Niedrigere Spritpreise könnten Inflation dämpfen – VAE erwägen Ausscheren aus OPEC
Vor einem Jahr sahen sich Autofahrer wenige Tage nach Beginn des Krieges in der Ukraine mit einem noch nie gekannten Anstieg der Spritpreise konfrontiert. Neben Erdgas und Lebensmitteln zeigten diese sich auch im weiteren Verlauf des Jahres als wesentliche Treiber der Inflation.
Am 7. März hatten dem ADAC zufolge erstmals im bundesweiten Schnitt sowohl Super E10 als auch Diesel die 2-Euro-Marke überschritten. Wenige Tage später kletterte Diesel auf 2,321 Euro, bei E10 war ein Höchstwert von 2,203 Euro zu verzeichnen.
Die deutsche Bundesregierung reagierte auf die Entwicklung mit einem temporären Tankrabatt und dem 9-Euro-Ticket für die Sommermonate. Anschließend setzte ein erneuter Teuerungsschub an den Zapfsäulen ein.
Trotz hoher Spritpreis stieg Benzinabsatz an
Gegen Ende des Jahres machten sich erste Tendenzen hin zu einer Entspannung bemerkbar. Mittlerweile waren im Februar dem ADAC zufolge sowohl E10 als auch Diesel im bundesweiten Monatsschnitt um 1,754 Euro pro Liter zu haben. Hält der Trend im März an, lägen die Spritpreise zwischen 15 und 18 Prozent unterhalb jenen des Vorjahresmonats. Allerdings ist der Treibstoff nach wie vor deutlich teurer als vor Beginn des Ukraine-Kriegs.
Der Treibstoffverbrauch ist im Vorjahr trotz der Preisexplosion nicht gesunken. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) geht von einem stabilen Verbrauch bei Diesel aus. Der Absatz von Benzin stieg jedoch trotz der extremen Spritpreise im Vergleich zu den Corona-Jahren 2020 und 2021. Er erreichte jedoch nicht das Niveau der Jahre vor der Pandemie.
Angesichts des Umstandes, dass sich die Inflation in Deutschland nach wie vor hartnäckig auf einem hohen Level hält, hofft man nun auf einen Effekt vonseiten der Spritpreise. Steigen diese nicht wieder an, könnten sie die Teuerung um immerhin einen halben Prozentpunkt drücken.
Verbraucher sollten gezielt nach günstigen Preisen suchen
ADAC-Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht sieht sogar noch Potenziale nach unten. Beim Benzin sei seit Herbst eine schrittweise Normalisierung zu beobachten. Gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“ äußert er:
Wenn man sie mit Ölpreis und Eurokurs abgleicht, sind sie zwar immer noch eher hoch, aber die Entkopplung mit extremen Preisen ist vorbei.“
Allerdings sei der Preis beim Diesel nach wie vor noch hoch – auch gemessen an der Steuerbelastung, die insbesondere in Deutschland einen wesentlichen Faktor darstellt. Es zeichne sich jedoch ab, dass die Höhe des Spritpreises wieder stärker als zuvor durch Marktmechanismen beeinflussbar erscheint.
Um Versuchen der Mineralölkonzerne gegenzusteuern, ihre hohen Margen aufrechtzuerhalten, sollten Verbraucher gezielt nach günstigen Angeboten suchen, rät Albrecht.
Kurzfristiger Anstieg durch Sommermischung erwartet
Andrew Gross von der US-amerikanischen Verkehrssicherheitsorganisation AAA hält einen perspektivischen Anstieg der Spritpreise für denkbar. Auf „Fox Business“ verweist er auf Faktoren wie die Ölpreise, eine steigende Nachfrage und die Mischungen des Treibstoffs.
Das sogenannte Sommerbenzin sei teurer als die vorwiegend im Winter verwendete Mischung. Das Sommerbenzin solle Emissionen reduzieren und seine Raffination sei teurer. Gross erklärt:
Die Umstellung auf die Sommermischung verteuert den Benzinpreis in der Regel um fünf bis zehn Cent.“
Im Sommer wird in der Regel eine höhere Oktanzahl benötigt, um eine effiziente Verbrennung bei höheren Temperaturen zu gewährleisten. Die Mischung enthält daher weniger leichtflüchtige Kohlenwasserstoffe und mehr schwerflüchtige Verbindungen. Diese sollen das Verdampfen des Benzins bei hohen Temperaturen vermeiden. Die Zusammensetzung des Sommerbenzins variiert auch je nach Region und Land, da die Anforderungen und Standards unterschiedlich sein können.
Angst vor Zinserhöhung könnte Spritpreise drosseln
Im Winter hingegen ist eine höhere Verdampfungsrate erforderlich, um das Kaltstartverhalten von Motoren zu verbessern und Frostschäden zu vermeiden. Die Mischung enthält daher mehr leichtflüchtige Kohlenwasserstoffe und Additive wie Ethanol. Diese sollen das Benzinsystem stabilisieren und die Entstehung von Eiskristallen verhindern.
In Europa gibt es unterschiedliche Anforderungen an die Benzinzusammensetzung je nach Land und Region. Die meisten Länder verwenden das ganze Jahr über eine Mischung mit einer Oktanzahl von 95 oder 98. In einigen Ländern, insbesondere in Nord- und Osteuropa, ist jedoch Winterbenzin erforderlich, um den Anforderungen der kalten Jahreszeit gerecht zu werden.
In den USA haben der Vergleichsapp „GasBuddy“ zufolge die Autofahrer in diesem Jahr bisher durchschnittlich 26,3 Cent weniger pro Gallone Benzin ausgegeben als vor einem Jahr. Zwar sei durch den Umstieg zu Sommerbenzin in den kommenden Wochen wieder ein Aufwärtstrend der Spritpreise zu erwarten, allerdings seien die Inflationsdaten auch in den USA noch höher als erwartet. Dies könnte die Spritpreise wieder senken, da man einen weiteren Zinsschritt der Notenbank befürchtet. Dies würde die Wirtschaft im Allgemeinen und die Ölnachfrage im Besonderen abkühlen.
Emirate streben Erhöhung der Ölproduktion an – notfalls gegen die OPEC
Auch die Entwicklung auf dem Weltmarkt könnte die Entwicklung der Spritpreise im weiteren Verlauf des Jahres beeinflussen. Ähnlich wie beim Gas, wo die Internationale Energieagentur IEA warnt, dürfte die Lage in China auch den Ölmarkt unter Druck setzen.
Nach der 180-Grad-Wende in der Corona-Politik ist der chinesische Einkaufsmanagerindex im Februar auf 52,6 gestiegen. Dies ist der höchste Wert seit April 2012 und ein Zeichen für eine massiv steigende Industrienachfrage.
Nachdem die OPEC durch eine zurückhaltende Angebotspolitik die Angst vor einem neuen Ölpreisschock angeheizt hatte, könnten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) nun zur Entspannung beitragen. Wie das „Wall Street Journal“ jüngst berichtete, denkt man dort über eine Erhöhung der Produktion nach – und erforderlichenfalls einen Austritt aus dem Kartell.
Das US-Energieministerium will mit dem Kauf von Öl beginnen, um die strategischen Erdölreserven teilweise wieder aufzufüllen. Diese waren in den Jahren 2022 bis 2023 durch Freigaben deutlich gesunken. Je nach Marktbedingungen ist der Ankauf von 40 bis 60 Millionen Barrel im Laufe des Jahres geplant.
(Mit Material von dpa)
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