Landwirtschaft kommt unter die Räder: Bauern werden 2040 nur noch 100.000 Betriebe bewirtschaften
In Deutschland demonstrieren Bauern seit Wochen gegen ein Ende der Steuervergünstigung für Agrardiesel. Die Pläne der Ampel zum Haushalt 2024 würden für landwirtschaftliche Betriebe Mehrbelastungen in jährlich vierstelliger Höhe bedeuten.
Der Bauernstand war in Deutschland jedoch auch vorher schon unter Druck geraten. Die Zahl der Betriebe in der Landwirtschaft sank seit 2020 um 7.800 oder rund drei Prozent auf 255.000.
Strukturwandel in der Landwirtschaft geht mit Konzentration einher
Bereits zuvor war die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 1975 und 2010 von 904.700 auf 299.100 abgestürzt. Die bewirtschaftete Gesamtfläche blieb seit 2010 mit rund 16,6 Millionen Hektar Fläche hingegen nahezu unverändert. Die Zahl der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft sank seit 2020 um sieben Prozent oder 62.000 auf 876.000 Personen.
Etwa 45 Prozent davon oder 398.300 Beschäftigte waren Familienangehörige der Landwirte. Eine feste Anstellung hatten zuletzt 234.800 Arbeitskräfte, bei den übrigen handelte es sich um Saisonarbeiter. Im Schnitt beschäftigte ein Betrieb des primären Sektors damit 3,4 Arbeitskräfte.
Demgegenüber stieg die durchschnittliche Betriebsgröße im Verlauf der letzten 13 Jahre von 56 auf 65 Hektar.
Warum gibt es immer weniger Bauern?
Wie „Agrar heute“ unter Berufung auf eine Studie der DZ-Bank berichtet, ist mit einer Abnahme der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe auf etwa 100.000 bis 2040 zu rechnen. Der Strukturwandel, der sich schon seit den 1970er-Jahren abgezeichnet hat, dürfte dann seinen Abschluss erreicht haben.
Zu Beginn hatten veränderte Anforderungen an die Landwirtschaft und neue Technologien die Entwicklung angestoßen. Arbeitskräfte fielen aufgrund effizienterer Maschinen weg, der Kostendruck veranlasste viele Betriebe, sich zusammenzuschließen, um wettbewerbsfähiger zu bleiben.
Dazu kommen Probleme wie der Mangel an Nachfolgern und heute der Fachkräftemangel. Immer mehr junge Menschen aus ländlichen Regionen wanderten in die Städte ab und suchten dort Arbeit. Auch in den bäuerlichen Familien selbst wurde Nebenerwerb immer mehr zum Thema. Dazu kamen zunehmende Umwelt- und Tierschutzauflagen, die vor allem kleinere Betriebe vor unlösbare Probleme stellten.
Hinzu kommen gestiegene Energiekosten, Inflation, Verteuerung landwirtschaftlicher Maschinen sowie die Kostensteigerungen bei Dünge- und Betriebsmitteln.
Demografie vermindert Absatzchancen für deutsche Landwirtschaft
Die demografische Entwicklung sorgt zudem dafür, dass auch die Zukunftsaussichten für die deutschen Bauern schwieriger werden. Die ungünstige Bevölkerungsentwicklung lässt kein erhebliches Wachstumspotenzial bei der Inlandsnachfrage erwarten. Wachstum würde eine positive Preisentwicklung oder eine höhere Auslandsnachfrage voraussetzen. Jedoch drängen zunehmend auch billigere Anbieter auf die Auslandsmärkte.
Die Experten von der DZ-Bank gehen davon aus, dass nur Betriebe eine langfristige Chance haben werden, die wirtschaftlich effizient arbeiten, stark digitalisiert sind und ein hohes Investitionsvolumen stemmen können.
Die Nebenerwerbslandwirtschaft werde an Bedeutung verlieren, vielmehr würden sich die Höfe zu mittelständischen Allroundunternehmen entwickeln, um überleben zu können. Zudem werde sich die durchschnittliche Betriebsgröße bis 2040 auf 160 Hektar mehr als verdoppeln.
In den 2030er-Jahren gehen die meisten heutigen Bauern in Rente
Der Höhepunkt des „Höfesterbens“ werde sich in den 2030er-Jahren abspielen, so die Experten. Bei Arbeitnehmern sei schon früher mit einer Verrentungswelle zu rechnen, bei den Betriebsinhabern etwas später. In vielen Fällen fehle ein Nachfolger.
Laut DZ-Bank können die Landwirte für ihre Produkte heute um etwa 50 Prozent mehr verlangen als 1991. Gleichzeitig haben sich die Verbraucherpreise jedoch mehr als verdoppelt. Die jüngsten Preiserhöhungen vonseiten der Bauern seien vor allem auf gestiegene Betriebsmittelkosten zurückzuführen.
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