KPMG: Hohe Energiepreise sorgen für Wachstumsschub – in den Golfstaaten

Der Wohlstand, den westliche Länder infolge von Inflation und Energiekrise einbüßen, ist nicht verloren – er entsteht nur anderswo. Stabile Preise, Wachstum und weniger Arbeitslosigkeit wird es in den nächsten Jahren etwa in den Golfstaaten geben, prognostiziert KPMG.
Hohe Energiepreise sorgen für Wachstumsschub – in den Golfstaaten
Eine Ölpipeline im Wüstensand von Katar.Foto: iStock
Von 25. Juli 2022

Während Inflation und steigende Energiepreise in westlichen Ländern Wohlstandsverluste und erhebliche soziale Spannungen erwarten lassen, sieht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG für die Golfstaaten positive Impulse. Dies berichtet das in Abu Dhabi erscheinende Medium „The National“.

Der Befund gilt demnach vor allem für jene Staaten, die im Golf-Koordinationsrat (GCC) zusammengeschlossen sind – das sind neben Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) noch Katar, Bahrain, Oman und Kuwait. 

Erholung nach Corona und Russland-Sanktionen als Öl-Preistreiber

Der Analyse zufolge werden die höheren Öl- und Gaspreise das Wirtschaftswachstum der Golfstaaten für den Rest dieses Jahres und bis ins Jahr 2023 hinein weiter stützen. Dies begünstige auch die weitere Erholung von den Folgen der COVID-19-Pandemie. Den gestiegenen Preisen stehe immerhin auch eine erhöhte Produktionsmenge gegenüber. 

Bereits im Jahr 2021 waren die Ölpreise dank robuster Nachfrage und wiedererlangter Dynamik innerhalb der Weltwirtschaft wieder um 67 Prozent gestiegen. Brent, der Referenzwert für zwei Drittel des weltweit geförderten Öls, stieg Mitte März auf knapp unter 140 US-Dollar pro Barrel. 

Neben der wirtschaftlichen Erholung waren dafür auch die Sanktionen der USA und ihrer Verbündeten gegen Moskau als Reaktion auf dessen Militäroffensive in der Ukraine dafür verantwortlich.

KPMG rechnet mit Stabilisierung der Haushalte und Zahlungsbilanzen

Obwohl es unwahrscheinlich sei, dass die internationalen Energiepreise langfristig auf dem aktuellen Niveau blieben, da der Anstieg zum Teil auf die Unsicherheit bei der Öl- und Gasversorgung aufgrund des Ukraine-Krieges zurückzuführen sei, werden sie wahrscheinlich für den Rest des Jahres 2022 auf einem hohen Niveau bleiben. Davon geht KPMG in seinem Bericht über die globalen Wirtschaftsaussichten aus.

Die Aktivität des Privatsektors im Golf-Kooperationsrat (GCC), die sich nach der Lockerung der COVID-19-bezogenen Beschränkungen verbessert habe, werde weiter von den gestiegenen internationalen Energiepreisen profitieren, da sie die Haushalts- und Zahlungsbilanz des Blocks stärken, so KPMG.

„Verbesserungen bei diesen Indikatoren signalisieren, dass die Regierungen der GCC-Staaten besser gerüstet sind, um mögliche negative wirtschaftliche Schocks auszugleichen“, heißt es in dem Bericht.

Golfstaaten können auch auf erholten Nicht-Öl-Sektor zählen

In Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, den beiden größten arabischen Volkswirtschaften, habe sich die Wirtschaftstätigkeit im Juni weiter verbessert. Die Produktion und die Auftragseingänge hätten trotz des zunehmenden Inflationsdrucks bei steigendem Optimismus in Bezug auf das zukünftige Wachstum zugenommen.

Die Weltbank schätzt, dass die Wirtschaft des Königreichs in diesem Jahr um sieben Prozent wachsen wird, Jadwa Investment geht sogar von 7,7 Prozent aus. Die Wirtschaft der Vereinigten Arabischen Emirate werde in diesem Jahr um 5,4 Prozent wachsen, da es dem Land gelungen sei, die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie einzudämmen, erwartet die Zentralbank der VAE. Der IWF geht von einem Wachstum der VAE in Höhe von 4,2 Prozent aus.

Die robuste Aktivität des Privatsektors und die Lockerung der COVID-19-Beschränkungen, so die KPMG-Erwartung, würden auch die Nicht-Ölsektoren der GCC-Länder beleben und einen Rückgang der Arbeitslosenquote bewirken. Die durchschnittliche jährliche Inflation dürfte sich in den Jahren 2022 und 2023 in Grenzen halten, weil die Inflationsrisiken im Golf-Kooperationsrat durch die erfolgreichen Strategien der regionalen Regierungen zum Management der Lieferketten abgefedert würden.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 54, vom 23. Juli 2022.



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