Komplett-Aufspaltung von Bilfinger möglich: 22.000 Mitarbeiter betroffen
Beim kriselnden Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger steht eine komplette Aufspaltung im Raum. Der Konzern habe Angebote zum Erwerb von Großteilen seiner Bau- und Gebäude-Dienstleistungssparte erhalten, teilte das MDax-Unternehmen aus Mannheim überraschend in der Nacht mit. Diese beträfen das Geschäft mit Immobilien und Gebäudemanagement.
Mit rund 22 000 Mitarbeitern wäre davon gut jeder Dritte betroffen. Die Sparte mit einer Leistung von rund 2,4 Milliarden Euro galt bisher als ein tragender Pfeiler der Zwei-Säulen-Strategie, die Konzernchef Per Utnegaard im Frühjahr vorstellen wollte.
Die Angebote würden nun näher geprüft, hieß es in der Mitteilung aus der Nacht. Die Prüfung erfolge „ergebnisoffen“. Daher sei eine möglicherweise nötige Anpassung der im vergangenen Jahr angekündigten neuen Strategie damit „nicht verbunden“, beschwichtigte der Konzern. Die infrage stehenden Geschäfte sind zentrale Divisionen der Dienstleistungssparte.
Bilfinger ist derzeit bereits dabei, das Kraftwerksgeschäft mit einer Leistung von mehr als einer Milliarde Euro aus seiner Industriesparte zu verkaufen. Früheren Medienberichten zufolge gibt es auch Interessenten für die Wassergeschäfte aus der Dienstleistungssparte.
Analysten und Händler sind überrascht
Analysten und Händler zeigten sich in ersten Reaktionen von den Plänen überrascht. Laut DZ-Bank-Analyst Thorsten Reigber kann nun selbst eine Aufspaltung der Gruppe nicht mehr komplett ausgeschlossen werden. Den Aktienkurs dürfte dies aber stützen.
Die Nachricht könnte Hoffnungen wecken, dass bei dem Unternehmen die Summe der Einzelteile mehr wert ist als der Konzern als Ganzes. Die Bilfinger-Aktien legten in einem schwachen Markt leicht zu.
Wegen hoher Abschreibungen auf das Kraftwerksgeschäft und Umbaukosten hatte Bilfinger in den ersten neun Monaten bereits hohe Verluste eingefahren. Der Konzern war durch die Probleme der europäischen Energiebranche ins Schlingern geraten.
Mitte des vergangenen Jahres hatte der neue Chef Utnegaard nach einer Serie von Gewinnwarnungen die Reißleine gezogen und das Geschäft mit Kraftwerken zum Verkauf gestellt. Das Unternehmen wollte sich fortan strategisch auf zwei Säulen konzentrieren, auf Industrie- und Immobiliendienstleistungen. Große Teile des Kraftwerksgeschäfts waren zuletzt nicht ausgelastet.
Neben der Dauerflaute im Kraftwerksgeschäft nach der Energiewende in Deutschland und Problemen beim Projektmanagement kämpft der Konzern mit weltweit mehr als 57 000 Mitarbeitern auch mit Investitionskürzungen in der Öl- und Gasindustrie.
Die Branche streicht wegen des Ölpreisverfalls ihre Investitionen zusammen. Der Norweger Utnegaard will in diesem Geschäft die Organisations- und Kostenstruktur optimieren und margenschwache Bereiche neu aufstellen. (dpa)
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