Liechtenstein könnte Bankensektor im Notfall nicht selbst retten

Die kürzlich stattgefundene Bankenkrise hat den Finanzmarkt nachhaltig erschüttert und auch in Europa Debatten zur Stabilität des Bankensektors ausgelöst. Der liechtensteinische Regierungschef Daniel Risch ließ nun durchblicken, wie es in dem weltweit sechstkleinsten Staat der Erde aussieht.
Titelbild
Ein Blick auf Liechtensteins VP Bank in Vaduz.Foto: Johannes Simon/Getty Images
Epoch Times7. Mai 2023

Liechtenstein könnte im Krisenfall seinen Bankensektor nicht allein stützen. Die Frage, ob das Fürstentum im Notfall seine Banken retten könnte, sei klar zu beantworten, sagte der liechtensteinische Regierungschef Daniel Risch dem „Handelsblatt“: „Nein, das können wir selbst nicht.“ Der Zusammenbruch der Credit Suisse und die Notfusion mit der UBS hat europaweit eine Debatte über Banken ausgelöst, die zu groß sind, um vom Staat gerettet zu werden.

In Liechtenstein ist die Situation besonders extrem: Allein die drei größten Banken des Landes – LTG, Liechtensteinische Landesbank (LLB) sowie die VP Bank – kommen zusammen auf eine Bilanzsumme von 60 Milliarden Franken (rund 61 Milliarden Euro). Das entspricht etwa dem Zehnfachen des Bruttoinlandsprodukts des Fürstentums. Anders als andere Volkswirtschaften verfügt Liechtenstein zudem nicht über eine Notenbank, die im Krisenfall mit staatlichen Garantien einspringen könnte.

„Kein Finanzplatz ist vor Krisen gefeit“

Der Staatshaushalt verfügt über Reserven von 2,23 Milliarden Franken. Das Risiko einer Bankenkrise hält Risch zwar für gering: „Für unsere eigenen Banken bin ich der Überzeugung, dass diese sehr solide aufgestellt sind.“ Doch er schränkt ein: „Kein Finanzplatz, kein Finanzinstitut der Welt ist vor Krisen gefeit. Auch aus diesem Grund sind wir aktuell dabei, den Beitritt Liechtensteins zum Internationalen Währungsfonds (IWF) voranzutreiben.“

Ein prägendes Thema auf dem Parkett bleibt die Krise der Finanzindustrie. „Die Bankenkrise scheint oberflächlich zwar abgewendet, jedoch rumort es unter der Oberfläche weiterhin“, sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets. Eine Konsolidierung der Bankenlandschaft in den USA scheine unausweichlich, nächste Insolvenzen drohten. „Dadurch dürften auch die Kreditvergabebedingungen noch restriktiver werden, was die Verfügbarkeit von Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen weiter einschränkt.“ Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Mittwochmittag stärker. Ein Euro kostete 1,1052 US-Dollar (+0,71 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9048 Euro zu haben.

Bitcoin im Zuge von Bankenkrise wieder auf dem Vormarsch

Die Kryptowährung Bitcoin hat sich im Zuge der Turbulenzen im Bankensektor wieder stabilisiert. Der Preis der wichtigsten Kryptowährung liegt aktuell bei 25.712,77 (-2,39 Prozent). Experten machten neben der Bankenkrise auch das möglicherweise nahende Ende der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank Fed für den Aufstieg verantwortlich.

Der Bankensektor war insbesondere mit dem Zusammenbruch der kalifornischen Silicon Valley Bank im März ins Schlingern geraten. Mancher Bitcoin-Befürworter sieht Kryptowährungen als Alternative zum Bankensektor – und fühlte sich durch die Probleme der Banken wohl bestätigt.

Der Krypto-Sektor hatte insbesondere während der Corona-Krise von den sehr niedrigen Zinsen profitiert. Riskante Anlagen wie eben Bitcoin wurden dadurch interessanter.

Seit der Pleite der Handelsplattform für Kryptowährungen FTX im November hat der gesamte Sektor jedoch massiv an Wert eingebüßt. Der Bitcoin-Preis ist weiterhin weit von seinem Allzeithoch entfernt: Im November 2021 lag er bei fast 70.000 Dollar. (dts/afp/er)



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