Regionalgelder blühen auf
Am Anfang steht natürlich die Frage, welche Krise hier beschrieben werden soll, denn schließlich haben wir ja eine ganze Menge Krisen zu bewältigen: Klimakrise, Nah-Ost-Krise, Irak- und Afghanistankrise, Globalisierungskrise und viele mehr. Kann es möglich sein, dass all diese Krisen sich auf einen Nenner zurückschrauben lassen? Ich möchte es einmal behaupten, einfach als Hypothese, oder vielleicht auch als ein Stück vom Kuchen der Wahrheit. Irgendwie hängen doch all diese Krisen mit dem Thema Geld zusammen, denn ohne diesen Treibstoff könnte so manche Krisenmaschinerie überhaupt nicht in Gang gebracht, geschweige denn unterhalten werden. Na ja, das ist wohl keine so umwälzend neue Idee, wir wissen das ja eigentlich alle. Das entscheidende I-Tüpfelchen ist allerdings die dazu gehörende Zins- und Zinseszinsthematik. Denn hier ist der Faktor, den wir als Durchschnittsbürger mit gestalten.
Falls wir am Monatsende etwas Geld übrig haben oder wenn wir es anlegen wollen für längerfristige Ziele, dann schauen wir uns sehr sorgfältig danach um, welche Banken uns den höchsten Zinssatz für unser Erspartes bieten. Schließlich sollen sich die „Mäuse“ ja vermehren. Mein Geld, mit dem die Bank nun „arbeitet“, vermehrt sich ohne mein Zutun. Seltsam, oder? Irgendjemand muss doch für dieses Mehr an Geld arbeiten und den höheren Wert erwirtschaften. Wer ist denn das? Natürlich auch wieder Sie! Wie kommt denn das? Auf Frage, ob sie Zinsen zahlen, erhält man von den meisten Menschen die Antwort, dass sie außer einem Kredit, den sie abbezahlen, keine Zinsen zahlen. Was natürlich so nicht stimmt:
Gehen Sie doch morgens einmal zum Bäcker und kaufen Ihre Brötchen. Schwupps, haben Sie mindestens 30 Prozent des Brötchenpreises für Zinsleistungen, die der Bäcker für seine Maschinen an die Bank entrichten muss, aus ihrem Geldbeutel hingelegt. Natürlich ist der Zinssatz, den der Bäcker bezahlt, wesentlich höher, als der, den Sie für Ihr Erspartes erhalten. Also in jedem Zahlungsvorgang, den Sie leisten, ist ein Teil Ihrer „Rendite“ enthalten, die Ihnen von der Bank, wenn Sie Ihr Geld wieder abheben, freundlicherweise obendrauf gelegt wird. Tolles Geschäft, oder? Für die Bank auf alle Fälle! Denn hier geschieht etwas sehr Verblüffendes: stellen wir uns einmal vor, die Bank erhält 10.000.- Euro von Ihnen für einen Zeitraum von fünf Jahren. Dieses Geld kann die Bank bis auf den Mindestreservesatz (um es einfach zu machen, nehmen wir einmal 10 Prozent) wieder weiter verleihen. Unser Bäcker kann sich also für 9.000,- Euro seine Backmaschine kaufen, indem er einen Kredit aufnimmt. Er zahlt seine Kreditzinsen und Sie den höheren Brötchenpreis. Spannend wird es, wenn der Hersteller von Backmaschinen sein Geld (das ursprünglich mal Ihres war!) ebenfalls auf die Bank legt. Die Bank kann jetzt wieder 8.100.- Euro weiter verleihen und wieder Kreditzinsen einnehmen. Aus Ihren 10.000.- € sind mittlerweile schon 17.100.- € geworden, an denen die Bank Zinsen verdient. Dies geht immer so weiter, bis nur die Mindestreserve übrig bleibt und aus Ihrem ursprünglichen Betrag ein Vielfaches geworden ist. Geld wurde erschaffen, aus dem Nichts heraus. Man hat dies mit dem lateinischen Wort „fiat money“ (geschaffenes Geld) belegt.
Das Geldgeschäft ist also ein sehr Lukratives. Und um mehr Kredite vergeben zu können, bedarf es einer Nachfrage. Diese wird umso höher, je mehr der Aus- oder Aufbaubedarf einer Nation steigt. Bei uns war dies natürlich nach den Kriegen der Fall. Vom Wirtschaftswunder reden wir in Bezug auf diese Zeit . Doch was ist jetzt, wenn alles wieder aufgebaut ist, jeder eine Waschmaschine und einen Fernseher hat? Krisen und schlimmstenfalls Kriege werden erzeugt, damit das ganze Spiel wieder von vorne beginnen kann und die Herren in den grauen Anzügen sich die Hände reiben können. Auch der Terror bläst in dieses Horn. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Leute wie Bin Laden einmal auf der Gehaltsliste von CIA und anderen staatlichen Behörden standen…
Was tun? Ist Regionalgeld eine Möglichkeit? Zumindest ein Beginn:
Durch die Verwendung von Regionalgeld gewöhnen wir uns an den Gedanken, dass Geld nicht zwangsläufig Zinsen bringt, sondern uns auch Geld kosten kann, wenn wir es nicht ausgeben. Geld verfällt also im Wert. Ein völlig neuer Ansatz? Nein, eigentlich sehr alt. Schon im so genannten Mittelalter war der wirtschaftliche Aufschwung (Bau der Dome und Kathedralen) durch ein „Schwundgeld“ entstanden, den Brakteaten. Die damaligen Geldstücke galten immer nur ein Jahr und wurden zum Jahreswechsel mit einem Abschlag in neue Münzen umgetauscht. Dies bewirkte einen enormen Handel vor dem Jahreswechsel, denn jeder wollte noch den vollen Wert für sein Geld erhalten. Auf dieser simplen Idee beruht auch das Regionalgeld. Es wird in Deutschland in den unterschiedlichsten Regionen schon ausgegeben. Fast überall muss allerdings nach etwa einem Vierteljahr eine Gültigkeitsmarke auf die Scheine aufgeklebt werden, um sie weiter als Zahlungsmittel benutzen zu können. Diese Demuragegebühr bewirkt, daß die Scheine im Umlauf bleiben und dadurch die regionale Wirtschaft angekurbelt wird. Dies führt zu stabileren Arbeitsplätzen, Stärkung von Regionen und schließlich einem Umdenken in Bezug auf das Thema Zins.
Wie funktioniert dies nun im Einzelnen?
Wir können hier in diesem Artikel nicht auf alle möglichen Strukturen eingehen, deswegen stelle ich die groben Rahmenbedingungen, die von der Bürgerstiftung Pfalz und deren Projektteam Regionalgeld für die Einführung des „Pälzer“ angedacht wurden, einmal kurz vor:
Die Grundlage bildet in jeder teilnehmenden pfälzischen Stadt eine Schülerfirma, die von der Herausgabe der Geldscheine bis zur Akquisition der teilnehmenden Firmen die Hauptaufgaben übernimmt. Es werden Ausgabestellen eingerichtet, in denen ein Euro gegen einen Pälzer getauscht werden kann. In den teilnehmenden Geschäften kann dann damit eingekauft werden. Um den Schein im Wert zu erhalten werden, wie oben schon erwähnt, Marken aufgeklebt, die etwa 2 Prozent des Wertes des Scheins kosten. Will man den Schein in Euro wieder zurücktauschen, wird eine Rücktauschgebühr von fünf Prozent fällig. Hiervon gehen zwei Prozent an die Schülerfirma und die übrigen drei Prozent können einem Verein nach freier Wahl zugewidmet werden. Dies hat den Effekt, dass auch das regionale Kulturschaffen unterstützt wird.
Die Vorteile sind auf Händlerseite: Neue Kundschaft, Imagegewinn, Umsatzsteigerung, Werbemöglichkeit im Regioheftchen und anderes mehr.
Auf Kundenseite: Förderung der heimischen Wirtschaft und damit Sicherung der eigenen Arbeitsplätze, Ausbau der Vereinskultur, das Geld bleibt in der Region, Schaffung eines Wir-Gefühles im Sinne von global Denken- regional Handeln.
Auf Vereinsseite: Zuschüsse für neue Projekte, Imagegewinn durch Einrichtung einer Ausgabestelle und manch anderes.
Alle Teilnehmenden können also gewinnen. Natürlich soll der Euro nicht abgeschafft werden, denn es wird immer Geschäfte geben, in denen man damit auch weiterhin bezahlen will. Ob allerdings der Einkauf bei Aldi oder Lidl weiterhin so beliebt sein wird, wenn man anfängt, sich damit zu befassen, wie Zulieferer und Produzenten gnadenlos im Preis gedrückt werden und damit Arbeitsplätze und Lebensqualität verloren gehen, das wage ich zu bezweifeln. Aber dieses Thema ist noch einmal ein ganz anderes, das ich vielleicht ein anderes Mal besprechen werde.
Wer jetzt Interesse bekommen hat, sich mit dem wichtigen Gebiet des Regionalgeldes zu beschäftigen, kann ja einmal auf folgenden Seiten im Netz stöbern:
www.paelzer.info
Dort gibt es viele Links zum weiteren Studium.
(Gastbeitrag von Thomas Bach, Praxis Synthesis, Pirmasens )
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