Mehr als 900 Unternehmen in den Niederlanden gehören Chinesen
Für das KP-Regime in China gehören die Niederlande zu den bevorzugten Zielen ihrer wirtschaftlichen Einflussbemühungen. Dies geht aus einer Recherche von „RTL Nieuws“ und „Follow the Money“ hervor. Mittlerweile stünden 903 niederländische Unternehmen zu mindestens 50 Prozent im Eigentum chinesischer Muttergesellschaften oder des chinesischen Staates. Außenwirtschaft untersteht im Machtbereich des KP-Regimes einer strikten Kontrolle des Staates. Deshalb kontrolliert und beeinflusst dieser auch Investitionen nominell nichtstaatlicher Unternehmen.
Die Niederlande unter den Top 4 des chinesischen Investitionsinteresses in der EU
Neben dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland galt den Niederlanden das Hauptaugenmerk im Bereich der wirtschaftlichen Einflusspolitik. Zwischen 2018 und 2021 gingen mehr als 90 Prozent der chinesischen Investitionen in Europa in eines dieser vier Länder.
In den Niederlanden interessieren sich die vom KP-Regime kontrollierten Investoren vor allem für drei bestimmte Bereiche. Neben dem Hafen von Rotterdam sind dies die Telekommunikation und der Energiesektor. Der Geheimdienst AIVD und China-Experten sind besorgt. Es drohen Einflussnahme in Schlüsselbereichen und Spionage.
Jonathan Holslag von der Freien Universität in Brüssel zufolge wird die Zahl der Unternehmen, in denen chinesische Akteure einen bestimmenden Einfluss ausüben, zum Problem. Dass es mittlerweile so viele seien, mache es „für die Regierung ziemlich schwierig, sie permanent zu überwachen“.
KP Chinas will Zugriff auf die Logistikketten
Der „NL Times“ zufolge besitzen chinesische Investoren mehrere große Containerumschlagsunternehmen im Rotterdamer Hafen. Einer davon ist COSCO, der zu den größten Player in der Containerschifffahrt zwischen China und Europa gehört.
Außerdem postieren sich chinesische Hightech-Startups strategisch im Umfeld technischer Universitäten. Beispielsweise sollen sich auf dem Campus der TU/e in Utrecht bereits mindestens acht chinesische Unternehmen befinden, die sich auf Hightech-Wissen konzentrieren.
Holslag zufolge ist es das Ziel von Chinas KP-Regime, europäische Technologie und Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung frühzeitig zu übernehmen. Dazu kämen weitere Gefahren:
China hat Zugang zu unserem Markt und will diese Logistikketten nach und nach dominieren. Das können wir nicht einfach geschehen lassen. Hier ist eine gewisse Vorsicht angebracht.“
Die Niederlande drohen über erneuerbare Energie in Abhängigkeit zu geraten
Der Politikwissenschaftler bestätigt zudem, wovor Kritiker der deutschen Energiepolitik seit Jahren warnen: Eine einseitige Ausrichtung auf erneuerbare Energieträger könnte die langjährige Abhängigkeit von Russland durch eine noch stärkere von China ersetzen.
Dort werden nicht nur Seltene Erden gefördert und wesentliche technische Bestandteile von Wind- und Solarparks gefertigt. China ist auch in die erneuerbare Energiebranche in Europa selbst involviert. So betreibt das Unternehmen Chint Solar zum Beispiel 13 Solarparks in den Niederlanden, die derzeit 160.000 Haushalte mit Strom versorgen. Weitere sechs Solarparks sind in der Entwicklung. Bereits jetzt sind 14 chinesische Unternehmen vor Ort in dem Bereich tätig, den die Niederlande als „lebenswichtige Infrastruktur“ definieren.
Dazu kommen bereits 25 Unternehmen in den Bereichen Geldtransfer, Internet- und Datendienste sowie IT und Kommunikation. Holslag hält diese Dominanz in wesentlichen Bereichen der Infrastruktur für gefährlich und warnt:
Wir sind zu sehr von China abhängig, und wir müssen diese Abhängigkeit schnell verringern. Andernfalls werden wir später einen viel höheren Preis dafür zahlen, so wie wir es jetzt mit Russland tun.“
Chinesische Investitionen in Deutschland gehen zu 77 Prozent in Industrie
In Deutschland spielt sich die chinesische Einflussnahme derzeit noch auf einem zahlenmäßig geringeren Niveau ab. Eine Studie des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung spricht sogar von rückläufigen Investitionen. Dennoch hat es auch in Deutschland zwischen 2011 und 2020 nicht weniger als 243 Übernahmen deutscher Unternehmen zu mindestens 50 Prozent gegeben.
Im Jahr 2020 waren es jedoch nur noch elf Unternehmen, an denen sich chinesische Investoren mit Gestaltungsmehrheit beteiligten. Ob der Rückgang coronabedingt ist oder das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland im Sinken begriffen ist, bleibt offen. Zuletzt hatte das KP-Regime gezielt nach Unternehmen Ausschau gehalten, die wirtschaftlich unter Druck geraten waren, denen man jedoch Potenzial zutraute.
Schwerpunkte chinesischer Investitionen in Deutschland sind unter anderem Maschinenbau, Konsumgüter und die Automobilindustrie. Zu den spektakulärsten Erwerbungen gehörten Robotik-Spezialist KUKA aus Augsburg mit 3,2 Milliarden Euro Jahresumsatz oder Automobilzulieferer Grammer mit mehr als zwei Milliarden.
Von allen chinesischen Engagements in Deutschland betreffen 77 Prozent Industrieunternehmen. Von den Unternehmen, an denen sich chinesische Akteure beteiligten, sind 17 auch in der Liste der deutschen Weltmarktführer von DDW vertreten.
Kein Rentabilitätsgewinn durch chinesische Beteiligung
Auch in Deutschland investieren chinesische Unternehmen nicht allein aus Gründen der Gewinnerwartung oder weil sie deutsche Wertarbeit ermöglichen wollen. Christina Brunner von der WHU – Otto Beisheim School of Management hat Daten zu 63 Übernahmen ausgewertet – diese stammten aus den Jahren 2008 bis 2016.
Ihr Ergebnis war ernüchternd: In den wenigsten Fällen hätte das chinesische Engagement das Unternehmen selbst auf dem Markt vorangebracht. Vielfach sei die Rentabilität sogar gesunken – auch im Vergleich zu nicht aufgekauften Vergleichsunternehmen.
Demgegenüber eröffneten sich für die chinesischen Investoren Wege, um schneller Zugang zu technologischen Innovationen zu erlangen und sich diese nutzbar zu machen.
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