Experten sehen Machtverschiebung von Erzeugern zum Handel

Die Monopolkommission hat bedeutende Machtverschiebungen in der Lebensmittelwirtschaft von den Erzeugern hin zum Handel festgestellt.
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„Wir müssen endlich anerkennen, dass wir ein großes Machtproblem im Lebensmittelsektor haben", erklärte Ulrich Müller, Vorstand von Rebalance Now.Foto: ValuaVitaly/iStock
Epoch Times1. Juli 2024

„Die Entwicklung der Preise und Kosten zeigt, dass Erzeuger im Mittel immer geringere Preisaufschläge erzielen, während Hersteller und insbesondere der Handel an Macht gewinnen“, erklärte das Beratergremium der Bundesregierung am Montag. Die Experten warnten zugleich vor „Schnellschüssen“ der Politik in Reaktion auf die Bauernproteste.

Gründe müssen erst untersucht werden

Die Erkenntnis „könnte jetzt Alarmglocken auslösen“, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Jürgen Kühling. „Aber wir haben erstmal nur diese Margenverschiebung festgestellt.“ Die Gründe dafür und wie darauf zu reagieren sei, müssten noch eingehend untersucht werden. Der Markt für Lebensmittel sei „leider ein total komplizierter“.

Die Verschiebung der Preisaufschläge sei ein Prozess der vergangenen 15 Jahre und die Politik habe bereits versucht darauf zu reagieren, führte Kühling aus. Alle Maßnahmen zur Stärkung der Verhandlungsmarkt von Landwirten hätten am Ende aber nicht viel gebracht. „Und unsere These ist, weil wir noch nicht wirklich verstanden haben, wo das Problem ist.“

Vor diesem Hintergrund kritisierten die Experten auch vor Kurzem vorgestellte Gesetzesinitiativen, mit denen die Ampel-Koalition die Stellung der Landwirte gegenüber dem Einzelhandel stärken will. Tomaso Duso, Mitglied der Monopolkommission, sieht darin lediglich eine Verschärfung bereits bestehender Instrumente. Das sehe er „nicht als eine Lösung für dieses Problem“.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßte den Aufruf der Experten zur politischen Zurückhaltung. Die Organisation Rebalance Now sprach hingegen von einem „Weckruf“: „Wir müssen endlich anerkennen, dass wir ein großes Machtproblem im Lebensmittelsektor haben“, erklärte Ulrich Müller, Vorstand von Rebalance Now. Es sei richtig, dass die Monopolkommission dies nun weiter untersuche, zugleich müsse das Bundeskartellamt aber stärker eingreifen.

„Die Erkenntnisse der Monopolkommission bestätigen, was Oxfam bereits seit Jahren als Schieflage in unserem Ernährungssystem anprangert“, erklärte auch Steffen Vogel von der Entwicklungsorganisation. „Die Macht der Supermärkte ist ein Fall für das Bundeskartellamt.” (afp/red)



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