Ölpreis auf Talfahrt – Opec-Förderlimits fallen trotz Corona-Krise zum 1. April

Das Ölkartell Opec will die Produktion kürzen, doch sein Partner Russland wehrt sich. Letztlich enden die Gespräche ohne Deal. Die Opec+ steht mitten in der Corona-Krise vor einer Belastungsprobe.
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Das Coronavirus hat auch Auswirkungen auf die Opec - nicht nur in Bezug auf die Nachfrage nach Rohöl wegen der stockenden Wirtschaft, sondern auch für die Teilnehmer des Treffens in Wien. Rettungskräfte überprüfen deren Körpertemperatur.Foto: Ronald Zak/AP/dpa/dpa
Epoch Times6. März 2020

Das Ölkartell Opec und die mit ihm kooperierenden Staaten haben es nicht geschafft, sich auf neue Kürzungen der Rohölförderung über das Monatsende hinaus zu verständigen. Das teilten die Opec und der russische Energieminister Alexander Nowak am Freitag nach langen Verhandlungen in Wien mit.

Die Opec hatte, auch als Reaktion auf die wirtschaftlichen Folgen des neuen Coronavirus, am Donnerstag eine Verschärfung des derzeit geltenden Förderlimits um 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag gefordert. Doch der Versuch, mit dem Vorstoß Druck auf Russland und die weiteren Partner auszuüben, scheiterte. Da es auch nicht gelang, die derzeit geltende Förderbeschränkung zu verlängern, müssen sich die 14 Opec-Mitglieder und die 10 Kooperationspartner ab dem 1. April nicht mehr an irgendwelche Limits halten. Der Ölpreis reagierte auf die Mitteilung am Nachmittag mit einem deutlichen Einbruch.

Weitere Kooperation trotz Uneinigkeit

Die Auswirkungen des neuen Coronavirus werden damit zu einer ernsten Belastungsprobe für die „Opec+“ genannte Kooperation. Auch bei den vergangenen Treffen wurde lange und wohl auch hart verhandelt, letztlich konnten sich die 24 zuständigen Minister aber immer auf einen Kompromiss einigen. Die Opec und der russische Minister Nowak betonten trotz der dieses Mal gescheiterten Gespräche, dass die Kooperation fortgeführt werden soll. „Es werden weiter informelle Treffen stattfinden“, hieß es per Opec-Livestream. Für den Ölmarkt sind die ergebnislosen Verhandlungen aber kein beruhigendes Zeichen.

Entsprechend setzte der Ölpreis seine Talfahrt der vergangenen Wochen am Freitag fort. Ein Barrel der Nordseesorte Brent war so günstig wie seit Sommer 2017 nicht mehr und kostete am Nachmittag zeitweise weniger als 45,50 US-Dollar – und damit mehr als neun Prozent weniger als am Vortag. Zu Jahresbeginn lag der Brent-Preis pro Barrel noch bei mehr als 65 Dollar. Auch die Preise für Benzin und Heizöl könnten daher in den kommenden Wochen fallen.

Saudi-Arabiens Staatshaushalt in Gefahr

Vor allem für das Opec-Schwergewicht Saudi-Arabien stellt ein so niedriger Ölpreis auch mit Blick auf den Staatshaushalt ein Problem dar. Daher hatte sich der Wüstenstaat zuletzt immer wieder bereit erklärt, für den Großteil der Kürzungen aufzukommen oder gar zusätzliche, freiwillige Einschränkungen vorzunehmen. Russland dagegen zeigte zuletzt wenig Interesse, den Ölpreis durch eine geringere Produktion in die Höhe zu treiben.

Zuletzt hatte die „Opec+“ im Dezember 2019 den Ölhahn weiter zugedreht und eine tägliche Produktionskürzung um insgesamt 2,1 Millionen Barrel im Vergleich zu Oktober 2018 beschlossen. Seit Dezember 2016 reagierte der Verbund immer wieder mit solchen Förderlimits auf die Entwicklungen am Ölmarkt – und riskierte damit zunehmend Marktanteile. Derzeit entfallen auf die Opec etwas weniger als 30 Prozent der weltweiten Ölproduktion, vor einigen Jahren war der Anteil noch deutlich höher. Die größere Runde der „Opec+“ steht derzeit für etwa 45 Prozent der globalen Rohölproduktion.

Unterbietungswettbewerb nicht unwahrscheinlich

Spannend wird nun sein, ob die Ölproduktion der 24 Staaten durch die fehlende Einigung deutlich steigen wird. Denn eigentlich sehen sich die Ölexporteure mit großer Zurückhaltung bei der Nachfrage konfrontiert. Zahlreiche Experten und Organisationen gehen inzwischen davon aus, dass die Nachfrage nach Rohöl deutlich langsamer steigen wird als erwartet – oder sogar sinken könnte. Der Einfluss des Coronavirus auf die Weltwirtschaft macht sich hier bereits deutlich bemerkbar, auch an den Börsen verlief der Freitag wenig erfolgreich.

„Die Rohölnachfrage ist deutlich zurückgegangen. Enorm schlecht läuft es bei Kerosin“, sagte etwa der Chef des österreichischen Energiekonzerns OMV, Rainer Seele, der „Kleinen Zeitung“ (Freitag) aus der Steiermark. „Nicht nur die Fluggesellschaften leiden, auch die Raffinerien.“ Die Lufthansa kündigte an, aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus seinen Flugplan noch weiter zusammenzustreichen. (dpa)



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