Ökonom: „Für manche deutsche Firmen ist Trump good news“

Das Ampel-Ende und Donald Trump verunsichern die deutsche Wirtschaft. Für einige Konzerne in den USA könnte es Chancen geben, meint der Ökonom Achim Wambach – zum Nachteil Deutschlands.
Der Ökonom Achim Wambach mahnt angesichts der Regierungskrise in Deutschland und der Wahl von Trump Reformen an (Archivbild).
Der Ökonom Achim Wambach mahnt angesichts der Regierungskrise in Deutschland und der Wahl von Trump Reformen an (Archivbild).Foto: Christoph Soeder/dpa
Epoch Times10. November 2024

Das Ende der Ampel-Koalition und die Wahl Donald Trumps in den USA verschärfen die Unsicherheit für die angeschlagene deutsche Wirtschaft. Gleichzeitig sieht der Präsident des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW, Achim Wambach, in der turbulenten Gemengelage auch Chancen für einige deutsche Konzerne. Allerdings steige der Reformbedarf für den Standort Deutschland umso mehr.

„Die Ampel-Koalition war kaum noch handlungsfähig und die politische Unsicherheit in Deutschland ohnehin sehr hoch. Mit Neuwahlen besteht die Chance auf einen Befreiungsschlag“, sagte der Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

Noch mehr Druck auf Standort Deutschland

Die Wahl von Donald Trump dürfte den Standort USA attraktiver machen, meint Wambach. „Unternehmen werden darauf reagieren und noch stärker vor Ort produzieren.“ Für die Bundesrepublik seien das schlechte Nachrichten.

Der Standort Deutschland läuft Gefahr, Produktion und Forschung und damit Patente noch stärker an die USA zu verlieren. Das ist ein großes Problem für die Arbeitsplätze hierzulande.“

Deutschland brauche daher umso mehr Reformen, zum Beispiel Bürokratieabbau. Auch die EU müsse „selbst auferlegte Fesseln ablegen“, mahnt Wambach mit Blick auf komplexe Regelwerke wie das EU-Lieferkettengesetz und Datenschutzgrundverordnung.

In Sachen Wirtschaftsreformen in Deutschland erwartet Wambach allerdings politischen Stillstand. Zwar gebe es einige Vorschläge wie Hilfen für die Autoindustrie und eine Reform der Netzentgelte.

Dafür müssten Bundesregierung und Opposition aber zusammenarbeiten und ein Gesamtkonzept erarbeiten. Es ist schwer vorstellbar, dass ausgerechnet jetzt der gordische Knoten platzt.“

Wambach sieht Chancen und Risiken

Trump hatte im Wahlkampf von neuen Zölle von 10 bis 20 Prozent auf Importe aus Europa gesprochen. Für Waren aus China sprach Trump von 60 Prozent, Europa wäre also im Vorteil.

Gleichwohl würden deutsche Exporte durch die Zölle in den USA, ihrem wichtigsten Absatzmarkt, teurer. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg zwischen EU und USA. Das träfe wichtige deutsche Industriebranchen, sagt Wambach.

Die Chemie- und Pharmabranche sowie der Maschinenbau exportieren stark in die USA.“

Für deutsche Konzerne, die bereits in den USA produzierten, ergäben sich Chancen. „Trump wird wahrscheinlich nicht nur Zölle erhöhen, sondern auch die Unternehmenssteuern senken. Für manche deutsche Firmen vor Ort ist die Wahl von Trump ‚good news‘.“

Schon im vergangenen Jahr haben Unternehmen, etwa aus der Pharma- und Chemieindustrie, verstärkt in den USA investiert, angelockt von niedrigen Energiepreisen und einem milliardenschweren Subventionsprogramm. Deutsche Autobauer haben seit Jahren große Werke in den Vereinigten Staaten.

Ökonom Hüther: Zölle würden deutsches BIP senken

Ähnlich sieht es der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Hüther erwartet für den Fall von Strafzöllen schwerwiegende Folgen für die deutsche Wirtschaft.

Solche Zollerhöhungen würden „das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland nächstes Jahr um circa 0,3 Prozent und die Jahre danach um bis zu 1,2 Prozent reduzieren“, sagte Hüther den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

„Wenn der designierte Präsident Trump seine Drohungen wahr macht und einen Zoll von 10 Prozent auf die Einfuhren aller Handelspartner und einen Zoll von 60 Prozent auf chinesische Einfuhren durchsetzt, würde dies die exportorientierte deutsche Wirtschaft hart treffen“, sagte Hüther weiter. Auch Gegenmaßnahmen durch die EU würden sich Hüther zufolge negativ auf die Wirtschaftsleistung auswirken.

Die USA ist seit neun Jahren Deutschlands wichtigster Handelspartner. Diese Lücke mit inländischem und europäischem Konsum des Binnenmarkts zu füllen, wird fast unmöglich.“

Zollerhöhungen würden vor allem exportintensive Branchen wie den Maschinenbau, die Automobil- und die Pharmaindustrie stark treffen, da sie überdurchschnittlich hohe Exportquoten in die USA aufwiesen.

Zugleich würde die Wettbewerbsfähigkeit geschwächt, fügte Hüther an. „Die Zölle erhöhen die Kosten für importierte Produkte in den USA, wodurch deren Wettbewerbsfähigkeit gegenüber heimischen Erzeugnissen sinkt“, sagte er. „Die ohnehin schwache deutsche Wirtschaft würde darunter erheblich leiden.“

(dpa/afp/red)



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