Piëchs Winterkorn-Demontage – die Lage bei Volkswagen
Als Reaktion aber stellten sich viele wichtige Akteure bei VW hinter Winterkorn. Die Lage bei VW:
Womit hat alles begonnen?
Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ zitierte Piëch am Freitag mit dem Satz: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“. Dabei sind zwei Dinge wichtig: Erstens passte – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – bisher kein Blatt zwischen Piëch und seinen „Ziehsohn“ Winterkorn. Das Duo führte das Zwölf-Marken-Reich VW als eingespieltes Tandem. Zweitens: Piëch hat mit kurzen Sätzen, transportiert über die Medien, schon mehrere Manager-Karrieren beendet. Unüberlegtheit ist seine Sache nicht.
Welche Sprengkraft steckt überhaupt in einem so kurzen Satz?
VW wird straff geführt. Piëchs Wort ist dabei Gesetz, zumindest bisher. Der Porsche-Enkel und VW-Großaktionär gilt als das VW-Machtzentrum. „Göttervater“ nannte ein Kleinanleger Piëch einmal – dessen Aussagen gefürchtet sind. Das Vertrauen Piëchs in Winterkorn scheint erschüttert zu sein. Die Motive für Piëchs Handeln allerdings sind unklar. Spekuliert wird über sachliche Gründe wie VW-Probleme auf dem wichtigen US-Markt oder die Renditeschwäche der Kernmarke VW, aber auch persönliche Gründe – etwa, dass Winterkorn Piëch zu mächtig und selbstbewusst geworden ist.
Was halten die Winterkorn-Unterstützer der Piëch-Aussage entgegen?
Da ist allen voran der mächtige VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Er steht vereinfacht gesagt für die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat und damit für die Hälfte der 20 Sitze des Kontrollgremiums, das über Winterkorns Zukunft entscheidet. Osterloh sagte: „Wir haben eine klare Haltung, an der sich nichts geändert hat: Wir haben mit Dr. Winterkorn den erfolgreichsten Automobilmanager an Bord.“ Das Rekorde-Sammeln unter seiner Ägide sei beispiellos. „Wenn es nach uns geht, wird sein Vertrag über 2016 hinaus verlängert.“
Welche weiteren Stimmen gibt es?
Das Land Niedersachsen besetzt als VW-Ankeraktionär zwei Aufsichtsratsposten. Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD), der mit seinem Parteigenossen und Wirtschaftsminister Olaf Lies im VW-Aufsichtsrat sitzt, sagte unmissverständlich: „Ich bin unangenehm überrascht über die zitierten Aussagen von Herrn Professor Piëch.“ Und: „Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich.“
Aber steht Piëch denn tatsächlich allein da?
Das legt die Aussage seines Cousins und VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche zumindest nahe. Der Familienclan Porsche/Piëch hält die Mehrheit an VW. Und Wolfgang Porsche sagte am Sonntag: „Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist.“ Damit zeichnet sich ein Konflikt auch unter den Eigentümer-Familien ab. Der Piëch-Zweig ist im Aufsichtsrat neben Ferdinand Piëch mit dessen Frau Ursula und dessen Bruder Hans Michel vertreten. Mit der Doppelstimme des Aufsichtsratschefs haben sie gemeinsam vier Stimmen. Vom Porsche-Zweig sitzt neben Wolfgang Porsche dessen Neffe Ferdinand Oliver im Kontrollgremium.
Wie geht es nun weiter?
Die Lage bei VW ist vertrackt, eine Lösung derzeit nicht in Sicht. Dem Konzern drohen unruhige Wochen. Bei der VW-Aufsichtsratssitzung am 4. Mai dürfte es intern hoch hergehen. Einen Tag später ist die VW-Hauptversammlung – dann müssen Winterkorn und Piëch gemeinsam auf die Bühne.
(dpa)
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