Preisboom bei Wohnungen und Häusern trotzt Corona-Krise
Der Immobilienboom in Deutschland wird nach Einschätzung von Fachleuten der Corona-Krise weiter trotzen. Ein großer Teil der Treiber bleibe trotz der Pandemie intakt, heißt es in einer Prognose des Hamburger GEWOS Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung.
„Hierzu zählen die demografisch bedingt hohe Wohnungsnachfrage, der Mangel an Bauland und Objekten sowie das niedrige Zinsniveau gepaart mit einem Mangel an Anlagealternativen in unsicheren Zeiten“, heißt es weiter. Die teils apokalyptischen Vorhersagen im Lockdown hätten sich nicht bewahrheitet, sagte GEWOS-Experte Sebastian Wunsch.
Konkret prognostiziert GEWOS in diesem Jahr einen leicht steigenden Umsatz am gesamten Immobilienmarkt auf gut 290 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent). Damit würde das Rekordjahr 2019 abermals übertroffen. Verantwortlich dafür seien vor allem die Erlöse mit Wohnimmobilien, die um 5,2 Prozent auf gut 215,5 Milliarden Euro klettern dürften.
Die Zahl der Käufe bei Eigenheimen, Eigentumswohnungen, Mehrfamilienhäusern und Wohnbauland könnte hingegen leicht sinken, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
„Wohnen ist ein Grundbedürfnis und speziell die Nachfrage nach selbstgenutztem Wohneigentum ist weiter hoch“, sagte Wunsch. Das belegten unterjährige Daten zur Preisentwicklung vom Angebotsmarkt und von Gutachterausschüssen zu realisierten Kaufpreisen. Auch gebe es nach einer Delle im Frühjahr Nachholeffekte bei den Transaktionen.
Kein Unterschied zu vor der Krise
Bisher hat die Corona-Krise dem Preisboom bei Wohnungen und Häusern kaum etwas anhaben können – trotz einbrechender Wirtschaft, steigender Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit im Rekordausmaß.
Im zweiten Quartal verteuerten sich Wohnimmobilien im Schnitt um 1,4 Prozent gemessen am ersten Jahresviertel, hatte das Statistische Bundesamt errechnet. Zum Vorjahreszeitraum stand laut der ersten Schätzung ein Plus von 5,6 Prozent. Damit bewegten sich die Zuwächse im Bereich der vorhergehenden Quartale, so die Statistiker. Schon zu Jahresbeginn waren die Immobilienpreise kräftig gestiegen.
Jedoch könnte sich die Corona-Pandemie laut GEWOS zeitverzögert auf dem Immobilienmarkt niederschlagen, der der Konjunktur gewöhnlich nachläuft. „Sollte sich in Folge der Krise eine dauerhaft niedrigere Arbeitsnachfrage in Deutschland einstellen, hätte dies Auswirkungen auf die Lohnentwicklung und damit mittelfristig auch die Wohnungsnachfrage.“
Fraglich sei auch, ob sich durch die Pandemie und den Lockdown veränderte Wohnwünsche dauerhaft etablierten – etwa nach mehr Fläche, mehr Interesse an selbstgenutztem Wohneigentum, Wohnen im Grünen oder ein höherer Stellenwert für Balkone oder Garten. (dpa)
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