Merkel und Modi in der Hightech-Welt Hannover Messe
Etwa zweieinhalb Stunden lang verschaffte sie sich zusammen mit Premierminister Narendra Modi einen Einblick in die Fabrik von morgen.
Gedränge, Händeschütteln, Zuhören – vor dem Tross aus Medienvertretern und Bodyguards bahnten sich beide Regierungschefs den Weg durch die Hallen, während Hostessen, Besucher und Aussteller einen Blick auf das Politiker-Duo zu erhaschen versuchten.
Hier ein Lächeln, dort eine höfliche Nachfrage: Der Ausflug in die digitale Hightech-Welt der Industrie 4.0 war eine professionelle Pflichtübung. Sie endete auch am Volkswagen-Stand nicht, wo der nach der Kritik von VW-Patriarch Ferdinand Piëch unter Druck stehende Konzernchef Martin Winterkorn einen in Indien gebauten Wagen präsentierte. Weder bei Merkel noch bei Winterkorn gab es sichtbare Gefühlsregungen – ein kurzer Händedruck, und die Karawane zog weiter.
Routiniert posierten Modi und Merkel für die Fotografen und zeigten sich beeindruckt vom Stand der Digitalisierung, die die Produktion immer spürbarer verändert. Der erst vor einiger Zeit neu ins Amt gewählte Modi genoss offenbar bei den indischen Messebesuchern Kultstatus – immer wieder erschallte der Ruf „Modiji“, wie er respektvoll von seinen Landsleuten genannt wird. „Wir müssen eine Technologie schaffen, die erschwinglich ist und auch für die einfachen Menschen etwas bringt“, mahnte er kurz vor dem Tour-Ende.
Für die Kanzlerin lauerten beim Rundgang etliche kulturelle Stolperfallen – auch wenn sie ihrer gelösten Frühlingsstimmung bei der obligatorischen Gute-Laune-Veranstaltung keinen Abbruch taten. Gleich zum Auftakt hätte sie beinahe eine traditionelle Tee-Zeremonie auf offener Bühne verpatzt, als sie nach kurzem Keksknabbern schon weitergehen wollte.
Erst als Merkel merkte, dass Modi ihr nicht folgte, kehrte sie zurück und schlürfte zur Freude der Gastgeber ein Tässchen Tee. Berührungsängste gab es am Stand einer indischen Provinz, als ein Aussteller mit offenen Armen auf sie zukam und ihr als Ehrenbezeugung einen Schal umlegen wollte. Merkel zuckte zunächst sichtlich zurück.
Interessiert bestaunten beide dann vor klickenden Kameraverschlüssen Roboterarme, die schon bei sanfter Berührung ihre Tätigkeit unterbrechen – in der digitalen Produktion sollen Mensch und Maschine künftig Hand in Hand arbeiten.
Roboter als intelligente Helfer des Menschen in der Produktion sind das Top-Thema der Messe mit gut 6500 Ausstellern aus rund 70 Ländern. Unter dem Motto „Integrated Industry – Join the Network“ (etwa: Vernetzte Industrie – tritt dem Netzwerk bei) bietet die Schau einen Blick auf die Fabrik der Zukunft, bei der Maschinen zunehmend untereinander vernetzt sind.
Das erfuhren Merkel und Modi auch am Stand des Bionik-Spezialisten Festo, wo beiden Politikern künstliche Ameisen in die Hand gedrückt wurden. Würde eine davon über Merkels Schreibtisch krabbeln, so erfuhr die Kanzlerin, würde tausende von Kilometern entfernt die andere künstliche Ameise auf Modis Schreibtisch das gleiche tun.
An einem anderen Stand gab es smarte Steckverbindungen – Merkel und Modi stellten zur Freude der Fotografen fest, dass beide perfekt zusammenpassen. „So wie die deutsch-indische Partnerschaft“, meinte ein Turbanträger – immerhin wirbt Indien in Hannover um Investoren.
Das passende Parfüm zur Messe erhielt die Kanzlerin am Siemens-Stand, wo Konzernchef Joe Kaeser eine vollautomatische Produktionsanlage ein Duft-Fläschchen herstellen ließ. Die Anlage sollte Merkel und Modi vor Augen führen, dass sich heute auch individuelle Wünsche auf Massenproduktionsanlagen problemlos erfüllen lassen.
Auf die augenzwinkernde Empfehlung, Merkel könne doch einen Parfüm-Flacon mit der Bezeichnung „Hillary’s Dream“ in die USA mitnehmen, wo gerade Hillary Clinton ihre Bewerbung fürs höchste Amt im Staat verkündet hat, meinte die CDU-Chefin lächelnd: „Machen wir erstmal „Angela’s Dream“ – Parfüm ist Parfüm.“
(dpa)
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