Recht hat er, der Jeffrey Immelt

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Foto: Mario Tama/Getty Images
Von 21. Juli 2010

Eigentlich ist General Electric-Chef Jeffrey Immelt nicht dafür bekannt, ein Kritiker des chinesischen kommunistischen Regimes zu sein. Im Jahr 2003 hatte er sich noch mit dem chinesischen Premierminister Wen Jiabao im New Yorker Rockefeller Center getroffen. Eher für seine Lobbyingarbeit im Sinne der chinesischen Führung frei nach dem Motto „Hauptsache Technologietransfer“. Dass genau dieser Transfer allerdings vornehmlich in eine Richtung – nämlich Richtung China – läuft, das kritisierte Immelt in einer Brandrede im Kreise von italienischen Managern auf der Engelsburg in Rom.

Der GE-Chef hatte dort zu einem Abendessen im engen Kreis geladen. Und dort entlud er eine große Salve auf die Handelsgebarung Chinas. Er mache sich „Sorgen um China“, und: Er wisse nicht, ob China „auch nur einen von uns gewinnen lassen will“.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb über das ominöse Abendessen – nach den ersten Artikeln im Wall Street Journal eilte übrigens Immelts Presseabteilung herbei, die Sache noch abzuwiegeln: „Immelts Breitseite gegen China war eine Zusammenfassung aller Vorbehalte und Klagen, die westliche Unternehmer nur zu oft über die aufstrebende Macht im Fernen Osten äußern – doch meistens nur hinter vorgehaltener Hand.“

Hinter vorgehaltener Hand

Diese vorgehaltene Hand ist Kennern der deutschen Wirtschaftsbeziehungen mit China eine alte Bekannte, nicht erst seit dem Spiegel-Cover „Die gelben Spione“. Kaum jemand, der in China wirklich gut ausgestiegen ist. Da werden zunächst in Joint Ventures schlechte Bedingungen für die Auslandsunternehmen fixiert, danach oft das Know-How vor Ort gestohlen und danach auch gleich in Fabriken in nächster Nähe in Imitaten angewandt.

Da nützt es wenig, wenn etwa die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) den 5,8-prozentigen Umsatzzuwachs mit China im Jahr 2009 in ihrem Magazin „Berliner Wirtschaft“ als große Errungenschaft darstellt. Denn im gleichen Absatz findet sich auch die Information, dass China im Vorjahr um satte zwei Drittel mehr nach Deutschland exportierte. Klar kann sich die Industrie- und Handelskammer diese Zuwachsraten auf die stolz geschwellte Brust heften – insofern man nicht weiter als bis zum Ende des eigenen, auf den Handelsumsatz beschränkten Horizont, denkt.

Denn was bedeutet es genau, wenn China seine Importe nach Deutschland um zwei Drittel steigert? Wohl nichts Anderes, als auf mittlere bis lange Sicht weniger Industrie im eigenen Land, weniger Jobs, weniger kaufkräftige Konsumenten, und nicht zuletzt einen klaren Qualitätsverlust. Denn für Qualität steht „Made in China“ beileibe nicht, selbst nach über 20 Jahren wirtschaftlichen Aufschwungs. Auch wenn es eine marktwirtschaftliche Öffnung gibt und der chinesische Fleiß sprichwörtlich ist, so bleibt es doch ein kommunistisches Land, mit dem wir es hier zu tun haben. Und die zeichnen sich nun einmal nicht durch Qualitätsdenken ihrer Bürger aus. Gepaart mit der Öffnung des chinesischen Marktes dann doch eher durch wirtschaftlichen Raubtierkapitalismus und gnadenloses Profitstreben. Melamin und giftiges Spielzeug dienen als beste Belege für die Skrupellosigkeit, mit der in China gewirtschaftet wird.

Doch zurück zu GE-Boss Jeffrey Immelt. Er beschwerte sich vor seinen italienischen Kollegen vor allem über die nichttarifären Handelshemmnisse ausländischer Betriebe, die das Leben und Streben in China schwer machten. Das Geschäftsklima für GE in China befinde sich auf dem Tiefpunkt der vergangenen 25 Jahre.

Doppelte Abzocke

Beliebt ist in China derzeit das Aufstellen von Qualitätsstandards, deren Einhaltung nur im Land und nicht durch internationale Tests geprüft werden kann. Das führt zu solch eigenartigen Vorgängen wie Razzien bei Luxusmarken wie Hermès und Versace in der Provinz Zhejiang, die nach „schäbigen“ Waren durchsucht werden.

Bei der Welthandelsorganisation sind solche Vorgänge schwer anzumahnen. Denn den einzelnen Staaten obliegt es, ihre eigenen Qualitätsstandards aufzustellen. Zur gleichen Zeit fanden in Italien dunkle Geschäfte statt, die ebenfalls nicht in den Zuständigkeitsbereich der WHO gehören: Großrazzien in Prato, einer der Hauptproduktionsstätten italienischer Luxusmarken wie Prada und Gucci in der Nähe von Florenz. Dort wurden 780.000 Imitate, 166 Autos der chinesischen Mafia und 13 Millionen Euro in bar sichergestellt. In Prato leben dem Staatsanwalt Piero Tony zufolge etwa 45.000 Chinesen – nur 10.000 von ihnen legal. Zu den Warenimitaten wurden von der italienischen Polizei keine näheren Angaben gemacht. Sie stapelten sich, wie auch das Bargeld, in den Kellern der China-Mafia, wie die italienische Polizei und die Financial Times berichteten.

Die Lösung für die Probleme mit China liegen laut GEs Jeffrey Immelt in der Erschließung neuer Märkte in Afrika, Lateinamerika, dem Mittleren Osten und in Indonesien. Denn dort gingen die chinesischen Geschäftsleute rücksichtslos vor. Und nicht alle diese Länder würden sich gerne von China kolonialisieren lassen.

Foto: Mario Tama/Getty Images


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