OPEC-Fonds: Frühere Mitarbeiter klagen über Mobbing und sexuelle Belästigung
Der 1976 von der Organisation erdölexportierender Länder gegründete OPEC-Fonds (englisch: OPEC Fund), der im altehrwürdigen Wiener „Palais Deutschmeister“ residiert, sieht sich derzeit schweren Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiter ausgesetzt. Die Rede ist unter anderem von Diskriminierung, Mobbing und sexuellen Übergriffen.
Mehrere österreichische Medien haben über die Anschuldigungen berichtet, das Magazin „profil“ widmet ihnen sogar eine Titelgeschichte. Was in den Medien der Alpenrepublik besonderen Unmut erregt: Der Entwicklungshilfefonds, der den Status einer internationalen Organisation genießt, unterliegt nicht österreichischem Arbeitsrecht – was eine zivilrechtliche Geltendmachung von Ansprüchen de facto unmöglich macht und dazu führt, dass selbst eventuelle strafrechtlich relevante Vorfälle schwer zu ahnden wären.
OPEC-Fonds genießt seit 1982 offiziell einen Sonderstatus
Der OPEC-Fonds, der im Kern eine Entwicklungsbank ist, die aus den Mitgliedstaaten des Kartells, allen voran Saudi-Arabien finanziert wird, ermöglicht Infrastrukturprojekte – vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern. Ein Drittel der etwa 200 Mitarbeiter kommt aus Österreich, und die Jobs sind durchaus begehrt.
Eine Sekretärin kann dort selbst ohne akademischen Abschluss auf ein Monatsbrutto von 5.000 Euro kommen, schreibt „profil“, und vom Bruttolohn gehen keine Lohnsteuern ab. Dazu kommen ein Wohnzuschuss und finanzielle Bonusleistungen für Verheiratete und Kinder. Im Jahr 1982 ratifizierte Österreich ein Abkommen, das der Führungsebene des OPEC-Fonds diplomatische Immunität zusichert.
Zwar ist der OPEC-Fonds aufgrund seines Status nicht verpflichtet, österreichisches Arbeits- oder Gleichbehandlungsrecht einzuhalten – im Personalhandbuch heißt es jedoch, dass „jede Form von Diskriminierung oder Belästigung, einschließlich sexueller oder geschlechtsspezifischer Belästigung sowie körperliche oder verbale Misshandlung am Arbeitsplatz oder im Zusammenhang mit der Arbeit“ verboten seien.
Strengeres Regime seit dem Führungswechsel Ende 2018
Sieben ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behaupten nun, dass dies nicht der täglichen Lebensrealität am Arbeitsplatz entspräche. Vor allem seit Ende 2018 der in den USA ausgebildete saudische Ökonom Abdulhamid Alkhalifa den Fonds übernahm, soll Schluss gewesen sein mit den vergleichsweise lockeren Sitten, die unter seinen Vorgängern noch geherrscht hätten.
Die früheren Beschäftigten klagen über eine „Islamisierung“, die unter dem neuen Generaldirektor eingekehrt sei. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten gehe kontinuierlich zurück, ein Aufenthaltsraum, der zuvor für Pilates und Yoga genutzt werden konnte, sei zum Gebetsraum umfunktioniert worden, Essen und Trinken im Ramadan hätte auch gegenüber nicht muslimischen Mitarbeitern Anfeindungen nach sich gezogen.
Auch darüber hinaus soll der Umgang mit – vor allem weiblichen – Angestellten zunehmend rauer geworden sein. Die früheren Mitarbeiterinnen sprachen von Anzüglichkeiten via E-Mail oder WhatsApp, in einigen Fällen sogar körperlichen Belästigungen („im Lift bedrängt und begrapscht“) und sexuell konnotierten Andeutungen. Beschwerden an Vorgesetzte oder interne Stellen, die zu diesem Zweck geschaffen wurden, hätten keinerlei Veranlassungen zur Folge gehabt.
Personalabbau durch Mobbing „vorbereitet“?
Auch der Abbau von Personal, der den früheren Beschäftigten zufolge zuletzt etwa zehn Prozent der Belegschaft betroffen habe, sei unprofessionell gehandhabt worden. Es sei im Vorfeld zu gezieltem Mobbing gegenüber Betroffenen gekommen. Zudem seien Kündigungen, die immerhin mit der Gefahr des Verlustes von Sozialversicherungsschutz verbunden waren, kurzfristig und ohne Einhaltung der andernorts vorgeschriebenen gesetzlichen Fristen ausgesprochen worden.
In einigen Fällen hätten die Arbeitsbedingungen zu Depressionen und Burnout geführt, äußern die ehemaligen Mitarbeiter gegenüber dem Magazin. Ein Rechtsanwalt, der eine der Betroffenen vertritt, will eigenen Angaben zufolge versuchen, arbeitsrechtlich gegen den OPEC-Fonds vorzugehen – räumt jedoch ein, dass die Erfolgschancen gering erscheinen.
Der OPEC-Fonds selbst kündigte gegenüber dem „Kurier“ an, die Angelegenheit intern klären zu wollen. In einer Erklärung hieß es, man stelle sich jedenfalls „gegen Diskriminierung, Belästigung und andere Formen von Fehlverhalten“.
Für Österreich und insbesondere den Standort Wien stellt die Präsenz der Entwicklungsbank einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Indirekt sichere deren Tätigkeit im Land 19.000 Arbeitsplätze und eine jährliche Brutto-Wertschöpfung von 1,35 Milliarden Euro. Auch deshalb suchten regelmäßig auch Politiker auf Landes- und Bundesebene den Schulterschluss mit dem OPEC-Fonds und dessen Geschäftsführung.
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