Mindestlohnerhöhung auf 15 Euro bis 2027 realistisch, so Analyse der Hans-Böckler-Stiftung

Wirtschafts- und Sozialforscher von der Hans-Böckler-Stiftung halten eine Erhöhung des Mindestlohns auf rund 15 Euro innerhalb der kommenden zwei Jahre für realistisch.
Der Mindestlohn soll steigen. (Archivbild)
Forscher der Hans-Böckler-Stiftung halten einen Anstieg des Mindestlohns für realistisch. (Archivbild)Foto: Marijan Murat/dpa
Epoch Times24. März 2025

Wirtschafts- und Sozialforscher von der Hans-Böckler-Stiftung halten eine Erhöhung des Mindestlohns auf rund 15 Euro innerhalb der kommenden zwei Jahre für realistisch.

Die von Gewerkschaften und Arbeitgebern benannten Mitglieder der Mindeslohnkommission hätten sich auf den Zielwert von 60 Prozent des Medianlohns verständigt. Dies erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Stiftung am Montag.

Die Datenlage sei dabei eindeutig: Für dieses Ziel sei in Deutschland ein Mindestlohn von rund 15 Euro notwendig.

Unterschiede nur in Centbeträgen

Die WSI-Forscher haben den Angaben nach verschiedene Datenquellen analysiert. Die Ergebnisse hätten sich jedoch „nur um Centbeträge“ unterschieden: „Schreibt man die Daten des Statistischen Bundesamtes fort, so ergibt sich ein Mindestlohn von 14,88 bis 15,02 Euro im Jahr 2026 und von 15,31 bis 15,48 Euro im Jahr 2027.“

Anhand der Daten der OECD sei bereits 2025 ein Mindestlohnniveau von 15,12 Euro erforderlich.

Nach den eigenen Statuten hatte sich die Mindestlohnkommission in den vergangenen Jahren nur an der Tarifentwicklung der vorherigen zwei Jahre orientiert und nicht am Medianlohn. Auch das bisherige Anpassungsmodell ergibt laut WSI eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns von aktuell 12,82 auf rund 14 Euro.

Aus den bisher veröffentlichten Daten zum Tarifindex des Statistischen Bundesamtes lasse sich ein Mindestlohn von 13,71 bis 13,92 Euro ableiten, präzisierten die Forscher. Dieser Wert dürfte sich noch einmal erhöhen, wenn der Mindestlohnkommission zum Verhandlungsbeginn noch weitere Tarifabschlüsse vorliegen.

Nach WSI-Berechnung würde der bisherige Anpassungsmodus ein Mindestlohnniveau von 14,26 Euro ergeben.

Entscheidung der Mindestlohnkommission erst im Sommer

Angesichts der nun vereinbarten Zielsetzung von 60 Prozent des Medianlohns dürfte dieser Wert jedoch nur „die untere Grenze des Verhandlungskorridors in der Mindestlohnkommission markieren“, erklärten die Forscher. Die Entscheidung soll im Sommer fallen.

Für 2023 und 2024 hatte die Kommission jeweils nur eine geringe Anhebung des Mindestlohns um 41 Cent beschlossen. Die Entscheidung war gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter in der Kommission gefallen, was Gewerkschaften und Politiker links der Mitte scharf kritisierten. Vorangegangen war eine von der Politik beschlossene außerplanmäßige Anhebung auf zwölf Euro im Oktober 2022, was wiederum die Arbeitgeber verärgert hatte.

Die Mindestlohnkommission soll unabhängig von der Politik das Niveau festlegen. Dennoch sorgt das Thema immer wieder für hitzige politische Debatten, etwa auch im Rahmen der laufenden Koalitionsverhandlungen von Union und SPD. Im Wahlkampf hatte die SPD damit geworben, den Mindestlohn ab 2026 auf 15 Euro anheben zu wollen. (afp)



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