„Kaffee ist krisenfest“: Konsum in Deutschland auf Rekordniveau gestiegen
Nicht weniger als 167 Liter Kaffee trank der durchschnittliche Deutsche einer Studie des Deutschen Kaffeeverbandes zufolge im Jahr 2022. Das entspricht knapp vier Tassen pro Tag. Der Absatz des Heißgetränks hat damit nicht nur ein neues Rekordhoch erreicht. Kaffee ist damit in Deutschland auch noch das mit Abstand beliebteste Getränk – noch vor Mineralwasser und Bier.
Kaffee trotzt Corona und Inflation
Noch 2019, im Jahr vor Corona, lag der durchschnittliche Konsum von Kaffee der Marktforschung zufolge bei etwa 3,5 Tassen. Die Pandemie sorgte über Monate hinweg für geschlossene Cafés und Homeoffice statt Kaffeepausen im Büro. Dennoch tat sie der Nachfrage nach Kaffee keinen Abbruch. Der Konsum steigerte sich weiter auf im Schnitt 3,6 Tassen im Jahr 2021.
Nun hat der Absatz des Heißgetränks trotz eines deutlich höheren Preisniveaus einen weiteren Schub erhalten. Eine Relativierung erfährt der Aufwärtstrend lediglich, wenn man berücksichtigt, dass im Vorjahr die Einwohnerzahl des Landes insgesamt gestiegen war.
In Summe stieg jedoch nicht nur die absolute Menge verkauften Kaffees, es fand zudem auch eine Verschiebung statt. Im Vorjahr stieg der Konsum im Außer-Haus-Markt um rund 45 Prozent gegenüber 2021. Vor allen der Röstkaffee profitierte davon: Von diesem wurden laut Kaffeeverband 479.000 Tonnen verkauft.
Ganze Bohnen werden immer beliebter
Für Hauptgeschäftsführer Holger Preibisch ist damit bewiesen: „Kaffee ist krisenfest.“
Weder Pandemie noch Inflation konnten dem Kaffeekonsum etwas anhaben. Nur die Schwerpunkte haben sich verändert:
Wir haben einen klaren Trend zum Außer-Haus-Markt beobachtet. Die Leute wollen endlich wieder raus aus den eigenen vier Wänden, sie wollen endlich wieder draußen Kaffee trinken.“
Dazu kommt die Rückkehr der durch das Homeoffice beeinträchtigten Kaffeekultur in den Büros.
Eine Verschiebung gab es allerdings auch in den Präferenzen. Gemahlener Kaffee muss seinen ersten Platz unter den Segmenten erstmals mit den ganzen Bohnen teilen, die ein Plus von acht Prozentpunkten verzeichnen. Beide kommen nun auf jeweils etwa 44 Prozent Marktanteil. Pads und Kapseln liegen mit zwischen fünf und sechs Prozent schon deutlich dahinter.
Der Vollautomat, der mit ganzen Bohnen arbeitet, liegt nicht nur in Büros im Trend. Mittlerweile verfügt Preibisch zufolge auch jeder dritte Haushalt über ein entsprechendes System.
Kaffeekultur als soziales Bindemittel
Das Heißgetränk, das bis ins frühe 18. Jahrhundert noch exklusiv den Oberschichten vorbehalten war, erweist sich damit als Ausdruck wirtschaftlicher Stabilität. Gerade eine zunehmende Nachfrage nach Kaffeeautomaten in Büros ist ein Indiz für eine steigende Zahl an Erwerbstätigen.
Da Kaffee als Mittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und Konzentration gilt, ist sein Konsum auch sinnbildlich für eine wettbewerbsorientierte und von Leistungsdruck geprägte Arbeitswelt. Wo der Kaffee im Büro als soziales Bindemittel dient, fördert er zudem auch die Kommunikation und Kooperation zwischen Kollegen. Aber auch außerhalb der Arbeitswelt ermöglichen gemeinsame Erlebnisse und Rituale rund um den Kaffeegenuss stärkere soziale Integration und Zusammenhalt.
Der hohe Kaffeekonsum ist außerdem Ausdruck einer wachsenden Vielfalt und Qualität von Kaffeeangeboten. Die Deutschen haben immer mehr Möglichkeiten, ihren individuellen Geschmack und ihre Vorlieben zu befriedigen – durch Filterkaffee, Espresso, Cappuccino, Latte macchiato oder andere Produkte.
Mehr Innovation und Vielfalt beim Kaffee – gleichzeitig auch Angst um lokale Eigenheiten
Die steigende Nachfrage hat eine stetige Innovation und Differenzierung von Produkten und Dienstleistungen zur Folge. Mittlerweile spezialisieren sich immer mehr Kaffeeröstereien, Cafés oder Onlineanbieter auf bestimmte Sorten, Herkünfte oder Zubereitungsarten.
Ein höherer Kaffeekonsum wirkt sich potenziell auch positiv auf die Nachfrage nach anderen Gütern und Dienstleistungen aus. Dies gilt vor allem für solche, die mit Kaffee in Verbindung stehen oder komplementär sind, wie zum Beispiel Gebäck, Milch oder Zucker.
Gleichzeitig ist der steigende Kaffeekonsum auch mit wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Herausforderungen verbunden. Beispielsweise sind Produktion und Transport von Kaffee mit hohem Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen verbunden. Häufig sind Gewinne und Risiken zwischen den weltweiten Akteuren der Kaffeewirtschaft ungleichmäßig verteilt, was Ungleichheiten und Abhängigkeiten verstärken kann.
Die Angleichung der Geschmackspräferenzen und Konsumgewohnheiten an globale Trends und Standards beeinträchtigt potenziell auch kulturelle Vielfalt und Identität. Zudem kann übermäßiger oder unregelmäßiger Konsum von Koffein zu Schlafstörungen, Nervosität oder Herz-Kreislauf-Problemen führen.
(Mit Material von dpa)
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