Massiver Job-Kahlschlag: Deutsche Unternehmen streichen tausende Stellen

Deutsche Traditionsunternehmen, darunter Bayer, VW und SAP, kündigen massive Stellenstreichungen an, um wirtschaftlichen Herausforderungen wie dem Ausbau von Künstlicher Intelligenz und dem Wandel zur Elektromobilität zu begegnen. Dieser Stellenabbau spiegelt die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen wider.
Bundeskanzler Olaf Scholz (l) besucht den Autozulieferer ZF.
Bundeskanzler Olaf Scholz (l.) besucht den Autozulieferer ZF in November 2022.Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Von 3. Februar 2024

Gerade erst haben Bayer, VW und SAP angekündigt, massiv Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Seit Oktober des vergangenen Jahres haben nun inzwischen schon neun Traditionsunternehmen ihre Sparpläne öffentlich gemacht.

Als Gründe nennen die Unternehmen meistens wirtschaftliche Gründe. So führten beispielsweise der Ausbau von Künstlicher Intelligenz (KI), der Wandel zur Elektromobilität oder Gewinnversprechen an die Aktionäre zur Entscheidung, in Zukunft auf Mitarbeiter zu verzichten. Der Stellenabbau zeigt auf, mit welchen wirtschaftlichen Herausforderungen Unternehmen momentan in Deutschland zu kämpfen haben.

Abbau wegen Umbau zur Elektromobilität

Der Autozulieferer Bosch möchte in den kommenden Jahren insgesamt 1.500 Stellen abbauen. Bis Ende 2025 soll das Projekt abgeschlossen sein. Betroffen vom Stellenabbau sind vorwiegend die Bereiche Verwaltung, Entwicklung und Vertrieb. Betroffen sind die baden-württembergischen Standorte Stuttgart-Feuerbach und Schwieberdingen. Nach eigenen Angaben möchte das Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen vermeiden.

Die Mitarbeiter sollen in andere „Wachstumsbereiche“ vermittelt werden. Auch andere Optionen wie Aufhebungsverträge und Vorruhestandsregelungen kämen in Betracht.

Die Entscheidung begründet das Unternehmen mit dem Umbau hin zur Elektromobilität. Hier werde in der Antriebsentwicklung weniger Personal benötigt als bei den Verbrennermotoren. Weitere Stellen sollen bis 2026 weltweit bei der Softwareentwicklung wegfallen. In Deutschland wären von dieser Entscheidung die Standorte Abstatt, Hildesheim, Leonberg, Renningen und Schwieberdingen betroffen.

Bis zu 18.000 Stellen könnten wegfallen

Einen richtig großen Stellenabbau kündigt der Autozulieferer ZF an, bei dem es ziemlich kriselt. Bis 2030 sieht der Konzern ein Einsparpotenzial von 12.000 Stellen. Der Betriebsrat fürchtet sogar, dass am Ende bis zu 18.000 Arbeitsplätze wegfallen könnten. Der Konzern ZF hat wirtschaftlich schwer zu kämpfen. Rund elf Milliarden Euro Schulden drücken das Unternehmen. Dazu kommt noch, dass ZF mit dem Umbau zur E-Mobilität mit der schwachen Konjunktur zu kämpfen hat. An den Standorten Friedrichshafen und Saarbrücken setzt der Konzern auf mehr Flexibilität bei den Arbeits- und Urlaubszeiten. Eine Reduzierung der Arbeitszeiten möchte der Konzern nicht ausschließen.

Produktion geht nach Südosteuropa

Auch beim Autozulieferer Continental im hessischen Babenhausen stehen große Veränderungen an. Bis 2028 soll die Produktion nach Südosteuropa verlagert werden. 1.080 Mitarbeiter sind im Moment in Babenhausen beschäftigt. Vor gut vier Jahren waren es noch 1.000 Mitarbeiter mehr. Kündigungen möchte Continental vermeiden.

Das Unternehmen setzt auf Jobbörsen, Altersregelungen und interne Vermittlungen. Wie die Zahlen in Babenhausen allerdings zeigen, werden intern nur wenige arbeiten können. Nur ein gutes Fünftel konnte bei Continental bleiben. Wie die „Wirtschaftswoche“ gerade erst schrieb, gingen in Babenhausen seit 2020 248 Mitarbeiter in Rente oder Altersteilzeit, 280 konnten abgefunden werden, 42 konnten innerhalb des Konzerns wechseln und 174 Mitarbeiter wurden intern umgeschult. Weitere 176 Angestellte wechselten in eine Transfergesellschaft und sollten innerhalb von zwölf Monaten in einen neuen Job vermittelt werden.

Kosten sparen ist auch bei Europas größtem Autobauer angesagt. VW möchte deshalb Stellenabbau nicht ausschließen. „Wir müssen unsere Kosten senken und mit weniger Personal auskommen, um ein zukunftsfester Arbeitgeber zu bleiben“, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian nach Bekanntwerden der Pläne im November. Hinter dieser Entscheidung steckt ein milliardenschweres Sparprogramm. Zehn Milliarden Euro sollen bis 2026 eingespart werden und damit die Umsatzrendite von 3,4 auf 6,5 Prozent steigern. Im vergangenen Jahr blieben von 100 Euro Umsatz bislang nur 3,40 Euro als operativer Gewinn übrig. 2022 waren es noch 4,70 Euro.

Verstärkte Investition in KI

8.000 Stellen will nach eigenen Angaben der Softwarehersteller SAP streichen. Begründet wurde diese Entscheidung durch Konzernchef Christian Klein mit verstärkten Investitionen in Künstliche Intelligenz. Das würde andere Konzernstrukturen erfordern. Mitarbeiter will der Softwarekonzern entweder in neue Tätigkeitsfelder umschulen oder entlassen. Für die entlassenen Mitarbeiter möchte der Konzern dann neue Fachkräfte einstellen. Ein Altersteilzeitprogramm soll Entlassungen vermeiden. Die Zahl der Mitarbeiter soll laut SAP insgesamt konstant bleiben.

Mit der Entscheidung der verstärkten Investition in KI möchte SAP-Chef Klein sein Wachstumsversprechen einlösen. Aktionäre sollen so gut gestimmt werden. Während der Konzern von Stellenabbau spricht, hat SAP sein Betriebsergebnis im vergangenen Jahr währungsbereinigt um 13 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro gesteigert.

Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen

Probleme hat der Chemieriese Bayer. Mit der Übernahme des Glyphosatentwicklers Monsanto hat sich Bayer zahlreiche Klagen ins Haus geholt, die inzwischen auch in Millionenhöhe finanziell zu Buche schlagen. Der Leverkusener Chemiekonzern will daher in Deutschland massiv Stellen abbauen. Ab 2026 sind beim DAX-Konzern betriebsbedingte Kündigungen möglich. Wie viele Stellen es sein werden, das ist bisher nicht bekannt. „Der Stellenabbau soll in den kommenden Monaten zügig umgesetzt und bis spätestens Ende 2025 abgeschlossen sein“, hieß es. Eine Kündigungswelle ist danach nicht ausgeschlossen.

In ihrer Bonner Zentrale prüft im Moment die Deutsche Telekom einen Stellenabbau. Laut dem „Handelsblatt“ sollen rund 2.000 Stellen gestrichen werden. Konkrete Zahlen nannte der Konzern bisher noch nicht. Aus dem Konzern heißt es, dass der technologische Fortschritt einiges verändert habe. Deshalb sollen Prozesse in Bonn umstrukturiert werden. Beim Dienstleister Telekom.IT sollen weitere 1.300 von derzeit 5.400 Mitarbeiter abgebaut werden. Bei der US-Tochter T-Mobile US sollen rund 5.000 Arbeitsplätze durch KI ersetzt werden.

Der Mutterkonzern der Spielzeugmarke Playmobil, die Horst Brandstätter Group, gab im Oktober bekannt, dass er weltweit rund 700 Stellen streichen möchte. Jeder sechste Arbeitsplatz wäre demnach von den Einsparungen betroffen. Als Grund gab der Konzern Gewinn- und Umsatzrückgänge an. Auch der sogenannte Figurenformenbau, also die Herstellung von Gussformen für Metall- und Kunststoffteile, wird ausgelagert. Hiervon wären 74 Arbeitsplätze betroffen.

Im Oktober hat der deutsche Spielwarenhersteller Haba Insolvenz angemeldet. Der Konzern ist im Moment dabei, eine Eigensanierung vorzunehmen. Hunderte Beschäftigte müssen in diesem Zusammenhang gehen. Von den derzeit 1.677 Arbeitsplätzen sollen nach der Sanierung noch 1.000 Arbeitsplätze übrig bleiben. Das Werk in Eisenberg soll geschlossen werden. Das Unternehmen will sich künftig stärker auf hochwertige Spielwaren und Spiele zur Förderung der kindlichen Entwicklung konzentrieren.



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