Negativzins: Größere Summen auf Tagesgeldkonto können zunehmend ins Geld gehen

Immer mehr Finanzinstitute bürden Sparern Negativzinsen auf. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl dieser Geldhäuser nahezu verzehnfacht.
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Größere Summen auf dem Tagesgeldkonto können zunehmend ins Geld gehen.Foto: Daniel Karmann/dpa/dpa
Epoch Times9. September 2020

Größere Summen auf dem Tagesgeldkonto können zunehmend ins Geld gehen. Die Zahl der Banken und Sparkassen, die Kunden dafür Negativzinsen aufbürden, hat sich einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox zufolge innerhalb von zwölf Monaten nahezu verzehnfacht.

Demnach verlangen inzwischen 126 Geldhäuser Strafzinsen für größere Guthaben vor allem auf dem Tagesgeldkonto, vor einem Jahr waren es nur 13 Institute. Mittlerweile werden zudem häufiger niedrigere Summen belastet. Den Angaben zufolge räumen aktuell 27 Institute weniger als 100.000 Euro als Freibetrag ein. Bei 3 Banken müssen Sparer bereits ab dem ersten Euro Negativzinsen zahlen.

„Für viele Banken war die Zinssenkung der EZB im September 2019 die Initialzündung, um Negativzinsen im Privatkundengeschäft durchzusetzen“, analysiert Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Damals waren Negativzinsen für Privatkunden noch die absolute Ausnahme. Seitdem beobachten wir eine anhaltende Dynamik.“ Der Trend zu Negativzinsen sei ungebrochen.

Drei Kreditinstitute gehen den Angaben zufolge noch über den Strafzins der Europäischen Zentralbank (EZB) hinaus. Sie belasten Guthaben oberhalb des jeweiligen Freibetrags mit minus 0,6 Prozent.

Europas Währungshüter hatten den Strafzins für Bankeinlagen vor einem Jahr von 0,4 auf 0,5 Prozent verschärft. Den Zins müssen Geschäftsbanken zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Auch wenn es inzwischen Freibeträge für bestimmte Summen gibt, bleibt dies aus Sicht der Branche eine Milliardenbelastung. Die Kosten geben daher immer mehr Geldhäuser weiter.

Direktbank ING denkt über Strafzins für Neukunden nach

Auch Europas größte Direktbank ING denkt über Strafzinsen für Neukunden nach. „Derzeit haben wir keine konkreten Pläne, ein Verwahrentgelt für unsere Bestandskonten einzuführen“, sagte Finanzvorstand Norman Tambach jüngst der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir beobachten die Marktentwicklung aber sehr genau und sehen, dass immer mehr Banken ein Verwahrentgelt für Neukonten einführen. Dementsprechend bereiten wir uns vor, auf diese Marktentwicklungen zu reagieren.“

ING-Deutschland-Vorstandschef Nick Jue hatte kurz darauf bei einer Tagung bekräftigt: „Wir müssen uns auf alles vorbereiten, wenn es mal notwendig ist von der Geschäftslage, dass wir es machen müssen.“ Aktuell habe das in Deutschland und Österreich aktive Institut aber noch keine Pläne zur Einführung von Negativzinsen.

Verbraucherschützer halten Negativzinsen grundsätzlich für verboten. Sie seien bei Bestands- und Neukunden nur zulässig, wenn das Verwahrentgelt explizit mit den Kunden vereinbart worden sei. Es reiche nicht, lediglich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zu ändern. Betroffene sollten bei Zweifelsfragen die Verbraucherzentralen kontaktieren.

Verivox zufolge erheben darüber hinaus 13 Banken eine Gebühr für das üblicherweise kostenlose Tagesgeldkonto. Dadurch entstünden faktisch Negativzinsen, auch wenn sie nicht als solche ausgewiesen würden. Das Vergleichsportal wertet die im Internet veröffentlichten Preisaushänge von etwa 800 Banken und Sparkassen aus. Der Deutschen Bundesbank zufolge gab es im vergangenen Jahr 1717 Kreditinstitute in Deutschland. (dpa)



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