Krise? Wer redet hier von Krise?
Gerade erst hat die EU beschlossen, dass bis 2020 rund 20 Prozent der Energie aus klimafreundlichen Rohstoffen genutzt werden sollen als effiziente Maßnahme gegen den Klimawandel – schon fällt das Thema in Deutschland wieder unter den Tisch. Kein Wunder: es ist Wahlkampfzeit! Die potentiellen Wähler müssen bedient werden, zumal es nicht danach aussieht, als müsste man verstärkt mit den Grünen und ihren Themen in der Regierung rechnen
Bio-Energie schafft Arbeitsplätze
Dank der klimafreundlichen Verordnung sollen bis 2020 bis zu 2,8 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen, so die Studie der EU (EMPL-RES). Und EU-Energiekommissar Andris Piebalgs meint: „Dies beweist, dass erneuerbare Energien nicht nur in Sachen Versorgungssicherheit und Kampf gegen den Klimawandel, sondern auch im Hinblick auf die Wirtschaft Vorteile bringen“. Bereits 2005 gab es EU-weit ca. 1,4 Millionen Arbeitnehmer im Bereich der Erneuerbaren Energien und etwa 58 Milliarden Euro Bruttowert. In Baden-Württemberg hat allein die Photovoltaik etwa 10 000 Arbeitsplätze in Produktion und Forschung geschaffen mit einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro in 2008 und für 2009 werden 3,6 Milliarden Euro erwartet, so die Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine kleine Anfrage. In der Solarindustrie von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt rechnet man bis zum Jahr 2020 mit 50 000 neuen Arbeitsplätzen, aktuell werden 8.500 Arbeitnehmer beschäftigt.
Laufzeitverlängerung bremst Investitionen
Allein in Deutschland arbeiten derzeitig 285.000 Beschäftigte in dieser Branche, da scheint es wie ein Hohn, die Laufzeiten der alten Atommeiler zu verlängern, wenn gleichzeitig nachgewiesen wird, dass es keinen wirklichen Bedarf mehr für auch nur einen einzigen davon gibt wie Studien von DUH, Club of Rome und Greenpeace belegen. Die Laufzeitverlängerung führt eher zu einem Überangebot an Strom, der eine Investition in die notwendige technologische Fortentwicklung umweltfreundlicher Energien für Investoren eher uninteressant scheinen lässt und damit die Konzerne wieder ein freies Spielfeld haben.
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Gewinnstrategien zählen
Mehr als 100 Finanzdienstleister und Börsenspezialisten sehen den Markt für Kapitalanlagen im Solarbereich nach wie vor positiv, das ergab eine Studie der Unternehmensberatung bbw Marketing. Und der Bundesverband Solarwirtschaft erwartet – der Finanzkrise und sinkenden Subventionen zum Trotz – auch 2009 ein weiteres Anziehen der Nachfrage. Beim Klimawandel an den Kapitalmärkten geht es auch jetzt noch eher um Rendite als um Moral. Björn Drescher, Herausgeber des Branchendienstes „Fonds im Visier“ hat es treffend formuliert: „Man sollte scharf beobachten, wo Begriffe wie Nachhaltigkeit, Ethik, Umwelt und Ökologie kommerzialisiert und zu Marketinggags entfremdet werden.“ Doch haben sich auch Fonds gut gehalten, für die ein moralischer Anspruch wichtig ist. Zum Beispiel schließt einer dieser Fonds Firmen aus Bereichen wie Rüstung, Tabak, Alkohol und Pornografie aus. Auch die Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten oder Kinderarbeit sind tabu.
Nachhaltige Banken trotzen der Krise
Auch bei den Öko-Banken ist trotz Finanzkrise alles im grünen Bereich. Anleger fragen in der Krise stärker nach Sinnhaftigkeit und Sicherheit ihrer Geldanlage und wechseln daher gezielt.
Ein Beispiel ist die Nürnberger Umweltbank, die von der Finanzkrise so gut wie nicht betroffen scheint. Die Kundeneinlagen fließen ausschließlich in Umweltprojekte wie Solarkredite, ökologische Baufinanzierungen, Wind- und Wasserkraft, Biomasse, Biogas sowie ökologische Landwirtschaft. Bereits im 1. Quartal 2009 wurden 4.000 Neukunden gewonnen, die vom nachhaltigen Geschäftskonzept überzeugt sind.
Auch die Alternative Bank Schweiz (ABS) ist bis jetzt ohne Verluste durch die Finanzkrise gekommen und will ihr ökologisches Profil schärfen mit kundenwirksamen Maßnahmen wie beispielsweise „Händewaschen nur noch mit kaltem Wasser; Bewegungsmelder schalten das Licht aus, wenn jemand den Raum verlässt; anstelle von Parkplätzen für Autos gibt es überdachte Abstellplätze für Fahrräder.“ Krise? Wer redet hier von Krise? Das Unwort taucht im Geschäftsbericht erst weiter hinten auf, und das auch nur im Zusammenhang mit der Konkurrenz.
Die Bochumer GLS Bank, die dem Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken angehört, ist die dritte im Bunde der Nischenbanken mit gutem Erfolg, die einfach gestrickte Geschäftsmodelle verfolgen, dass sie auf absehbare Zeit kaum ins Wanken geraten dürften. So gewinnen sie immer mehr Kunden und deren Geld. Die GLS Bank ist laut eigenen Angaben die am stärksten wachsende Bank Deutschlands. Sozial- und Bildungseinrichtungen machen etwa die Hälfte der Kredite aus, ein Viertel geht in den Bio-Landbau und die erneuerbaren Energien, Kreditausfälle sind da eher unwahrscheinlich und im überschaubaren Rahmen. So findet alles seinen Markt und seinen Kunden – es gibt Grund zur Hoffnung, wenn Rendite nicht alles ist was zählt.
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