Mercedes kollabiert im Taxi-Markt, Stellantis-Aktie stürzt ab, VW im Abwärtsstrudel

Die europäische Automobilindustrie bleibt unter Druck. Auch Stellantis bekommt sinkende Gewinnmargen, steigenden Konkurrenzdruck aus China und eine unsichere Marktlage zu spüren. Die EU lässt unterdessen keine Lockerung strikter Vorgaben und einseitiger Strategien erkennen.
Titelbild
Fiat 500 am 10. April 2024 im Werk von Mirafiori Stellantis in Turin.Foto: Marco Bertorello/AFP via Getty Images
Von 30. September 2024

Die Aussichten für die europäische Automobilindustrie bleiben durchwachsen. Wie die US-Finanznachrichtenplattform „Bloomberg“ schreibt, hat Stellantis seine Gewinnmargenprognose für das laufende Jahr deutlich gesenkt. Der Konzern, zu dem Marken wie Citroën, Peugeot, Vauxhall Abarth, Fiat, Chrysler oder Dodge gehören, hatte diese ursprünglich als zweistellig eingeschätzt. Mittlerweile ist nur noch von 5,5 bis 7 Prozent die Rede.

Der Konzern nannte eine „Verschlechterung der weltweiten Marktlage“ als einen der wesentlichen Gründe für die Entwicklung. Die Konkurrenz sei größer geworden, vor allem durch chinesische Anbieter, die auf den Markt drängen.

Werbestrategie von Stellantis setzt auf Nordamerika

Stellantis hat deshalb jetzt schon seinen Werbeetat deutlich ausgebaut. Vor allem dieser Faktor trage zu etwa zwei Drittel zum Rückgang der operativen Marge aus dem laufenden Geschäft bei. Das andere Drittel sei bedingt durch schwache Umsätze außerhalb Amerikas. Der Schwerpunkt der Verkaufsförderungsmaßnahmen ist Nordamerika. Dort erzielt der Konzern traditionell seine größten Gewinne.

Der Aktienkurs des Konzerns brach nach dieser Ankündigung vorübergehend um mehr als 9 Prozent ein. Zwar trat mittlerweile wieder eine leichte Gegenbewegung ein, über die vergangenen sechs Monate verlor die Aktie von Stellantis jedoch nicht weniger als 50,6 Prozent an Wert.

Die Konzernspitze rund um den Vorstandschef Carlos Tavares geriet in jüngster Zeit zunehmend unter Druck von Investoren, Händlern und Gewerkschaften. Sie warfen ihm Führungsversagen vor. Die Verkäufe entwickelten sich rückläufig, die Fahrzeugpalette sei veraltet und die Lagerbestände seien zu hoch.

Neben Stellantis hatten unter anderem auch BMW und VW Gewinnprognosen gesenkt

Nun will der Konzern schon bis Jahresende statt, wie ursprünglich geplant, zum ersten Quartal 2025 die Bestände bei den Händlern reduzieren. Diese sollen am Ende nicht mehr als 330.000 Einheiten umfassen. Neben der Werbeoffensive soll eine Drosselung der Produktion um etwa 200.000 Fahrzeuge dazu beitragen.

Stellantis ist jedoch nicht der einzige Autokonzern, der sich in einer angespannten Lage befindet. Auch Aston Martin, BMW, Volvo, die Mercedes-Benz-Gruppe und Volkswagen haben im vergangenen Monat ihre Gewinnprognosen gesenkt.

Neben der chinesischen Konkurrenz und drohenden Handelskonflikten spielen dabei auch hausgemachte Faktoren eine Rolle. Zwar hatte die EU-Kommission im Vorfeld der Europawahlen im Juni in Aussicht gestellt, eine günstigere Politik gegenüber der Autoindustrie zu erwägen, bis dato hat sich an den dogmatischen Green-Deal-Vorgaben jedoch wenig geändert. Trotz geringer Nachfrage wird die Umstellung auf Elektrofahrzeuge weiterhin einseitig forciert. Auch will die EU an noch strengeren CO₂-Vorschriften ab dem kommenden Jahr festhalten, weshalb viele Hersteller Strafzahlungen in Milliardenhöhe befürchten.

Taxis für Mercedes kein lukrativer Markt mehr

Bei Mercedes bricht zudem ein langjähriges Prestigegeschäftsfeld weg. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, sind die Verkäufe eigener Modelle an Taxiunternehmen um 71 Prozent gefallen. Diese Entwicklung erregt allein schon deshalb Aufmerksamkeit, weil insbesondere Dieselfahrzeuge von Mercedes über Jahrzehnte hinweg gleichsam symbolhaft für die Taxibranche gestanden hatten.

Mittlerweile ist der Marktanteil von Mercedes unter den rund 19.000 deutschen Taxiunternehmen von 52 Prozent im Jahr 2019 auf mittlerweile 13 Prozent gesunken. Im August habe es nur noch acht Zulassungen für Mercedes-Taxis gegeben.

Die Entwicklung hat zum Teil damit zu tun, dass der Konzern – ebenso wie BMW oder Audi – an dem Nischengeschäft nicht mehr sonderlich interessiert sind. Die Zahl der Zulassungen pro Jahr ist mit 6.000 bis 7.000 Fahrzeugen überschaubar. Außerdem seien für den Personentransport adaptierte Werkslösungen vergleichsweise aufwendig. Deshalb hat man bei Mercedes zum Teil bewusst diesen Markt aus der Strategie ausgeklammert und vorwiegend auf das Luxussegment gesetzt.

Elektromodelle bedeuten hohe Anschaffungskosten – plus Umbau

Dennoch hat die sinkende Attraktivität des Taxigeschäfts auch damit zu tun, dass die forcierte Umstellung auf Elektromobilität die Kaufkraft der Personenbeförderungsunternehmen berührt. Nicht weniger als 52.100 Euro müssen diese derzeit für die aktuelle Generation der Businesslimousine in ihrer Basisausstattung hinblättern – ohne Mehrwertsteuer und Rabatte.

Immerhin soll es zum Ende des Jahres wieder technische Lösungen für Taxiunternehmen geben. Diese würde zumindest beim Vito, bei der V-Klasse und den vollelektrischen Vans auch eine Umrüstung zum Taxi ermöglichen – beispielsweise durch den Einbau von Taxametern und Dachzeichen. Außerdem möchte Mercedes eine elektrische Vorrüstung für Luxuslimousinen anbieten, die im Taxisegment angeboten werden. Die Umrüstungen nehme man jedoch nicht selbst vor, sondern überlasse diese spezialisierten Drittanbietern.



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