Reifenproduktion: Fehlender Ruß aus Russland
Die Versorgungslage deutscher Kautschukunternehmen spitzt sich zu. Besonders betroffen seien die Automobilzulieferer.
Die Produktionseinschränkungen resultierten aus fehlenden Lieferungen von Ruß aus Russland. „Ruß ist für unsere Produktion ein unverzichtbarer Stoff und kommt bisher zu über einem Drittel aus Russland“, erläutert Boris Engelhardt, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (wdk) in Frankfurt am Main in einer Pressemitteilung.
„Russische Lieferungen fallen aus und die europäischen Kapazitäten reichen nicht aus, den Bedarf zu decken“, sagte er. Die europäischen Ruß-Produktionen würden darüber hinaus wesentlich mit russischem Gas gespeist, sodass sich eine doppelte Gefährdungslage ergebe.
Auch die Hersteller von Produkten aus Gummi, darunter Reifen, Schläuche und Dichtungen, bekämen die Folgen des Ukraine-Konflikts massiv zu spüren.
Erste Kautschukunternehmen stellen Produktion ein
Die Kurzfristigkeit, massiv steigende Frachtraten, explodierende Energiepreise und rasant steigende Produktionskosten könnten am Markt nicht mehr weitergegeben werden. Erste Kautschukunternehmen in Italien und Frankreich hätten daher ihre Produktion kurzerhand eingestellt. Bis deutsche Unternehmen die Reißleine ziehen müssten, sei es nur eine Frage der Zeit, prophezeit Engelhardt.
Schon im Februar warnte der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk) vor Engpässen und Hindernissen bei der Materialbeschaffung.
„Die Lieferkette stockte zum einen durch Logistikstaus sowohl im Schiffs- als auch im Straßengüterverkehr. Zum anderen kam es zu einer nie zuvor da gewesenen Anzahl und Frequenz von Force Majeure-Meldungen bei Vorprodukten der Kautschukverarbeitung. Corona war dabei nur eine der Ursachen. Dazu kamen Naturkatastrophen, Betriebsunfälle und Maschinenschäden.“, erläutert Michael Berthel, Chef-Volkswirt des Verbands.
Laut dem BMWK – Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – sank der Branchenumsatz der deutschen Kautschukindustrie schon 2019 um 4,2 Prozent. Grund sei der starke Rückgang der Fahrzeug-Produktion in Deutschland. (bs)
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