Jobs fort – Ford will 2.300 Stellen in Köln und Aachen streichen

Mehr als 90 Jahre ist das Kölner Ford-Werk alt, damals feierten der Oberbürgermeister Konrad Adenauer und die Autoikone Henry Ford die Standorteröffnung. Und nun? Der Mutterkonzern zückt den Rotstift.
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Am größten Standort von Deutschland in Köln werden massiv Stellen abgebaut.Foto: Maja Hitij/Getty Images
Epoch Times15. Februar 2023

Noch im Januar war von 3.200 Stellen die Rede, die der US-Autobauer Ford an seinem Standort in Köln abbauen wollte. Jetzt sind es 900 weniger. Am heutigen Dienstag informierte der Konzern die Belegschaft in mehreren Betriebsversammlungen über seine Pläne, 2.300 Stellen zu streichen.

Wie das Unternehmen in Köln mitteilte, soll der Großteil in der Entwicklungsabteilung eingespart werden. Hier sind 1.700 von 3.600 Stellen betroffen, inklusive des kleinen, ebenfalls betroffenen Forschungszentrums in Aachen. Nach einer Vereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat sollen die Stellen im Kölner Werk bis Ende 2025 sozialverträglich abgebaut werden. Das soll etwa über Abfindungsprogramme und Vorruhestand passieren. Außerdem fallen 600 von 3.400 Stellen in der Verwaltung der Europazentrale weg. Derzeit arbeiten 14.000 Menschen bei Ford in Köln.

„Das sind sehr schwierige Entscheidungen“, sagte Ford-Deutschlandchef Martin Sander. Nach seiner Darstellung ist das aber nötig, um eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur hinzubekommen und „den Weg in eine nachhaltig profitable Zukunft zu ebnen“. Es müsse Veränderungen geben, sagte der Manager und betonte, dass Ford eine gute Perspektive habe. „Wir sind bereit, um in den Wettbewerb zu treten, und um uns in Europa durchzusetzen.“

Keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2032

Der Betriebsrat hatte die Kürzungspläne vor drei Wochen bekannt gegeben. Nun waren die Arbeitnehmervertreter erleichtert, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheiteten. Nach intensiven Gesprächen mit dem Management gab der Ford-Betriebsrat eine Vereinbarung bekannt, derzufolge betriebsbedingte Kündigungen bei Ford in Deutschland bis Ende 2032 ausgeschlossen sind. „Das bedeutet Planungssicherheit für Tausende von Beschäftigten mit ihren Familien“, hieß es in einem Statement der Arbeitnehmervertretung.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka zeigte sich erleichtert, dass das Schlimmste verhindert worden sei. „Wir hätten gerne noch mehr Arbeitsplätze in unserer Produktentwicklung gesichert, denn sie steht am Anfang der Wertschöpfungskette“, sagte der Arbeitnehmervertreter. „Immerhin konnten wir jetzt 900 gute, qualifizierte Arbeitsplätze und wichtige Kompetenzen für die Zukunft unserer Produktentwicklung sichern, die in der ursprünglichen Planung des Unternehmens weggefallen wären.“ Für diese gute Nachricht gab es laut Angaben der „Kölner Rundschau“ bei der ersten außerordentlichen Betriebsversammlung „stehenden Beifall“ der Mitarbeiter.

Gruschka betonte, dass die hiesige Produktentwicklung der Vereinbarung zufolge „zukunftsfähig gehalten werden und weiter in der Lage sein [soll], komplette Fahrzeuge zu entwickeln“. Zudem solle sie auch Aufgaben im Bereich globaler Hard- und Software übernehmen. „Der Schwerpunkt wird dabei auf dem europäischen Absatzmarkt liegen, dessen Besonderheiten den amerikanischen Entwicklern häufig fremd sind“, sagte Gruschka.

IG Metall: Höchstqualifizierte betroffen

Auch die Gewerkschaft IG Metall zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Wir sind zutiefst erleichtert und gratulieren dem Betriebsrat zu dieser gelungenen Vereinbarung! Wir wissen auch, dass es ohne ein starkes gewerkschaftliches Netzwerk, vor allem in den Entwicklungsbereichen, nicht geglückt wäre, den dafür notwendigen Druck aufzubauen.“

Laut der Arbeitnehmervertretung zeige sich am Beispiel Ford, dass in Zeiten zunehmender Digitalisierung und Globalisierung nicht nur einfache Montage- und Produktionsbereiche ins Visier potenzieller Verlagerungen gerieten, sondern auch „die Bereiche der höchst Qualifizierten“.

Umstellung auf E-Autos verschlafen

Auch Großbritannien ist von den Sparplänen betroffen, dort fallen 1.000 Jobs in der Produktentwicklung weg und 300 in der Verwaltung. In anderen Teilen Europas fallen weitere 200 Stellen dem Rotstift zum Opfer, sodass bis Ende 2025 insgesamt 3.800 Arbeitsplätze entfallen.

Erst im vergangenen Sommer hatte Ford-Chef Jim Farley erklärt, im Gesamtkonzern bis zu 8.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Zuvor hatte er angekündigt, bis zum Jahr 2026 rund drei Milliarden Dollar einsparen zu wollen.

Der Konzern hatte im vergangenen Jahr seine Gewinnziele verfehlt, allein in Europa weitete sich der Vorsteuerverlust im vierten Quartal auf 400 Millionen Dollar aus. Finanzchef John Lawler kündigte deshalb bei der Bilanzpräsentation „sehr aggressive“ Maßnahmen an, mit denen die Kosten gesenkt werden sollten.

Ford ist im Umbruch, der Autokonzern schwenkte relativ spät auf Elektrokurs ein. Erst in diesem Jahr sollen die ersten in Europa hergestellten reinen Ford-Elektroautos in Köln vom Band rollen, das Verbrennermodell Fiesta wird hingegen eingestellt. Für die Elektroproduktion investiert Ford zwar einen Milliardenbetrag in Köln, mit den nun bekanntgewordenen Plänen verliert die Domstadt als Ford-Entwicklungsstandort aber an Bedeutung.

Nach Angaben der „Wirtschaftswoche“ könnte es noch einen anderen Grund für den Personalabbau im Forschungs- und Entwicklungsbereich geben: Durch die Kooperation mit Volkswagen, von dem Ford die Lizenz zum Bau eines Elektroautos auf Basis des Elektrobaukastens MEB hat, spart Ford Entwicklungskosten.

Der massive Stellenabbau bei Ford ist in der jüngeren Vergangenheit nicht der Erste. Schon ab 2019 hat der Autobauer rund 6.000 Stellen abgebaut.

(dpa/mk)



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