Rabattschlachten bei E-Autos: Volkswirt prognostiziert Renaissance des Verbrenners

Der Volkswirt und Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer wirft der Ampel schwere Versäumnisse in der Mobilitätspolitik vor. Der abrupte Förderstopp für E-Autos habe das Vertrauen des Marktes zerstört. Die Hersteller könnten wieder primär auf Verbrenner setzen.
Titelbild
Ferdinand Dudenhöffer.Foto: Roland Weihrauch/dpa
Von 26. Januar 2024

Der Leiter des Bochumer „Center Automotive Research“ (CAR) und Volkswirt Ferdinand Dudenhöffer wirft der Ampel schwere Fehler bei der Mobilitätswende vor. Mit dieser habe sie das Vertrauen des heimischen Marktes in E-Autos zerstört und könnte die gesamte Industrie auf die Verliererstraße bringen. Diese werde voraussichtlich schon bald eine Renaissance des Verbrenners einleiten.

Heimische Hersteller von E-Autos hätten weiter Stabilisierung benötigt

In einem Gespräch mit „n-tv“ erklärt Dudenhöffer, das abrupte Förder-Aus für Elektroautos habe Rabattschlachten ausgelöst. Diese seien jedoch ruinös. Die derzeitigen Kampfpreise könnten den Herstellern unmöglich noch nennenswerte Gewinne einbringen – sie könnten sie auf Dauer auch nicht durchhalten.

Das von einem Tag auf den anderen verkündete Förder-Aus habe beim Verbraucher das Gefühl erzeugt, „die Bundesregierung habe das Elektroauto fallen lassen wie eine heiße Kartoffel“. Die Große Koalition habe ein Ende der Förderung für Ende 2025 vorgesehen.

Nun sei die heimische Industrie gegenüber den USA und China, die große Kostenvorteile hätten, noch weiter im Nachteil. Derweil habe Tesla bereits 1,8 Millionen E-Autos verkauft. Die heimischen Hersteller hätten diese Stabilisierung benötigt.

Verbrennermotor gibt den Ausschlag für Gewinne der Autokonzerne

Die hohen Verluste, die das elektrische Geschäft den Autobauern einbringe, werde Folgen haben. Dudenhöffer prophezeit:

„Nach ein paar Monaten werden sie sich entscheiden, alle Kraft wieder in den hochprofitablen Verbrennungsmotor zu stecken.“

Sobald der erste Hersteller damit beginne, würden die übrigen nachziehen, um nicht noch mehr an Marktanteilen zu verlieren. Nach Corona seien die Auftragsbücher so voll gewesen, dass man in diesem Segment nicht mit Rabatten arbeiten musste.

Zu wenig Ladestationen – und zu wenig Strom

Dass die deutsche Bundesregierung ihr Ziel erreichen werde, bis 2030 insgesamt 15 Millionen E-Autos auf die Straße zu bringen, hält der Experte für unrealistisch. Diese Pläne seien „auf Sand gebaut“ gewesen, weil es das erforderliche Ladenetz nicht einmal annähernd gegeben habe.

Dort, wo eines hätte entstehen können, reichte hingegen die Stromversorgung nicht aus:

„Aral wollte für Busse und Lkw Schnellladesäulen auf den Autobahnen aufstellen. Das scheiterte, weil das Stromnetz es nicht schafft. Wo leben wir? Mit der derzeitigen Infrastrukturpolitik macht die Regierung die Mobilitätswende total kaputt.“

Dudenhöffer wirft der Ampel vor, ohne Fundament von einem Projekt zum nächsten zu springen – und am Ende doch dafür zu sorgen, dass die Industrie den Anschluss verliere. Dies werde sich in mehreren Bereichen zeigen – von der Batterieforschung, für die es jetzt keine Subventionen mehr gebe, bis zu den Chipfabriken.

E-Autos ohne Subventionen in Deutschland nicht an den Mann zu bringen

In „Bild“ regt der Experte ebenfalls an, sich auf das Thema E-Auto zu konzentrieren. Die Mobilitätswende könnte noch funktionieren, mit klar definierten Subventionszielen und konkreten Budgetplanungen für mehrere Jahre im Voraus.

Stattdessen solle sich die Politik von „Geschichten aus 1001 Nacht“ wie „Grünem Stahl“ oder Wasserstoffpipelines verabschieden. Mache man jedoch alles gleichzeitig und nichts davon konsequent, werde die Regierung zum „Totengräber des E-Autos“.

Nur Subventionen könnten die Nachfrage stabilisieren, denn den meisten Käufern seien E-Autos noch zu teuer – die Rabattschlachten schädigten jedoch die Autobauer. Im Preiskampf hätten Tesla und die Chinesen die bessere Ausgangsposition. Verliere Deutschland jedoch den Heimatmarkt, verliere es auch international den Anschluss.



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