Neue Chancen für Deutschland: Trump hebt Exportbeschränkungen für LNG auf
Am Dienstag, 21. Januar, hob das US-Energieministerium eine Verordnung aus der Ära Joe Biden auf, die Exportbeschränkungen für verflüssigtes Erdgas (LNG) vorsah. Seit Januar 2024 wurde kein LNG in Länder geliefert, die kein Freihandelsabkommen mit den USA aufweisen. Die EU verfügt über kein solches.
Die Exportbeschränkungen sollten einen Anstieg der Energiekosten in den USA verhindern und Treibhausgasemissionen senken. Zuvor vereinbarte Lieferungen wurden ausgeführt, allerdings wurde die Prüfung noch anhängiger Exportanträge ausgesetzt. Nun soll die Behörde für fossile Energie und Kohlenstoffmanagement diese wiederaufnehmen. Das ist eine der Konsequenzen aus der Verordnung Trumps vom Tag seines Amtsantritts, die das „Entfesseln amerikanischer Energie“ zum Gegenstand hatte.
USA bereits jetzt weltgrößte Exportnation von LNG
Wie die englischsprachige Epoch Times schreibt, liegen in den USA derzeit infolge der Beschränkungen Projekte auf Eis, die erhebliche Auswirkungen auf die Exportkapazitäten der USA haben könnten. Allein derzeit angehaltene Vorhaben in Texas und Louisiana könnten diese um zusätzliche 100 Millionen Tonnen pro Jahr (MTPA) erhöhen.
Bereits jetzt dominieren die USA den weltweiten Markt für LNG als weltgrößter Exporteur. Im Vorjahr hatten sie 88,3 Millionen Tonnen des gekühlten Gases verschifft. Das waren um lediglich 0,6 Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2023. In jenem Jahr waren die Amerikaner ebenfalls bereits die größte LNG-Exportnation. Nicht weit dahinter finden sich Katar und Australien. Auch die Russische Föderation und Norwegen gehören zu den größeren Exportnationen.
Für dieses Jahr ist mit einer Kapazitätsausweitung der US-Produktionsstätten um fast 50 MTPA zu rechnen. Bidens Regierung hatte im Vorfeld der verfügten Beschränkungen eine Erhöhung der eigenen Kapazitäten von rund 90 auf 200 MTPA ermöglicht. Allerdings sind viele damit verbundene Projekte erst in der Errichtungsphase.
Erst ab etwa 2030 sind die entsprechenden Anlagen betriebsbereit
Kurzfristig ist deshalb noch mit keiner massiven Erhöhung der LNG-Exporte zu rechnen. Der Effekt wird sich voraussichtlich erst ab 2030 bemerkbar machen, wenn die Anlagen fertiggestellt und betriebsfähig sind. Bis 2035 werden die USA voraussichtlich ein Drittel des weltweiten LNG-Angebots abdecken.
Dies sagt eine Studie von Wood Mackenzie, aus der Paul Everingham, CEO der Asia Natural Gas & Energy Association, gegenüber der englischsprachigen Epoch Times zitiert. Vor allem in Asien werde sich der LNG-Bedarf bis 2050 verdoppeln. Everingham betont, dass die derzeitige Aufhebung der Exportbeschränkungen strategisch von besonderer Wichtigkeit für die USA sei, um ihre Führungsrolle zu behaupten.
Die Anordnung von Präsident Trump gebe den Entscheidungsträgern in Asien Planungssicherheit für langfristige Entscheidungen im Bereich der Energiepolitik. Die dortigen aufstrebenden Volkswirtschaften würden perspektivisch die Kohle durch Gaskraftwerke ersetzen. Parallel dazu würden sie die eigene Erzeugung mithilfe erneuerbarer Energiequellen vorantreiben. Trump schütze damit auch die Ausgewogenheit ihres Energiemix:
„Die Wiederaufnahme der Genehmigungen für LNG-Exporte in den USA wird dazu beitragen, dass dies Realität wird.“
Trump will „erschwingliche und zuverlässige Energie“ sicherstellen
In Trumps Verordnung heißt es, „belastende und ideologisch motivierte Regulierungen“ hätten in den Jahren zuvor die Fähigkeit der USA beeinträchtigt, ihre Energieressourcen zu nutzen. Dies habe Jobs gekostet, die Kosten für die Bürger in die Höhe getrieben und die nationale Sicherheit geschwächt. In der Verordnung heißt es deshalb:
„Es liegt daher im nationalen Interesse, Amerikas erschwingliche und zuverlässige Energie und seine natürlichen Ressourcen freizusetzen. Dies wird den amerikanischen Wohlstand wiederherstellen.“
Donald Trump hat seine Verordnung auch mit dem Wunsch begründet, die Energieversorgung von Verbündeten in aller Welt sicherstellen zu können. Das ist auch für Deutschland von Interesse. Etwa 80 Prozent oder mehr von jenen LNG-Lieferungen, die an die Terminals in Stade, Brunsbüttel und Wilhelmshaven gehen, stammen aus den USA. Das erklärt die Betreibergesellschaft, die bundeseigene Deutsche Energy Terminal GmbH (DET), gegenüber der „Berliner Zeitung“.
Goldene Brücke für deutsche Energiepolitik
Mit Blick auf die Versorgungssicherheit bedeutet die Verordnung von Donald Trump zumindest eine zusätzliche Chance für Deutschland, diese zu verbessern. Zudem könnte die massive Ausweitung der Produktion von Öl und Gas in den USA die internationalen Energiepreise tendenziell dämpfen.
Nach dem Bruch mit seinem jahrzehntelangen Energiepartner Russland stand Deutschland vor der Herausforderung, ausbleibende Gaslieferungen so zeitnah wie möglich zu ersetzen. LNG aus den USA war eine Säule dieser Strategie – obwohl es deutlich teurer als das russische Pipelinegas war.
Der Bund bemühte sich zudem noch um weitere Partner für die Versorgung mit LNG. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reiste im Jahr 2022 dazu nach Katar. Ab 2026 soll das Golfemirat jährlich etwa 2 Millionen Tonnen LNG nach Deutschland liefern. Ob es dazu kommen wird, ist jedoch ungewiss: Erst vor Kurzem hatte Energieminister Saad Sherida al-Kaabi Vorbehalte angemeldet.
Katar stellt Lieferungen von LNG wegen EU-Vorschrift zur „Nachhaltigkeitssorgfalt“ infrage
Diese beziehen sich auf die „EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitssorgfaltspflicht“. Diese sieht vor, dass bei Nichteinhaltung von CO₂-Vorgaben sowie Menschen- und Arbeitsrechtsstandards innerhalb der Lieferkette Geldbußen verhängt werden können. Diese können bis zu 5 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes betragen. Al-Kaabi erklärte, unter diesen Bedingungen nicht liefern zu wollen.
Die USA unter Donald Trump sehen eine Ausweitung der LNG-Lieferungen an EU-Staaten wie Deutschland bislang als willkommene Option, das Handelsbilanzdefizit gegenüber der EU zu verringern. Gleichzeitig könnte Washington die starke Abhängigkeit der Europäer in diesem Bereich nutzen, um möglichen Alleingängen gegenzusteuern.
Bedenken bestehen in Deutschland auch dahingehend, dass die erhöhte und möglicherweise preisgünstigere Verfügbarkeit von LNG aus den USA die Energiewende verzögern könnte. In der Wirtschaft scheint man davor nur wenig in Sorge zu sein.
Stahlindustrie: Deutsche Industrie wird noch sehr lange von Erdgas abhängig bleiben
Darauf deuten etwa jüngste Aussagen des Vorstandschefs der GMH Gruppe, Dr. Alexander Becker, hin. Sein Unternehmen musste wegen zu hoher Energiekosten jüngst die Produktion im Stahlwerk Georgsmarienhütte einschränken. Er betonte in dem Kontext die Bedeutung günstiger und ausreichender Energieversorgung für die deutsche Industrie. Technologien wie grüner Wasserstoff seien nicht hinreichend verfügbar. Bis dahin werde man in jedem Fall auf Erdgas angewiesen bleiben. Für die US-Produzenten wird der Export hingegen umso attraktiver, je niedriger die Energiepreise auf dem Heimatmarkt sind.
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