Nach geplatzem Deal fordern Condor-Beschäftigte Staatshilfe
Nach der geplatzten Condor-Übernahme haben die Beschäftigten schnelle Staatshilfe für den Frankfurter Ferienflieger gefordert.
Der deutsche Staat solle sich an den Airlines Condor und Lufthansa direkt beteiligen, erklärte ein Sprecher der Fugbegleiter-Gewerkschaft Ufo. Auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit setzte sich für Hilfen aus Steuermitteln ein.
Am Ostermontag hatte die polnische Luftfahrt-Holding PGL die bereits im Januar fest vereinbarte Übernahme der Condor ohne Angabe von Gründen abgesagt. Die wichtigste PGL-Gesellschaft Lot ist wie zahlreiche andere Airlines durch die Corona-Krise geschwächt und muss voraussichtlich selbst in Polen Staatshilfe in Anspruch annehmen.
Condor befindet sich nach Angaben einer Sprecherin weiterhin in Verhandlungen mit staatlichen Stellen über eine alternative Lösung. Dies wurde auch von der schwarz-grünen Landesregierung Hessens bestätigt.
Das Unternehmen mit rund 4900 Beschäftigten und mehr als 50 Flugzeugen ist nach der Pleite des britischen Mutter-Konzerns Thomas Cook im September 2019 in einem Schutzschirmverfahren saniert worden. Diese Insolvenz in Eigenverwaltung sollte mit dem Einstieg der PGL beendet werden. An ihre Stelle könnte nun der deutsche Staat direkt oder ein Treuhänder treten, der das Unternehmen provisorisch als Investor führen würde.
Weder Condor noch die Bundesregierung machten Angaben zu möglichen Fortschritten. Aus Unternehmenskreisen war zu hören, dass sich der zuvor genannte Termin vom 15. April zur Rückzahlung des KfW-Brückenkredits über 380 Millionen Euro noch bis zum Wochenende verschieben könne.
Der Kredit soll nur etwa zu zwei Dritteln abgerufen worden sein, sagte eine weitere mit der Sache vertraute Person. Die zur Rückzahlung eingeplante Kaufsumme der Polen in unbekannter Höhe steht aber nicht zur Verfügung.
Eine Verlängerung des von der EU genehmigten KfW-Kredits hatte die Condor nach eigenen Angaben nicht beantragt, sondern auf neue Darlehen gesetzt. Weitere Mittel zur Rettung könnten von einem Treuhandkonto fließen, auf dem Kundengelder für Condor-Tickets nach dem 1. April gelandet sind.
Der Flugbetrieb der Condor stehe auf grundsoliden Füßen, erklärte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Die Unterstützung durch die Bundesregierung sei daher auch weiterhin gerechtfertigt, erklärte VC-Sprecher Janis Schmitt in Frankfurt. Es dürfe nicht sein, dass die Mitarbeiter in der Corona-Krise fallengelassen würden.
Es wäre ein „fatales Signal“, wenn der Staat als erster Gläubiger der Condor den Saft abdrehe, erklärte Ufo-Sprecher Nicoley Baublies. Die frühere Thomas-Cook-Tochter sei ohne eigenes Verschulden in das Schutzschirmverfahren gerutscht und habe in den vergangenen Monaten ihre Hausaufgaben erledigt. „Das Unternehmen steht transparent und gut saniert da“, sagte Baublies.
Aus Sicht der Kabinengewerkschaft sollte sich der Staat an den wichtigen Luftverkehrsunternehmen einschließlich der Lufthansa in einer Übergangszeit direkt beteiligen und auch in den Aufsichtsräten vertreten sein, sagte Baublies.
Damit könne man Einfluss auf die Situation nach der Krise gewinnen, um beispielsweise einen Unterbietungswettbewerb in einem ansonsten schwachen Markt zu vermeiden. Über neue Strukturen könne aber erst in vielen Monaten entschieden werden.
Vor der Corona-Krise galt der Ferienflieger insbesondere wegen seines Angebots zu touristischen Langstreckenzielen in Übersee als unverzichtbar für die Reisebranche, die stets einen Gegenpol zur mächtigen Lufthansa haben wollte. Nach der Thomas-Cook-Pleite hatten große Veranstalter sogar erwogen, sich selbst an der Fluggesellschaft zu beteiligen. Die Lufthansa hatte zwar im Frühjahr 2019 Interesse an einer Übernahme gezeigt, aber letztlich auch aus kartellrechtlichen Gründen nicht für die Condor geboten. (dpa)
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