Nicht erforschte Inhaltsstoffe: EU-Verordnung macht Tätowierern Sorgen
Für erhebliche Verunsicherung in der Tattoo-Branche sorgt die Chemikalienverordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) der EU-Kommission, die am kommenden Dienstag (4.1.) in Kraft treten wird.
Wie das Portal „proplanta“ berichtet, werden Tausende aus Sicht der EU nicht ausreichend erforschte und potenziell gefährliche Substanzen Verboten oder massiven Beschränkungen unterworfen. Viele davon werden zur Erzeugung von Tätowierfarben oder Permanent-Make-Up verwendet.
Nur wenige Farben genügen REACH-Anforderungen
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) sieht in der Verordnung aus dem Jahr 2020, die nach einer Übergangszeit nun Geltung erlangt, einen Beitrag zu mehr Sicherheit für Konsumenten. Es soll auch nicht der letzte Schritt sein: Ab dem kommenden Jahr sollen auch bestimmte blaue und grüne Farbpigmente in der EU untersagt werden, die im Verdacht stehen, krebserregend, erbgutverändernd, fortpflanzungsschädigend bzw. ätzend und augenreizend zu sein.
Der Nachrichtenplattform „Politico“ zufolge sind nicht weniger als 4.000 Chemikalien von der Verordnung betroffen, die im Bereich der Tätowiertinte zum Einsatz kommen. Insbesondere Substanzen wie Isopropanolalkohol sind demnach in den meisten Pigmenten auf dem Markt enthalten.
Das Ende der Übergangsfrist wird zur Folge haben, dass vor allem die bunten Farben, die bislang für Tätowierungen genutzt werden, in der aktuellen Zusammensetzung bald nicht mehr verwendet werden dürfen. Die bislang einzigen REACH-konformen Farben auf dem deutschen Markt seien Schwarz, Grau, Weiß.
EU-weite Petition gegen die Beschränkungen
Die Branche läuft gegen die Neuregelung Sturm. Befürchtet werden der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit europäischer Tätowierer und Pigmentierer gegenüber Anbietern von außerhalb der EU und das „Wiederaufleben so genannter Hinterhoftätowierer“.
So heißt es zumindest im Text einer EU-weiten Petition gegen die Folgen der REACH-Verordnung unter dem Titel „Save the Pigments“ („Rettet die Pigmente“). Bis dato wurde diese von 170.000 Personen unterzeichnet.
Wie „Politico“ weiter schreibt, seien die bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen zur Frage, ob Tätowiertinten Krebs verursachen, in ihren Schlussfolgerungen uneinheitlich. Einige der in Tätowiertinten enthaltenen Stoffe haben sich als krebserregend erwiesen, ein direkter Zusammenhang ist jedoch noch nicht nachgewiesen worden.
In Schweden wertet die Lund-Universität Stockholm derzeit ein Langzeitprojekt aus, das „zum ersten Mal überhaupt“ die Frage beantworten soll, ob Tätowierungen mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden seien.
Bundesverband: Bunte Tätowierung werden wiederkommen
Daniel Rust vom Bundesverband Tattoo spricht von einer „richtig schlechten“ Stimmung in der Branche. Er sieht eine „Entmündigung der Kundschaft“ durch die Verordnung, die der gesamten Branche schade. Dabei gebe es jetzt schon vor jeder Tätowierung einen mehrseitigen Aufklärungsbogen, den Interessierte ausfüllen müssten.
Gegenüber „proplant“ räumte er zwar ein, dass es auch in seinem Studio Fälle von Entzündungen nach Tattoos gegeben habe. Das habe jedoch „nicht in einem Fall mit der Farbe zu tun [gehabt], sondern immer mit mangelnder Hygiene bei der Nachsorge“.
Rust geht vorerst nicht von einem kompletten Ende bunter Tattoos in Deutschland oder der EU aus. Er rechne damit, dass Hersteller „nach einer gewissen Durststrecke“ eine Palette neuer, regelkonformer bunter Farben auf den Markt bringen würden.
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