Ölpreise steigen wieder leicht – Erneuter Fall unter Null-Linie aber weiter möglich
Die leichte Erholung der Ölpreise hat sich an diesem Donnerstagmorgen fortgesetzt. Im Zuge der anhaltenden Doppelbelastung aus Angebotsschwemme und Nachfrageeinbruch wegen der Corona-Pandemie bleibt der Ölmarkt dennoch angespannt.
Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zuletzt 21,80 Dollar. Das waren 1,45 Dollar mehr als am Vortag. Die US-Sorte WTI wurde je Barrel zu 15,21 Dollar gehandelt. Sie kostete damit 1,46 Dollar mehr als am Mittwoch. Zum Wochenstart war der Preis eines mittlerweile ausgelaufenen Terminkontrakts auf US-Öl unter die Nulllinie gefallen. Es war das erste Mal überhaupt, dass der WTI-Preis negativ war.
Geringe Nachfrage – Volle Lager
Grund für diesen Preissturz waren neben der Sorge um genügend Rohöl-Lagerkapazitäten auch Engpässe am Lieferterminal Cushing im US-Bundesstaat Oklahoma. Jedoch litt auch der Preis für europäisches Öl zusehends. Am Mittwoch fiel dieser bis auf 15,98 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit 1999. Am Nachmittag erholten sich die Notierungen dann aber sichtlich.
Ausschlaggebend für die dann steigenden Ölpreise war eine Drohung von US-Präsident Donald Trump in Richtung Iran. Trump twitterte, er habe die US-Marine angewiesen, iranische Schiffe zu zerstören, falls diese sich amerikanischen Schiffen in den Weg stellen sollten. Hintergrund war ein Zwischenfall auf offener See. Am Ölmarkt stiegen nach Trumps Drohung die Risikoprämien an. Das Verhältnis zwischen den USA und dem ölreichen Iran ist stark belastet.
Doch diese Erholung könnte laut der Rohstoffbörse ICE Futures Europe nicht von Dauer sein. Bereits am Dienstag gab die für den Brent-Preis entscheidende Handelsplattform bekannt, man bereite sich auch bei der Nordseesorte auf negative Preise vor. Solange Produktionskürzungen nicht mit der eingebrochenen Nachfrage am Markt Schritt halten, erwarte das Unternehmen Preise nahe oder unter der Nulllinie. Derweil passen auch Händler ihre Risikomodelle an die neuen Realitäten an.
Ölpreiskrise mehr als eine temporäre Anomalie
Ungeachtet der jüngsten Preissteigerungen ist die Lage am Ölmarkt nach wie vor angespannt. Sie ist gekennzeichnet durch eine massiv fallende Nachfrage wegen der Corona-Krise, einem viel zu hohen Angebot und zur Neige gehende Lagerkapazitäten. Zuletzt hatte das American Petroleum Institute (API) einen erneut starken Zuwachs der amerikanische Rohölvorräte gemeldet. Am Mittwoch folgte das US-Energieministerium und teilte ebenfalls einen erheblichen Anstieg der Erdölvorräte mit.
Auch Marktbeobachter schätzten die Turbulenzen am Ölmarkt zuletzt als mehr als nur eine Anomalie des Termin-Handels ein. „Obwohl manche die negativen WTI-Preise am Anfang der Woche als Kapriole des Future Marktes sehen, es ist ein unheilvolles Zeichen“, hieß es von Victor Shum, Vizepräsident für Energieberatung beim britischen Marktforschungsinstitut IHS Markit. Es zeige die brutalen Marktkräfte, die die Produzenten dazu zwingen, sich auf eine wesentlich niedrigere weltweite Öl-Nachfrage einzustellen. (dpa/al)
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