Neue Idee für das „ungeliebte, mühsame Schließen von 4G-Netzlücken“

Die Handynetze in Deutschland werden seit einigen Jahren zwar besser. Mancherorts ist die Verbindung aber noch ziemlich mies – 5G in der Stadt aufzubauen ist lukrativer als 4G-Lücken auf dem Land zu schließen. Das soll sich ändern.
«Standalone» oder «5G Plus» bedeuten, dass sowohl bei den Antennen als auch im Kernnetz durchgängig 5G-Technologie genutzt wird.
„Standalone“ oder 5G Plus“ bedeuten, dass sowohl bei den Antennen als auch im Kernnetz durchgängig 5G-Technologie genutzt wird. In einigen Gebieten Deutschlands gibt es nicht mal durchgehend 4G.Foto: Roberto Pfeil/dpa
Epoch Times28. Januar 2024

Für ein besseres Handynetz in entlegenen Gegenden sollte der Bund nach der Vorstellung der FDP im Bundestag ein neues Verfahren auf den Weg bringen.

Zum Schließen eines 4G-Funklochs sollte es eine Auktion geben, bei der das Unternehmen den Zuschlag bekommt, das die geringsten Zuschüsse benötigt, sagte der digitalpolitische Sprecher der Fraktion, Maximilian Funke-Kaiser, der dpa in Berlin.

„Wir wollen endlich einen Lückenschluss im Mobilfunk.“ Hierfür könnte so ein Verfahren helfen. Dies wird auch „Negativauktion“ genannt: Es geht nicht darum, wer am meisten bietet, sondern darum, wer am wenigsten haben will.

Nutzungsrechte sollen verlängert werden

Geld aus dem Staatssäckel soll allerdings nicht fließen. Stattdessen sollen die Telekommunikationsanbieter, die 4G-Funklöcher schließen, bei der anstehenden Vergabe von Frequenznutzungsrechten finanziell entlastet werden. Ende 2025 laufen solche Rechte für wichtige Flächenfrequenzen aus. Die bisher übliche Auktion, bei welcher der Bund im Jahr 2019 insgesamt 6,6 Milliarden Euro eingenommen hatte, soll in diesem Jahr nach Vorschlag der Bundesnetzagentur ausfallen.

Stattdessen sollen bestehende Nutzungsrechte um fünf Jahre verlängert werden. Hierfür wiederum müssten die etablierten Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) nur insgesamt etwa 600 Millionen Euro Gebühren zahlen – viel weniger, als sie bei einem erneuten Wettbieten vermutlich tun müssten.

Verpflichten sie sich zudem noch zum Schließen von 4G-Funklöchern, würde die Gebührensumme entsprechend sinken. Der Bund würde also weniger Gebühren einnehmen, damit mehr entlegene Gegenden mit gutem Mobilfunk versorgt werden. Die Idee einer Negativauktion im Mobilfunk ist nicht neu, umgesetzt wurde sie bisher aber noch nicht.

Im Oktober 2023 gab es nach Angaben der Bundesnetzagentur auf 2,5 Prozent der Fläche Deutschlands 4G-Funklöcher, neuere Angaben liegen nicht vor. Hinzu kamen 16 Prozent graue Flecken – in solchen Gegenden funken nur einer oder zwei der drei etablierten Netzbetreiber und nicht alle.

Wer also Pech hat und gewissermaßen beim falschen Anbieter einen Vertrag hat, bekommt dort keine passable Datenübertragung. Außerdem gab es auf 0,2 Prozent der Landesfläche reine Funklöcher – dort ist noch nicht mal der Funkstandard 2G möglich.

Ausbau stockt

Besonders in Süddeutschland stockt der Ausbau. Der Zubau betrug in der Fläche durch die drei Netzbetreiber O2, Telekom und Vodafone im 4G-Bestandsnetz rund ein Prozent (verglichen mit Oktober 2022). Beim 5G-Netz waren es 18 Prozent.

Basis für die Erhebung ist das jüngste Mobilfunk-Monitoring der Bundesnetzagentur vom Oktober 2023. 16 Prozent der Fläche sind weiterhin unterversorgt; dort können nur ein oder zwei Netzbetreiber ein mobiles Datennetz über 4G/LTE anbieten. Den höchsten Anteil an unterversorgten Flächen haben demnach Baden-Württemberg und Hessen mit jeweils 22 Prozent vor Rheinland-Pfalz und Bayern (21 und 19 Prozent).

„Der 5G-Ausbau in Ballungsgebieten ist für die Netzbetreiber zum einen lukrativer als das ungeliebte, mühsame Schließen von 4G-Netzlücken in ländlichen Regionen“, erklärt Jens-Uwe Theumer vom Vergleichsportal Verivox. Zum anderen gehe der Ausbau „deutlich schneller, wenn bestehende Infrastruktur mitgenutzt werden kann“. (dpa/red)



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