach New York fließt

Der Goldpreis erreicht immer neue Rekorde und nähert sich der 3.000-Dollar-Marke. Experten sehen die Gründe vor allem in der Unsicherheit durch Handelskonflikte und mögliche US-Zölle. Die Folge: Immer mehr Gold fließt aus Europa nach New York, um von höheren Preisen zu profitieren.
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Die Bestände in New York haben sich seit Ende Oktober nahezu verdoppelt.Foto: ./Bundesbank/dpa/dpa
Von 12. Februar 2025

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Gold ist so teuer wie nie zuvor. Aktuell muss man für eine Feinunze des Edelmetalls laut dem Portal „Goldpreis.de“ rund 2.910 US-Dollar (2.824 Euro) bezahlen. In der vergangenen Woche kostete die Feinunze noch 2.859 US-Dollar oder 2.755 Euro. Dass der Goldpreis in diesem Jahr immer wieder Höchststände erreicht, wird von Experten immer wieder mit der Furcht der Anleger vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China begründet. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump profitiere das Edelmetall davon, da Gold als „sicherer Hafen“ in unsicheren Zeiten gilt.

Noch größer als die Angst vor einem eskalierenden Handelskrieg, so schreibt die Wirtschaftsnachrichtenagentur „Bloomberg“, sei die Furcht vor neuen Zöllen der US-Regierung unter Donald Trump. Diese Angst wirke auch auf Rohstoffimporte wie ein Preistreiber.

Zoll auf Stahl und Aluminium

Trump hat gerade erst angekündigt, Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte zu erheben. Diese Maßnahme soll ohne Ausnahmen oder Befreiungen gelten, wobei eine mögliche Ausnahme für Australien in Betracht gezogen wird. Trump begründete diesen Schritt mit dem Schutz der heimischen Industrie und der nationalen Sicherheit.

Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass die US-Regierung unter Trump plant, Zölle auf Goldimporte zu erheben. Die nun angekündigten Zölle betreffen hauptsächlich Stahl, Aluminium sowie Importe aus Kanada, Mexiko und China. Trotzdem reicht offensichtlich schon das Risiko solcher Zollpläne aus, um die Goldlieferungen in die USA massiv anzukurbeln.

Der Goldpreis steigt seit Jahresbeginn.

Der Goldpreis steigt seit Jahresbeginn. Foto: Screenshot „www.goldpreis.de“

Wie „Bloomberg“ berichtet, seien fast 14 Millionen Unzen Gold im Wert von 38 Milliarden Dollar seit dem Wahlsieg von Trump am 5. November letzten Jahres in die Depots der New Yorker Terminbörse Comex geflossen. Riesige Mengen davon, so „Bloomberg“, kommen offenbar aus der Schweiz. Nach Angaben der Zollbehörde sind alleine im Dezember 64 Tonnen Gold in die USA geliefert worden.

„Offenbar erfolgen diese Einlieferungen aus Sorge davor, dass auch auf Goldlieferungen in die USA ein Einfuhrzoll erhoben werden könnte“, sagt Commerzbank-Rohstoffexperte Carsten Fritsch gegenüber dem „Focus“. Händler seien sogar bereit, einen Aufschlag zu bezahlen, denn an der Comex in New York handele Gold höher als an anderen Handelsplätzen, so Fritsch weiter.

In London wird Gold knapp

Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ Ende Januar berichtete, wird in London, einem der weltweit wichtigsten Handelsplätze für Gold, inzwischen sogar das frei verfügbare Gold knapp. Marktteilnehmer würden sich daher an die Bank of England wenden, um Gold auszuleihen. „Reuters“ beruft sich hierbei auf „informierte Quellen“. Einer dieser Quellen zufolge soll inzwischen die Mindestwartezeit für die Auslieferung von Gold in London vier Wochen betragen.

Die Bank of England selbst berichtete laut „Focus“, dass ihre Goldbestände seit Dezember um 2 Prozent gesunken seien. Die Bank verwahrt Gold für Zentralbanken, Regierungen und ausgewählte kommerzielle Unternehmen. Ein Großteil der etwa 400.000 Goldbarren gehört ausländischen Zentralbanken und staatlichen Institutionen. Etwa 6 Prozent der Bestände gehören dem britischen Finanzministerium. Zudem bietet die Bank Goldkonten für Firmen an, denen damit der Zugang zum Londoner Goldmarkt erleichtert wird. Die Bank selbst besitzt lediglich zwei Goldbarren, die im Museum ausgestellt sind.

An der New Yorker Terminbörse Comex hingegen sind die Goldlagerbestände kräftig gestiegen, wie das „Handelsblatt“ schreibt. Alleine im Dezember kletterten die Bestände um 123 Tonnen in die Höhe. Im Januar, kurz vor der Amtsübernahme Trumps in den USA, beschleunigte sich dieser Trend noch einmal: Seit Jahresbeginn kamen weitere 290 Tonnen hinzu. Das ist der höchste monatliche Zufluss seit Mai 2020, dem Höhepunkt der Corona-Pandemie. Die Bestände in New York hätten sich seit Ende Oktober nahezu verdoppelt.

Händler bringen Gold nach New York

Der Trend zu Goldtransporten hat sich inzwischen selbst beschleunigt, analysiert zumindest Adrian Ash, Chefanalyst des Londoner Goldhändlers Bullionvault. Sei es am Anfang tatsächlich noch eine Vorsichtsmaßnahme der Goldhändler gewesen, die sich gegen mögliche Importzölle absichern wollten, habe sich der Preisunterschied nun so vergrößert, dass das die sogenannten Bullion Banks auf den Plan gerufen hat. Dabei handelt es sich um Banken, die auf den Handel und die Lagerung von Edelmetallen spezialisiert sind.

Zu den Bullion Banken zählen J.P. Morgan, HSBC und UBS. Sie besitzen Gold in London und möchten sich gegen Preisschwankungen absichern und haben sogenannte Short-Wetten an der New Yorker Comex platziert. Dafür verkaufen sie Terminkontrakte an der Börse in New York. Diese Verträge legen fest, dass sie das Gold später zu einem bestimmten Preis liefern müssen. Wenn der Goldpreis sinkt, können sie die Verträge günstiger zurückkaufen und so Verluste ausgleichen.

Problematisch wird es, wenn der Goldpreis in New York, wie es gerade im Moment passiert, höher ist als in London. Dann versuchen die Banken, ihr Gold schnell nach New York zu bringen, um es dort teurer zu verkaufen. Schaffen sie das nicht rechtzeitig, müssen sie ihre Verträge teurer zurückkaufen, während ihr Gold in London weniger wert bleibt – und sie verlieren Geld.

Niedrigste Niveaus seit April 2020

Bereits zu Trumps Amtsantritt halbierte sich die Zahl der Short-Positionen an der Comex im Vergleich zur Woche davor. Laut dem Goldexperten Ash sank die Zahl der Kontrakte auf das niedrigste Niveau seit Mitte April 2020.

Damals, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, hatten viele Händler die Sorge, ihr Gold nicht mehr in die USA transportieren zu können, da viele Linienflüge, die bisher auch das Gold transportierten, gestrichen wurden. Das hatte damals die Folge, dass die Gold-Terminkontrakte in New York 8 Prozent höher notiert waren als in London.

Trotzdem schafften es damals Banken und Goldhändler, ihr Gold nach New York zu transportieren, wo das Edelmetall damals höher gehandelt wurde als in London. Sie teilten damals Charterflüge mit Herstellern von medizinischen Produkten und anderen wichtigen Lieferungen, um das Edelmetall zu transportieren.

Spekulanten nutzen Verwerfungen aus

Die Preisdifferenz zwischen New York und London löste sich damals aber nicht einfach auf, erklärt Ash im „Handelsblatt“ weiter. Spekulanten hätten damals die Situation erkannt und die Verwerfungen am Goldmarkt für Arbitragegeschäfte genutzt. Arbitragegeschäfte sind eine Möglichkeit, risikolos Geld zu verdienen, indem man Preisunterschiede ausnutzt. Dabei kauft man etwas an einem Ort günstig ein und verkauft es gleichzeitig an einem anderen Ort teurer.

Ein einfaches Beispiel: Ein Kilo Äpfel kostet auf einem Markt zwei Euro, aber auf einem anderen Markt drei Euro. Ein Händler könnte die Äpfel günstig für zwei Euro kaufen und sofort für drei Euro weiterverkaufen – ohne Risiko und mit sicherem Gewinn. An der Börse funktioniert das ähnlich: Investoren kaufen Gold in London günstiger ein und verkaufen es teurer in New York. Solche Geschäfte nennt man Arbitrage.

„Wenn sie pro Unze Gold zusätzliche 100 Dollar verdienen können, indem sie es von London nach New York fliegen, dann nutzen sie auch die Gelegenheit“, sagt Ash. Auch dieses Mal würden Spekulanten die Situation für Arbitragegeschäfte ausnutzen.

3.000-Marke für Gold in Sicht?

Gegenüber dem Londoner Preis würde an der Comex zuletzt zeitweise außergewöhnlich hohe Aufschläge von bis zu 60 Dollar pro Feinunze für Gold-Juni-Kontrakte gezahlt.

Experten sehen für den Goldpreis für 2025 noch Luft nach oben. Aus technischer Perspektive reiche das Kurspotenzial aus, um nun in Richtung der 3.000-Marke zu gehen, ist sich Jörg Scherer, HSBC-Charttechnikexperte, im Jahresausblick seiner Bank sicher. Nach dem Erreichen der runden Marke dürfte, so die Prognose, die Rally am Goldmarkt aber erst einmal eine Pause einlegen.



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