Niederlande: Regierung widerruft Exporte von Chipsystemen an China – ASML unter Druck

Für die Herstellung von Mikrochips sind spezielle Maschinen nötig, die meist von dem niederländischen Hersteller ASML stammen. Nun wurden Exporte nach China teilweise widerrufen, was in Peking auf wenig Begeisterung stößt. Hintergrund sind im Oktober 2023 in Kraft getretene Exportkontrollbestimmungen der USA.
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Halbleiterfertigung mit 3D-Rendering-Roboterarmen mit Siliziumwafern. Viele Chipkonzerne wie Intel und AMD greifen in ihrer Chipherstellung auf Hightechmaschinen aus den Niederlanden zurück.Foto: iStock
Von 7. Januar 2024

Die Aktie des niederländischen Chipherstellers ASML ist in den vergangenen Tagen erheblich unter Druck geraten. Wie der Konzern selbst auf seiner Website mitteilt, hat die Regierung der Niederlande eine Exportlizenz für das Unternehmen nach China teilweise widerrufen.

Betroffen sind Lithografiesysteme der Typen NXT:2050i und NXT:2100i, die für die Herstellung von modernen Mikrochips notwendig sind.

USA veröffentlichten im Oktober neue Exportkontrollbestimmungen

Das Unternehmen beeilte sich, zu betonen, dass sich die Entscheidung lediglich auf eine kleine Anzahl an Kunden in China auswirke. Darüber hinaus habe sie „keinen wesentlichen Einfluss auf unsere finanziellen Aussichten für 2023“. Die Mitteilung wurde am Neujahrstag 2024 publiziert. Ob die Nennung des vergangenen Jahres ein Redaktionsversehen war, ist ungewiss.

Hintergrund der Entscheidung der Niederlande sind die am 17. Oktober 2023 veröffentlichten neuen Exportvorschriften der USA. Wie die US-Regierung gegenüber ASML deutlich gemacht habe, geht es um Beschränkungen für „bestimmte mittelkritische DUV-Immersionslithografiesysteme“.

Die Regierung in Washington will es dem kommunistischen Regime in Peking erschweren, diese „für eine begrenzte Anzahl von fortschrittlichen Produktionsanlagen“ zu verwenden.

Der Konzern habe in seinen Gesprächen mit der US-Regierung zudem „weitere Klärung zu Umfang und Auswirkung von US-Exportbeschränkungen“ erhalten. Diese greifen Berichten zufolge ab 1. Januar 2024.

ASML als führender Weltmarktakteur des Technologiebereiches

Wie das Finanzportal „Bloomberg“ unter Berufung auf Insider schildert, hat die Regierung von US-Präsident Joe Biden selbst auf die Maßnahme gedrängt. Die USA wollen verhindern, dass Machthaber Chinas umfassenden Zugang zu Deep-Ultraviolet-Lithografiemaschinen (DUV) und zu der noch moderneren Extreme-Ultraviolet-Technologie (EUV) erhält.

Die genannten Erzeugnisse der Chiphightechnologie und die auf EUV gestützten Belichtungsanlagen sind in einem breiten Spektrum der Herstellung von Halbleitern einsetzbar. ASML hat auf dem Weltmarkt dafür gleichsam noch ein Monopol. Das Unternehmen beliefert unter anderem Intel, Samsung oder TSMC.

Die USA weisen darauf hin, dass sich die Technologien nicht nur für zivile Zwecke wie die Herstellung von Smartphones verwenden ließen. Die damit gefertigten Halbleiter stünden auch für eine Vielzahl an militärischen Anwendungen zur Verfügung – und dies bereite Washington mit Blick auf die Kommunistische Partei Chinas (KPC) und deren aggressive Außenpolitik zunehmend Sorge.

Peking wirft USA „Verletzung internationaler Handelsregeln“ vor

In Peking selbst stieß der Schritt erwartungsgemäß auf wenig Begeisterung. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, warf das KP-Regime den Amerikanern vor, „ernsthaft“ internationale Handelsregeln zu verletzen. Das Außenministerium äußerte, die USA würden „unter Vorwand“ andere Länder zur Beteiligung an einer Technologieblockade gegen China zwingen.

Dieses Verhalten, so der chinesische Ministeriumssprecher Wang Wenbin, beeinträchtige die „Stabilität globaler Lieferketten“. Die Niederlande sollten „objektiv bleiben“ und „den Geist des Vertrages respektieren“.

Die DUV-Lithografie arbeitet mit einer Wellenlänge von 193 Nanometern und ermöglicht Strukturen mit Abmessungen von 40 Nanometern. Die EUV-Lithografie hingegen nutzt Licht mit einer extrem kurzen Wellenlänge von 13,5 Nanometern, was Strukturen mit Abmessungen von weniger als 20 Nanometern ermöglicht.

Lithografie als Achillesferse in der chinesischen Lieferkette

Bereits am Tag, der auf die Mitteilung folgte, stürzte der Aktienkurs von ASML an der NASDAQ um mehr als 5,3 Prozent auf 717 US-Dollar ab. Derzeit notiert sie bei 703,34.

Hinter Taiwan und Südkorea war China lange Zeit der drittgrößte Exportmarkt für das Unternehmen aus den Niederlanden. Zuletzt hatte China im dritten Quartal mit etwa 46 Prozent die Führung übernommen.

Das KP-Regime ist, wie „Asia Financial“ berichtet, vor allem am Erwerb von Lithografietechnologie interessiert. Dies solle helfen, eine eigenständige Halbleiterlieferkette zu schaffen. Derzeit ist China nur mit Shanghai Micro Electronics Equipment (SMEE) als bekannterem Hersteller von Lithografiemaschinen präsent.

ASML hatte zuvor einen rasanten Aufwärtstrend erlebt

Kurzfristig und auch noch für den Rest des Jahres rechnen Analysten nach dem Platzen der China-Deals damit, dass die Aktie von ASML unter Druck bleiben wird. Möglicherweise wird auch die Schweizer Großbank ihre „Buy“-Empfehlung perspektivisch noch einmal überarbeiten.

Diese hatte das Kursziel für ASML erst jüngst von 770 auf 785 Euro angehoben – und dies neben einer Erholung des Speicherchipsegments auch auf eine „relativ robust erwartete Nachfrage aus China“ gestützt. Diese in engem zeitlichem Zusammenhang veröffentlichte Einschätzung hat die jüngste Nachricht möglicherweise noch nicht eingepreist.

Andererseits hatte der Titel in den vergangenen fünf Jahren einen enormen Aufwärtstrend mit einem Kursgewinn von 383,47 Prozent erlebt. Längerfristig dürften Produkte und Fundamentaldaten des Anbieters einen bedeutenderen Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmenswerts haben als die aktuellen Unwägbarkeiten.



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