Nach zehn Anhebungen: US-Notenbank Fed legt Zinspause ein
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) legt nach zehn Zinserhöhungen in Folge zumindest vorerst eine Pause ein. Sie belässt ihren Leitzins in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent, wie der Zentralbankrat entschied.
Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise um insgesamt fünf Prozentpunkte angehoben. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed. Doch die Pause leitet wohl keinen dauerhaften Kurswechsel ein. Weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr seien wahrscheinlich – wenn auch in einem moderateren Tempo, sagte Fed-Chef Jerome Powell.
Anstieg der Verbraucherpreise hat sich abgeschwächt
Rückenwind für die Pause dürften der Fed die neuen Inflationsdaten der US-Regierung gegeben haben. Demnach hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise in den USA im Mai merklich abgeschwächt. Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,0 Prozent. Diese Rate ist die niedrigste seit März 2021. Die Teuerungsrate war im vergangenen Jahr auf gut neun Prozent gestiegen.
Nun veröffentlichte auch die US-Notenbank neue Schätzungen zur Teuerungsrate – diese geben allerdings keinen Anlass für zu viel Optimismus. Die Fed rechnet im laufenden Jahr mit einer Inflationsrate von durchschnittlich 3,2 Prozent – das ist nur minimal niedriger als die Prognose im März. Man glaube nicht, dass man bei der Inflation schon am Ziel sei, mahnte Powell. „Deshalb müssen wir dranbleiben.“ Powell wies auch darauf hin, dass es bei der weniger schwankungsanfälligen sogenannten Kerninflation bisher wenig Fortschritt gebe. „Das zeigt uns, dass wir mehr tun müssen.“
Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbank. Sie strebt mittelfristig eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Mit der deutlichen Anhebung der Zinsen hat die Fed versucht, die hohen Verbraucherpreise zu senken. Denn steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft abgewürgt wird.
Wachstum wohl höher, Arbeitslosenquote niedriger
Die Fed sagt nun für dieses Jahr ein etwas höheres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2023 um ein Prozent wachsen. Das wären 0,6 Prozentpunkte mehr als noch im März prognostiziert.
Auch die Arbeitslosenquote soll niedriger ausfallen, als noch im März vorhergesagt. Im Kampf gegen die Inflation ist ein starker Arbeitsmarkt allerdings durchaus problematisch. Denn dieser kann die Inflation in die Höhe treiben, weil die niedrige Arbeitslosigkeit die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer in Lohnverhandlungen stärkt.
Weitere Zinserhöhungen dürften folgen
Powell machte nun deutlich, dass die Zinspause der Fed die Möglichkeit geben solle, mehr Informationen für künftige Entscheidungen zu sammeln. „Wir haben schon viel erreicht, und die Auswirkungen der Straffung sind noch nicht in vollem Umfang zu spüren“, sagte er. Es könne sinnvoll sein, die Zinssätze in diesem Jahr weiter zu erhöhen – allerdings mit weniger großen Zinssprüngen als im vergangenen Jahr. Die Entscheider der Fed rechnen nun zum Jahresende im Mittel mit einem Leitzins von 5,6 Prozent – im März waren es noch 5,1 Prozent. Das bedeutet, dass die Fed-Mitglieder im Mittel zwei weitere Zinsanhebungen in diesem Jahr erwarten. (dpa)
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