Preise für Lebensmittel bleiben hoch – Unternehmen machen Klimawandel verantwortlich
Die Inflation in Deutschland ist den Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge im März auf 2,2 Prozent zurückgegangen. In den USA hält sie sich, nachdem sie zuvor stärker als in Europa gesunken war, zäh bei 3,5 Prozent. Viele Verbraucher meinen, eine Beruhigung nicht wahrzunehmen, da sich die Preise für zahlreiche Lebensmittel immer noch auf Krisenniveau halten. Die Entwicklung hat dazu geführt, dass dafür Erklärungen gesucht werden, die über den Ukraine-Krieg und die Energiekrise hinausgehen. Einige bringen nun den Klimawandel ins Spiel.
Witterungsbedingte Ernteausfälle treffen zahlreiche Liefergebiete
Ob Olivenöl, Orangensaft oder Schokolade: Nach wie vor verzichten viele Verbraucher auf den Erwerb von Gütern, die sie vor der 2021 regelmäßig erworben hatten – oder steigen auf Sonderangebote oder Ersatzprodukte um.
Das „Handelsblatt“ verweist in einem ausführlichen Beitrag auf eine Vielzahl an negativen Effekten, die Erscheinungen wie Hitze, Dürre, extreme Niederschläge, vermehrter Schädlingsbefall oder Pflanzenkrankheiten auf Ernten gehabt hätten.
Missernten gab es demnach unter anderem bei Mangos in Peru, Biotrauben in Italien oder Tomaten in Spanien. Orangensafthersteller Boris Voelkel führt ein Drittel der immensen Preissteigerungen bei seinen Produkten auf Folgen der Erderwärmung zurück.
PIK geht von hartnäckiger Lebensmittelinflation durch Klimawandel aus
Auch eine Studie der EZB und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung geht von einer möglichen Lebensmittelinflation um bis zu 3,2 Prozent in Europa bis 2035 aus – bedingt durch den Klimawandel. Im Vergleich zu Anfang 2022 beträgt der Aufpreis beim Handel mit Orangensaft an den Rohstoffbörsen derzeit etwa 150 Prozent. Voelkel erklärt gegenüber dem „Handelsblatt“, die Teuerungskrise in diesem Bereich werde noch Jahre andauern.
Konfitürenhersteller hadern mit Madenbefall bei Sauerkirschen, Tiefkühlkosthersteller mit der Spinaternte, auch beim Tee habe sich die Rohware um 20 Prozent verteuert. Aufgrund von Ernteausfällen bei Zucker und Kakao könnte auch Schokolade knapper und teurer werden. In Ghana und der Elfenbeinküste hätten heftige Regenfälle die Schwarzfäule zur Folge gehabt. Auch Kaffee könnte sich bedingt durch Missernten weiter verteuern.
Die US-Investmentbank Morgan Stanley sieht auch Grundnahrungsmittel wie Reis, Weizen und Mais unter Druck. In 40 Prozent der Anbaugebiete bestehe ein latentes Dürrerisiko. Aufgrund von El-Niño-bedingten Wetterphänomenen und Ernteausfällen erleben beispielsweise die Philippinen seit Monaten einen erheblichen Anstieg der Reispreise.
Langfristige Erscheinungen ermöglichen auch Anpassung
Kritiker erkennen zwar an, dass Missernten oder Ausfälle ein Faktor sind, der kurzfristig für Preisausschläge sorgen kann – unabhängig davon, ob sie Ausdruck temporärer Wettererscheinungen oder tatsächlicher langfristiger Trends sind.
Allerdings zweifeln sie daran, dass ein langfristiges Phänomen wie der Klimawandel tatsächlich dauerhafte Preissteigerungen auf den Lebensmittelmärkten bewirken kann. Immerhin gebe es Zeit, sich auf Veränderungen in diesem Bereich einzustellen.
Es könnten alternative Anbaugebiete gesucht, das Angebot verändert und diversifiziert werden. Dazu kommt die Entwicklung von Getreide- oder Pflanzenarten, die durch gentechnische Modifizierung gegen Folgen des Klimawandels resistenter gemacht werden. Grundsätzlich erlaube eine Erwärmung perspektivisch auch die Erschließung neuer Anbaugebiete in Regionen, die für bestimmte Sorten bislang zu kühl waren. Darüber hinaus hat sich das Klima auch nicht erst 2021 zu wandeln begonnen.
IPCC bestätigt Katastrophenszenarien nicht – Lebensmittelproduktion nicht rückläufig
Auch H. Sterling Burnett vom Heartland Institute in den USA hält den Verweis auf den Klimawandel im Kontext der Inflation für eine Ausrede. In einem Beitrag für ein Blog des Thinktanks verweist er auf Aussagen des Weltklimarats (IPCC), die einen weltweit einheitlichen Trend hin zu mehr Naturkatastrophen nicht bestätigen.
Zumindest lasse sich nicht ablesen, dass es bezüglich Dürren, Hitzewellen, Wirbelstürmen oder anderen Faktoren, die Ernten zerstören könnten, einheitliche Verschlechterungen gebe. Obwohl die weltweite Durchschnittstemperatur in den vergangenen 50 Jahren angestiegen ist, hat sich im gleichen Zeitraum die Nahrungsmittelproduktion verdreifacht. Auch Burnett macht deutlich:
„Grundlegende Getreidekulturen, Zweitfrüchte, Obst, Hülsenfrüchte und Gemüse haben trotz der anhaltenden moderaten Erwärmung wiederholt neue Rekorde aufgestellt. Wenn der Klimawandel zu einer höheren Lebensmittelproduktion beiträgt, und das tut er, dann kann er nicht die Ursache für höhere Lebensmittelpreise sein.“
„Klimawandel bewirkt keine Geld- und Steuerpolitik“
Das Heartland Institute hält eher die politischen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels für den Preistreiber. Dies beginne bei Belastungen und Restriktionen für die Landwirte, die weniger Produktion zur Folge hätten, und setze sich fort bis zur Verteuerung von Produktion, Transport und Logistik durch CO₂-Bepreisung oder künstlich erhöhte Preise für Energie und Treibstoffe.
Wo die Regierung die Schaffung von Angebot unterdrücke, während die Nachfrage hoch bleibe, stiegen die Preise. Und bei Lebensmitteln sei die Nachfrage unelastisch, da jeder essen und trinken müsse. Gleichzeitig habe die Regierung Steuergelder verteilt und damit eine zusätzliche Nachfrage geschaffen, die auf eine gedrosselte Produktion träfe. Für Burnett steht fest:
„Der Klimawandel verursacht keine Inflation. Das kann er auch nicht, denn die Inflation ist ein Produkt der Geld- und Steuerpolitik, auf die das Klima keinen Einfluss hat. Die Klimapolitik und die Ausgaben der Regierung hingegen haben direkt zu höheren Lebensmittel- und Kraftstoffpreisen geführt, wobei letztere einen Welleneffekt in der gesamten Wirtschaft haben.“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion